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Studie zeigt: Krebsmedikamente müssten gar nicht so teuer sein

chemo therapie
Die Zürcher Wissenschaftler analysierten die Kosten für Krebsmittel in der Schweiz, Deutschland, England und Frankreich sowie in den USA.Bild: shutterstock

Krebsmedikamente müssten eigentlich gar nicht so teuer sein

Kosten von Krebsmedikamenten stehen oft in keinem Verhältnis zu ihrem medizinischen Nutzen. Zu diesem Schluss gelangt eine internationale Studie der Uni Zürich. Die Verfasser raten deshalb den Behörden, bei ungerechtfertigten Preisen Vergünstigungen auszuhandeln.
01.05.2020, 11:0501.05.2020, 12:32
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Immer mehr neue Krebsmedikamente kamen in den letzten Jahren auf den Markt und trotzdem sind die Preise für die Therapien in Europa und in den USA gestiegen. Dies treibt die Gesundheitskosten in die Höhe – «eine Herausforderung, nicht nur für das Sozialversicherungssystem in der Schweiz, sondern auch für Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt», heisst es in einer Mitteilung eines Forschungsteams der Universität Zürich und der Harvard Medical School.

Die Wissenschaftler um Kerstin Noëlle Vokinger, Professorin an der Universität Zürich, analysierten die Kosten für Krebsmittel in der Schweiz, Deutschland, England und Frankreich sowie in den USA. Die Preise von 65 neueren Onkologika für feste Tumore sowie für Blutkrebs wurden auf die monatlichen Behandlungskosten eines Standardpatienten angepasst.

Danach wurde die Wirksamkeit der Präparate, die sowohl von der amerikanischen wie den europäischen Zulassungsbehörden zugelassen worden sind, geprüft mittels zweier etablierter medizinischer Nutzenbewertungssysteme für Krebstherapien: dem «American Society of Clinical Oncology Value Framework» und dem «European Society of Medical Oncology Magnitude of Clinical Benefit Scale».

Die Studie zeigte klar, «dass es für die Schweiz, Deutschland, England und die USA keinen Zusammenhang gibt zwischen dem klinischen Nutzen von Krebsmedikamenten und ihren Preisen», erklärt Erstautorin Kerstin Vokinger in eine Mitteilung vom Donnerstag.

Amerikaner werden am stärksten geschröpft

Von den fünf untersuchten Ländern verzeichnen die USA die höchsten Preise, im Schnitt zahlt man dort doppelt so viel für dasselbe Medikament wie in Europa. Dies liegt laut Studienverfasser daran, dass dort der freie Markt spielt, während in Europa die Behörden die Kosten mit den Herstellern aushandeln.

Von den europäischen Ländern ist Grossbritannien am teuersten. Allerdings würden dort geheime Rabatte ausgehandelt, die Preise seien deshalb in Wirklichkeit tiefer als offiziell angegeben.

An dritter Stelle der Preis-Rangliste folgt die Schweiz. In Deutschland und Frankreich sind die untersuchten Arzneien günstiger zu haben. Frankreich ist dabei das einzige Land, in dem laut Studie die Preise einigermassen mit der verbürgten Nutzenbewertung korrelieren.

«Arzneimittel mit einer geringen Wirksamkeit sollten tiefere Preise haben als solche mit einer hohen Wirksamkeit», fordert Volkinger. «Die nationalen Behörden sollten bei ihren Preisverhandlungen vermehrt den Nutzen eines Medikaments miteinbeziehen». Nur so könne aufgrund der limitierten finanziellen Ressourcen der Gesundheitssysteme den betroffenen Patientinnen und Patienten der Zugang zu wichtigen Arzneimitteln gegen Krebs gewährleistet werden. (viw/sda)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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pun
01.05.2020 12:53registriert Februar 2014
Bin ich völlig falsch gewickelt oder sollten nicht nur die Wirksamkeit, sondern vor allem die Herstellungskosten ausschlaggebend für Medikamentenpreise sein? Oder ist das sowieso ausser Frage, weil die Pharmakonzerne nicht zugeben wollen, dass eine tausendfränkige Schachtel auch mit guter Marge für CHF 12.60 zu haben wäre?
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bebby
01.05.2020 13:10registriert Februar 2014
Solange die Preise für lebensverlängernde Medikamente so hoch sind, bleibt für die normale medizinische Versorgung zu wenig übrig. Inskünftig hätte ich lieber eine besser ausgebaute Grundversorgung, die auch mit Epidemien fertig wird, als dass ich mit 80 noch ein paar Jahre länger mit Krebs leben kann. Diese Diskussion sollte man schon führen.
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