Sie gehören zu den grössten Rätseln der Astrophysik: Schnelle Radioblitze – sogenannte Fast Radio Burst (FRBs) – dauern nur wenige Millisekunden, setzen dabei aber so viel Energie frei wie die Sonne in 10'000 Jahren. Die Astronomen wissen nach wie vor nicht, was diese Radioblitze auslöst und woher genau sie kommen.
Die allermeisten dieser energiereichen Ereignisse wiederholen sich nicht – darum ist es auch so schwierig, sie zu analysieren und ihre Herkunft zu ermitteln. Bisher kannten die Forscher nur gerade zwei sogenannte «Repeater», also FRBs, die wiederholt blitzen: FRB 121102 und – erst seit wenigen Monaten bekannt – FRB 180814. Doch nun könnte die Wissenschaft den rätselhaften Radioblitzen näher auf die Spur kommen: Kanadische Astronomen haben, wie das Wissenschaftsmagazin «Science Alert» berichtet, gleich acht Repeater entdeckt.
Die Astronomen um Bridget Andersen und Emmanuel Fonseca von der McGill University hatten den Nordhimmel mit dem Radioteleskop des «Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment» (CHIME) durchforstet und die Signale zwischen August 2018 und März 2019 aufgefangen, wie sie auf ArXiv.org vermelden. Damit beträgt die Anzahl der bekannten Repeater zehn, was ein Indiz dafür ist, dass diese spezifischen FRBs häufiger sind, als man bisher angenommen hatte.
Der Befund der kanadischen Astronomen deutet darauf hin, dass manche der wiederholten FRBs intensiver sind als andere. Zwei der Repeater – FRB 180916 und FRB 181119 – sendeten mehr als zweimal, nämlich zehn- beziehungsweise dreimal. Die längste Pause zwischen den Ausbrüchen dauerte 20 Stunden.
Bei der mit zehn Ausbrüchen besonders aktiven Quelle folgten die Signale phasenweise: Die Quelle sendete, verstummte darauf mehrere Stunden und sendete dann erneut mehrmals hintereinander – ein Muster, das bereits vom ersten bekannten Repeater FRB 121102 bekannt war. Die neuen Daten zeigen überdies, dass die einzelnen Signale der Repeater jeweils ein wenig länger dauerten als Ausbrüche von FRBs, die nur einmal blitzten. Die Forscher stellten zudem fest, dass die Frequenz der Signale nach den ersten Ausbrüchen merklich abnahm. Die Astronomen sind sich noch nicht im Klaren, wie diese Befunde zu deuten sind, erhoffen sich aber Hinweise auf die Natur der Radioblitze.
So könnte es sein, dass die Repeater womöglich eine andere Ursache als die einmaligen FRBs haben. Letztere könnten beispielsweise durch die Verschmelzung von zwei Neutronensternen entstehen – ein Vorgang, der sich naturgemäss nicht an derselben Stelle wiederholt. Repeater hingegen haben möglicherweise mit rotierenden Neutronensternen zu tun, die ein extrem starkes Magnetfeld aufweisen – sogenannte Magnetare.
Wie immer, wenn es um Signale aus den Tiefen des Alls geht, stellt sich die Frage: Könnten sie künstlichen Ursprungs sein, also das Produkt einer ausserirdischen Zivilisation? Wer allerdings hofft – oder je nach Standpunkt – befürchtet, dies könnte hier der Fall sein, wird sich den Vorwurf des übertriebenen Optimismus oder eben Pessimismus gefallen lassen müssen. Ausschliessen lässt sich diese These zwar nicht einfach so, doch man sollte sich vor Augen halten, dass eine Annahme, die nicht widerlegt ist, deswegen noch lange nicht wahr sein muss.
Allein die gigantischen Energiemengen, die bei den FRBs im Spiel sind, verbieten eigentlich jeden Gedanken an einen künstlichen Ursprung dieser Radioblitze. Und der Astrophysiker Shriharsh Tendulkar von der McGill University dürfte mit seiner Einschätzung Recht behalten, die er anlässlich der Entdeckung von FRB 180814 abgab:
(dhr)
😂🤣
Ganz interessant das Thema FRB und es nimmt gerade volle Fahrt auf.