Das sonnige Wetter mag viele freuen – doch nebst den Bauern wären auch Pollenallergiker inzwischen dankbar um ein paar nasse Tage.
Die Daten von MeteoSchweiz zeigen, dass es in den letzten Tagen teilweise bis zu sechs Mal so viele Pollen in der Luft hatte wie im Schnitt der letzten 20 Jahre.
Auf der Grafik zur Messstation in Bern ist zu sehen, dass es nicht nur deutlich mehr Birkenpollen hat als üblich, sondern, dass die Saison auch insgesamt eher früh gestartet ist. Das ist dem warmen Winter zu verdanken: Durch die milden Temperaturen haben die Birken schon sehr früh mit der Blütenausbildung begonnen.
Laut Dr. Regula Gehrig Bichsel von MeteoSchweiz hat man in Bern bis zu 3000 Birkenpollen pro Kubikmeter Luft gemessen. In Visp wurden diese Saison bereits bis zu 1500 Pollen, in Buchs SG fast 2500 Pollen und in Zürich an einem einzelnen Spitzentag sogar fast 5000 Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen.
Zu diesen Messwerten gibt es allerdings zwei Dinge anzumerken. Die schlechte Nachricht für Allergiker ist die: Bereits ab 10 Pollen pro m3 spricht man von einer mässigen, ab 70 Pollen pro m3 schon von einer starken Belastung. Bei der Birke liegt der Schwellwert zur sehr starken Belastung bei 300 Pollen pro m3.
Nun aber zur guten Nachricht: Laut einer Studie aus Frankreich leiden Allergiker zwar ab 300 Pollen pro m3 sehr stark unter dem Pollenflug – wenn dieser aber noch intensiver wird, verstärken sich die Symptome nicht weiter. Die oben erwähnte sechsfache Pollenkonzentration führt also glücklicherweise nicht zu einer sechsfachen Belastung – auch wenn sich das für viele so anfühlen mag.
Natürlich ist die Pollensaison in vollem Gange – für eine abschliessende Antwort, wie das Jahr 2020 abschneiden wird, ist es noch zu früh. Vergleicht man aber in unserem Beispiel die Konzentration der Birkenpollen für den Zeitraum vom 1. März bis zum 12. April, so spielt die diesjährige Saison – zumindest im Mittelland – vorne mit.
An den Messstandorten Zürich und Bern war es im Vergleich zu den letzten 20 Jahren die stärkste Birkensaison. In Buchs SG und Visp kam der Frühling nicht an bisherigen Rekordjahren vorbei. Die bisherige Saison belegt dort jeweils Rang 8.
Das warme und trockene Wetter gefällt den Birken besonders gut. Sie blühen stark und geben fleissig Pollen ab, die ihre Gene möglichst effizient via Luftweg an die Empfänger überbringen sollen.
Die warme Luft in den vergangenen Tagen und Wochen trieb diese Pollen in höhere Luftschichten. Dadurch konnten sie sehr leicht über grössere Distanzen transportiert werden. Dabei spielte es auch eine Rolle, dass es in den Nächten nur (verhältnismässig) wenig abkühlte – das hätte dazu geführt, dass die Pollenkonzentration zwischendurch wieder abnimmt.
Birkenbäume durchlaufen einen Zweijahres-Zyklus, welcher Einfluss auf die Anzahl Pollen hat. In einem Jahr investieren sie ihre Ressourcen ins eigene Wachstum und im darauf folgenden Jahr bilden sie mehr Blüten aus, um sich zu vermehren.
Obwohl das Frühlingswetter natürlich einen grossen Einfluss auf die Pollenbelastung hat, widerspiegelt sich dieser Zweijahres-Zyklus auch in den Pollenmessungen. Laut Regula Gehrig konzentrierten sich die Birken im vergangenen Frühling 2019 aufs Wachstum – und entsprechend bildeten sie in diesem Jahr sehr viele sogenannte Blütenkätzchen, welche Pollen abgeben.
Auch wenn die Birken zurzeit die grösste Plage darstellen: Bis in wenigen Wochen wird sich die Situation beruhigt haben. Während das für einige Allergiker endlich Ruhe bedeutet, läutet es bei anderen erst die Saison ein.
Neben Birken- und Eschenpollen haben nämlich inzwischen auf der Alpennordseite auch die Buche und die Eiche zu blühen begonnen.
Zudem wurden auf der Alpennordseite schwache Belastungen durch Gräserpollen – und auf diese reagieren mit 70% die allermeisten Heuschnupfen-Patienten in der Schweiz – gemessen. Im Tessin war der Gräserpollenflug über das vergangene Osterwochenende sogar schon mässig.
Wird wohl Zeit für einen Regentanz...