Trotz zunehmender Kritik an Tesla-Chef Elon Musk haben die Aktionäre des Elektroautobauers dem Boss den Rücken gestärkt. Sie stimmten am Dienstag bei der jährlichen Versammlung dagegen, die Macht des schillernden Tech-Milliardärs im Unternehmen einzuschränken.
Die Investoren lehnten den Vorschlag an der Hauptversammlung im kalifornischen Mountain View ab, Musk die gleichzeitige Führung des Verwaltungsrats und des Vorstands zu verbieten. Auch blieb eine Initiative erfolglos, mit der die Wiederwahl von drei seiner Vertrauten – darunter Musks Bruder Kimbal – als Verwaltungsräte verhindert werden sollte. Am Markt kam das gut an, die Aktie drehte nachbörslich leicht ins Plus.
Gleichzeitig hat Tesla Pläne zum Bau eines Werks in Shanghai vorgestellt. Es handle sich um die erste «Gigafabrik» des Unternehmens ausserhalb der USA, sagte Tesla-Verkaufschef Robin Ren am Dienstag bei der Aktionärsversammlung in San Francisco.
Gespräche mit Regierungsvertretern in China diesbezüglich seien «grossartig» verlaufen. Weitere Details zu dem Werk würden in Kürze bekannt gegeben. Tesla-Chef Elon Musk sagte, damit der Konzern bezahlbare Autos herstellen könne, sei es «wichtig die Produktion mindestens auf die Kontinent-Ebene» zu bringen. Er hoffe zudem bis Jahresende den Ort für eine solche «Gigafabrik» in Europa festlegen zu können. Langfristig strebe Tesla weltweit zehn bis zwölf solcher Werke an.
Musk, der von seinen Anhängern angehimmelt und von Kritikern als Hochstapler bezeichnet wird, hatte in den vergangenen Monaten mit etlichen negativen Schlagzeilen zu kämpfen. Unfälle mit dem Fahrassistenzprogramm «Autopilot» sorgten wiederholt für Aufsehen, Probleme bereitet aber vor allem der stockende Start der Serienfertigung des Hoffnungsträgers Model 3.
Musk wirkte zuletzt zunehmend gereizt. Mit den Analysten hat es sich der Firmenchef gründlich verscherzt, als er sich vor einigen Wochen in einer Telefonkonferenz über «langweilige Deppenfragen» beklagte. Bei Twitter wetterte er kürzlich gegen die «grossen Medien» und angeblich unfaire Berichte. Am Finanzmarkt, wo es lange nur bergauf ging, sieht es nicht mehr so gut aus - die Tesla-Aktie ist im Jahresvergleich um 17 Prozent gesunken.
Musk zeigte sich zuversichtlich, die Fertigungsziele beim Hoffungsträger Model 3 zur Jahresmitte zu erreichen. Von dessen Erfolg hängen die langfristigen Gewinnaussichten des Unternehmens ab. «Das waren die schrecklichsten paar Monate, die ich je erlebt habe, aber ich glaube, wir kommen hin», sagte Musk den Aktionären.
Gegenüber den Investoren räumte er Schwierigkeiten ein: «Wir haben viele Fehler bei der Model-3-Produktion gemacht.» Er halte es jedoch für wahrscheinlich, dass Tesla bis Juni sein bereits mehrfach verschobenes Ziel erreicht, pro Woche 5000 Stück seines ersten günstigeren Autos zu fertigen. Das hatte sich Tesla eigentlich schon für Ende 2017 vorgenommen. Aktuell liegt die wöchentliche Produktionsrate laut Musk bei rund 3500 Autos.
Der Konzern könnte nach Ansicht von Analysten Kapitalbedarf haben. Musk selbst hat eine Kapitalerhöhung für dieses Jahr ausgeschlossen. (meg/sda/dpa/reu)