Mondsüchtige, Romantiker und Astronomiefans können sich auf ein seltenes Spektakel freuen: In der Nacht auf morgen fallen ein «Supermond» und ein «Blutmond» zusammen. Das hat es 1982 zum letzten Mal gegeben, und es wird bis zum Jahr 2033 dauern, bevor sich die Konstellation wiederholt.
Grund für den Blutmond ist eine totale Mondfinsternis, das heisst, die Erde steht auf einer geraden Linie zwischen Sonne und Mond, der dann im Kernschatten der Erde liegt. Der Erdtrabant ist aber trotz der Finsternis nicht unsichtbar; er schimmert – eben als Blutmond – in schwachem rotem Licht. Das rote, langwellige Sonnenlicht wird von der Erdatmosphäre stärker gebrochen als beispielsweise blaues Licht und in den Schattenkegel gestreut, wo es den Vollmond beleuchtet.
Das Phänomen Supermond wiederum entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren der Himmelsmechanik. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Tatsache, dass die Umlaufbahn unseres Trabanten um die Erde nicht kreisförmig, sondern elliptisch ist. Diese Ellipse wird zusätzlich noch durch den Einfluss der Sonne gestaucht oder gestreckt.
Im Mittel ist der Mond während seiner knapp 28-tägigen Reise um die Erde rund 384'000 Kilometer von uns entfernt; doch die Distanz kann dabei von 356'410 bis 406'740 Kilometer variieren. Der Unterschied zwischen dem erdnächsten Punkt, dem Perigäum, und dem erdfernsten Punkt, dem Apogäum, beträgt also im Maximum mehr als 50'000 Kilometer.
Die unterschiedlichen Entfernungen wirken sich auf den scheinbaren Durchmesser der Mondscheibe am Himmel aus – der Grössenunterschied kann rund 14 Prozent erreichen. Dies ist am deutlichsten zu beobachten, wenn eine Vollmondphase mit dem Perigäum, dem erdnächsten Punkt, zusammenfällt.
Dies ist am kommenden 28. September der Fall. Um 3.46 Uhr, kurz vor dem Höhepunkt der Mondfinsternis, steht der Mond nur 356'877 Kilometer von der Erde entfernt. Das ist die geringste Distanz des ganzen Jahres, wie die Astronomische Gesellschaft Winterthur mitteilt.
Astronomie-Interessierte, die sich die Supermond-Mondfinsternis nicht entgehen lassen wollen, müssen zum Wochenstart aber früh aufstehen: Das Naturschauspiel beginnt um 3.07 Uhr. Dann fängt der im Sternbild Fische stehende Vollmond an, den Kernschatten der Erde zu durchqueren. Etwa eine Stunde später ist die Mondscheibe voll in den Erdschatten eingetaucht und bleibt dort bis 5.23 Uhr sichtbar.
Nach 6.27 Uhr verlässt der Mond die zentrale Verfinsterungszone langsam wieder und geht um 7.30 Uhr am Westhorizont unter. Da die Morgendämmerung dann bereits eingesetzt hat, dürfte von der letzten Phase – der Halbschatten-Finsternis – von Mitteleuropa aus nicht mehr viel zu bemerken sein, wie es auf astronomie.info heisst.
Beobachten lässt sich die Mondfinsternis in der Schweiz praktisch überall gleich gut – gutes Wetter vorausgesetzt. Ideal ist ein klarer Himmel, Wolken stören immer. Auch künstliches Licht stört; es ist also nicht klug, sich das Spektakel unter einer Strassenlaterne anzuschauen. Die Finsternis ist in ihrer vollen Länge in vielen Ländern Europas, aber auch in Teilen Afrikas und Amerikas sichtbar.
Die totale Phase dauert diesmal 73 Minuten. Im Juni 2011 gab es in der Schweiz die längste totale Mondfinsternis seit mehr als zehn Jahren zu bestaunen. Damals dauerte die totale Phase 101 Minuten. Allerdings machten Wolken vielen Beobachterinnen und Beobachtern einen Strich durch die Rechnung.
Sollte sich das Naturschauspiel auch dieses Mal hinter Wolken verbergen, bietet sich in Europa die nächste Chance auf den Anblick einer totalen Mondfinsternis erst wieder am Abend des 27. Juli 2018. (dhr/sda)