Nein, das Thurgauer Arznei-Unternehmen A. Vogel AG forscht schon seit fünf Jahren an Coronaviren und anderen Erkältungsviren. Der Wirkstoff aus der Sonnenhut-Pflanze wurde auch gegen Sars, Mers und andere Erkältungs- und Atemwegsviren getestet. Aus aktuellem Grund wurde nun Sars-CoV-2 in die neue Studie des Labors Spiez miteinbezogen und die Resultate wurden nun im britischen Fachmagazin «Virology Journal» publiziert.
In der Petrischale, also in-vitro, wurden Versuche mit menschlichem Gewebe aus Zellen der oberen Atemwege gemacht. Echinacea inaktivierte die vier untersuchten Coronaviren im Gewebe. Das am meisten verbreitete Erkältungsvirus HCoV-229E, Mers-CoV, Sars-CoV-1 sowie das neue Sars-CoV-2 wurden abgetötet. Das bestätigt frühere wissenschaftliche Studien, die nachgewiesen haben, dass der Wirkstoff des Roten Sonnenhuts einen anti-viralen Effekt hat.
Die Echinacea-Präparate haben verschiedene Wirkungen, aufgrund der Tausenden von Molekülen im Wirkstoff. Sie wirken vorbeugend und heilend. Sie wirken direkt gegen Viren, hemmen die Virus-Vermehrung, töten sie direkt ab und verhindern, dass sich die Viren in den Atemwegszellen anheften. Eine Echinaforce-Studie des St.Galler Virologen Werner Albrich aus dem Jahr 2018 zeigt zudem, dass der Wirkstoff auch entzündungshemmend wirkt und gleichzeitig das Immunsystem fördert. Fresszellen werden aktiviert, die Viren und Bakterien abtöten können. Ein weiterer Effekt ist, dass Echinacea die Anheftung von Bakterien an die menschlichen Atemwegszellen blockiert. Virus-Infekte bahnen oft bakterielle Infekte. Das heisst, das Virus-Infekt schädigt die Atemwegszellen und fördert dadurch das Eindringen der Bakterien in die Zellen. Dadurch kann ein bakterieller Superinfekt entstehen. Echinacea verhindert sowohl den Virus- als auch den Bakterieninfekt, wie der Forscher Albrich in seiner Studie herausgefunden hat. Zudem ist bei Echinacea keine Resistenz-Entwicklung bekannt, weshalb der Wirkstoff auch als Hoffnungsträger im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen gilt.
Die Studie zeigt, dass Echinacea vorsorglich zur Prophylaxe eingesetzt werden könnte. Sinn macht die die prophylaktische Behandlung gegen das Coronavirus gemäss den Studienautoren, weil der Wirkstoff nachgewiesen ein breites Wirkungsspektrum gegen Atemwegsviren hat, die entweder schwere Lungenerkrankungen oder Erkältungen verursachen. Die Studienautoren schreiben, dass gerade Beschäftigte im Gesundheitswesen, die schwere CoV-Infektionen behandeln, davon profitieren könnten, weil so die Übertragung und Morbidität hoch pathogener Coronaviren in der Allgemeinbevölkerung verringert werde. Aufgrund ihrer allgemeinen Wirkungsweise könnten neuartige zoonotische Coronaviren, wie bei SARS-CoV-2, auch empfindlich auf das Arzneimittel Echinaforce reagieren und möglicherweise eine zugängliche und kostengünstige prophylaktische Behandlung für andere neu auftretende Coronavirus-Infektionen bieten.
Getestet wurde Echinaforce in-vitro. In der Petrischale hat eine bestimmte Konzentration des Wirkstoffs zum 100-prozentigen Abtöten der Coronaviren geführt. Es stellt sich nun die Frage, ob die für eine anti-virale Wirkung nötigen Konzentrationen auch im menschlichen Körper erreicht werden können. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft finden die meisten Covid-19-Infektionen wahrscheinlich im Rachen statt. Echinacea wird als Tröpfchen eingenommen, gegurgelt oder als Tablette gelutscht. Im Rachen ist eine Konzentration wie in der Studie untersucht mit Gurgeln oder Lutschen wohl beinahe zu erreichen, so dass ein sehr hoher präventiver Schutz entsteht, wenn im Rachen die Viren direkt mit Echinacea in Kontakt kommen. In früheren klinischen Studien wurde eine grosse anti-virale Wirkung von Echinaforce insbesondere gegen behüllte Viren festgestellt. Sars-CoV-2 ist ebenfalls ein behülltes Virus. Weil Echinacea unspezifisch und sehr breit wirkt, könnte aufgrund der Resultate der früheren Studien also auch eine heilende Wirkung möglich sein. Abgeklärt wurde das mit der neuen Studie aber nicht.
Echinaforce wird aus dem dem roten Sonnenhut gewonnen. Aus dessen Frischpflanzen-Extrakt und Alkohol werden die Echinaforce-Produkte für den Handel hergestellt.
Nein, der Wirkstoff stammt vom Roten Sonnenhut und ist somit wie jede Pflanze nicht unumschränkt anbau- und lagerbar. Es gibt wie bei allen pflanzlichen Produkten also natürliche Grenzen bei der Herstellung.
(bzbasel.ch)