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Deutscher Billigbus-Anbieter baut Netz aus – und bringt Schweizer zu Spottpreisen nach Paris

Der deutsche Billigbus-Anbieter MeinFernbus Flixbus lockt noch mehr Schweizer Kunden an.
Der deutsche Billigbus-Anbieter MeinFernbus Flixbus lockt noch mehr Schweizer Kunden an.
Bild: KEYSTONE

Deutscher Billigbus-Anbieter baut Netz aus – und bringt Schweizer zu Spottpreisen nach Paris

Der deutsche Billigbus-Anbieter MeinFernbus weitet seinen Geschäftskreis aus – und fährt Schweizer zu Spottpreisen in die französische Hauptstadt.
20.09.2015, 09:2220.09.2015, 10:12
Benjamin Weinmann und Stefan Ehrbar / schweiz am sonntag
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Ein Artikel von Schweiz am Sonntag
Schweiz am Sonntag

Der deutsche Billigbus-Anbieter MeinFernbus Flixbus nimmt die internationale Paradestrecke der SBB ins Visier. Seit kurzem fährt das Unternehmen zweimal täglich zwischen Genf und Paris. Die siebenstündige Fahrt ist ab 9 Euro zu haben. Wie die «Schweiz am Sonntag» weiss, hat der deutsche Busbetreiber zudem vor kurzem die nötigen Bewilligungen für die Strecke Zürich – Basel – Offenburg – Paris erhalten und will damit den TGV zwischen der Deutschschweiz und Paris, der über die Gesellschaft TGV Lyria von den SBB und der französischen Staatsbahn betrieben wird, angreifen.

Auch zwischen der Schweiz und München baut MeinFernbus aus. Ab Mittwoch führt die Firma die Route Lörrach – Weil – Basel – Winterthur –St.Gallen – München ein, die zwei Mal täglich bedient wird. Winterthur wird damit zur neusten Destination im Netz der Deutschen, wie das «St.Galler Tagblatt» berichtet. Mit dem Halt in Weil, unweit von Basel entfernt, vollzieht MeinFernbus ein Buebetrickli.

Die rechtliche Lage erlaubt es der Firma heute nicht, Fahrten nur innerhalb der Schweiz anzubieten. Doch Basler, die den Katzensprung nach Weil machen, können von dort günstig nach Winterthur oder St.Gallen fahren. Ein Dorn im Auge dürfte den SBB, die unter der Fernbus-Konkurrenz leiden, aber vor allem die Achse Basel – München sein. Die Fahrt mit dem grünen Bus ist günstiger als der Zug und mit fünf Stunden Dauer zeitlich konkurrenzfähig.

Basel – München für 24.50 Euro

MeinFernbus-Sprecher Gregor Hintz bestätigt, dass der Bus auch aus Zeitgründen via Winterthur und nicht via Zürich fährt. Zudem gebe es bereits mehrere tägliche Direktverbindungen von Zürich nach München. St.Gallern bietet sich damit ebenfalls eine Zugalternative, wenn sie ans Münchner Oktoberfest reisen möchten, das gestern begonnen hat. Auf der Homepage wirbt der Anbieter mit Preisen von Basel und St.Gallen nach München ab 24.50 Euro.

Auf der Schiene wird die Strecke Zürich – München erst in einigen Jahren wieder attraktiver. Mit dem Fahrplanwechsel Ende Jahr verlängert sich die Reisezeit um einige Minuten, weil die Züge in den Takt eingebunden werden und neu in Wil und Gossau halten.

Die Fernbus-Offensive ist mit dem jüngsten Streckenausbau laut MeinFernbus-Sprecher Gregor Hintz nicht beendet. «Im Rahmen unseres Europa-Wachstums werden wir unser Netz in Italien und Frankreich ausbauen.» Dieses würde an Deutschland angebunden, sagt Hintz. «Und davon profitieren auch Schweizer Fahrgäste.» Mit der Entwicklung in der Schweiz sei man «sehr zufrieden».

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Auf Ablenkung
20.09.2015 10:06registriert Januar 2014
Fernbusse sind eine grosse Konkurrenz für den Schienenverkehr. Preislich kaum zu toppen. Was man aber leider ausblendet ist, dass die Fernbusse einiges weniger reguliert sind als die Schiene. Der öffentliche Auftrag ist nicht gegeben. Sprich: man konzentriert sich auf die lukrativsten Strecken. Eine flächendeckende Bedienung durch Busse bleibt somit Utopie. Fernbusse transportieren bisher keine Menschen in Rollstühlen, das kommt erst ab 2016. Hier sieht man sehr schön, dass es erst grossen regulatorischen Druck braucht, bis sich die Busbetreiber Richtung Service Public bewegen.
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stadtzuercher
20.09.2015 11:01registriert Dezember 2014
Die SBB kann locker konkurrenzfähig bleiben. Sie muss einfach die Löhne der Angestellten halbieren und Sozialleistungen wie Nachtarbeitszuschlag und Vaterschaftsurlaub streichen. Das werden sicher viele Wutbürger geil finden.
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