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«Man wollte mich weichkochen»

Raoul Weil: «Man wollte die UBS in die Knie zwingen und die Schweizer Regierung zur Aufgabe des Bankgeheimnisses zwingen, was ja auch gelungen ist.»
Raoul Weil: «Man wollte die UBS in die Knie zwingen und die Schweizer Regierung zur Aufgabe des Bankgeheimnisses zwingen, was ja auch gelungen ist.»Bild: Andrew Innerarity/REUTERS
Ex-UBS-Banker Raoul Weil 

«Man wollte mich weichkochen»

Nach seinem Freispruch in den USA äussert sich der ehemalige UBS-Banker Raoul Weil im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Er wirft der US-Justiz eine Zermürbungstaktik vor und vermutet politische Motive hinter der Anklage gegen ihn.
09.11.2014, 06:2909.11.2014, 08:24
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Raoul Weil
Raoul Weil mit seiner Frau Susan Lerch Weil vor dem Gerichtsgebäude in Fort Lauderdale, wo der Prozess gegen den ehemaligen UBS-Banker stattfindet.
quelle: ap/fr171174 ap / joe skipper
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Hinter der Anklage gegen ihn hätten «politische Motive» gestanden, sagte Weil im Interview. Weil war am Montag in Florida nach einem dreiwöchigem Prozess freigesprochen worden. «Man wollte die UBS in die Knie zwingen und die Schweizer Regierung zur Aufgabe des Bankgeheimnisses zwingen, was ja auch gelungen ist.»

Sein Fall habe aber gezeigt, dass nicht deklarierte Konti im Prinzip «völlig legal» seien. «Wenn der Entscheid des Richters früher gefallen wäre, hätten sich vermutlich weniger Schweizer Banken in die Kategorie 2 des US-Programms zur Beilegung des Steuerstreits eingereiht». Manche Banken hätten dies schlicht aus Angst getan.

 «Man hat versucht, mich zu zermürben»

Hart ins Gericht geht Weil mit der US-Staatsanwaltschaft, die ihn verhaften liess und angeklagt hat. «Man hat versucht, mich zu zermürben.» Indem ihm beispielsweise Millionen unsortierter Seiten zum Durchforsten geschickt worden seien, sei er zu einem zehnmonatigen Hausarrest «gezwungen» worden. Auch in seiner Zeit im Gefängnis sei er schikaniert worden. «Man wollte mich weichkochen.»

Er wirft den Staatsanwälten auch vor, den Aussagen der Zeugen – etwa Martin Liechti, dem ehemaligen Leiter des amerikanischen Offshore-Geschäfts – zu viel geglaubt zu haben. «Sie haben alles, was diese Herren zwischen April und Oktober 2008 erzählten, für bare Münze genommen.»

Entscheidend für den Freispruch sei schliesslich gewesen, dass seine Anwälte den Geschworenen hätten zeigen können, «dass längst nicht alles illegal war, was die Staatsanwaltschaft als illegal verkaufte». Diese habe eine «emotionale» Kampagne geführt.

Warum er sich überhaupt einem Prozess stellte und keinen Vergleich anstrebte, begründet Weil damit, dass Untersuchungen der UBS und der Bankenkommission ihm eine weisse Weste bescheinigt hätten: «Ich hatte die Sicherheit, dass ich mir nichts vorzuwerfen hatte und es somit auch nicht so leicht sein würde, mich zu kriminalisieren.»

Kritik an Schweizer Justiz

Scharfe Kritik übte Weil erneut daran, dass die Zeugen der Anklage für ihre Deals mit der US-Justiz trotz Schweizer Bankgeheimnis Angaben über UBS-Kunden machten, dafür aber von der Schweizer Justiz offenbar nicht belangt werden. «Ich finde es störend, dass einige Schweizer Banker solche Deals eingegangen sind, nur weil sie davon ausgehen konnten, in der Schweiz straffrei zu bleiben», sagte Weil.

Nun wolle er «zuallererst einmal ausruhen», sagte Weil zu seiner Zukunft. Es sei eine ermüdende und belastende Zeit gewesen. «Ich will mich noch nicht festlegen, was in ein paar Monaten passiert.» (sda)

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