Die Lockerung der Coronavirus-Massnahmen kommt. Der Bundesrat hat am Donnerstag bekanntgegeben, was um Punkt Mitternacht am Montag des 27. Aprils wieder fürs Publikum öffnen darf.
Die Landesregierung ergänzte die Liste der offenen «Einrichtungen und Veranstaltungen» um vier weitere Punkte, die vom Verbot oder einer Schliessung nicht betroffen sind, sofern sie ein Schutzkonzept vorlegen können. Aufatmen können nun neu:
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Die betroffenen Branchen zeigten sich am Donnerstagabend – wenig überraschend – sehr erfreut über die Lockerung. So etwa JardinSuisse, der Verband der Gärtnerinnen und Gärtner in der Schweiz. Die Coronavirus-Krise traf die Branche im wohl unglücklichsten Zeitpunkt: Das Land erlebt seit Tagen einen sonnigen Frühlingsstart, nur auf den heimischen Balkonen blüht es kaum.
Freude auch bei Coiffuresuisse, wie Verbandspräsident Damien Ojetti sagt: «Der Entscheid freut uns natürlich. Wären die Salons weiterhin geschlossen geblieben, wäre die Gefahr vor Konkursen noch mehr angestiegen.»
Stellt sich die Frage: Warum hatten diese Branchen Erfolg? Hat man besser beim Bundesrat lobbyiert? Ojetti dementiert das: «Nein, darum geht es nicht. Wir haben uns einfach die Frage gestellt, wie es in der Krise weitergehen soll. Schutzkonzepte haben wir schon früh erarbeitet und diese ans Büro von Herrn Bundesrat Parmelin weitergeleitet.»
Bundesrat Alain Berset erklärte an der Pressekonferenz das Vorpreschen bei «personenbezogenen Dienstleistungen»: Bei Coiffeuren, Massagepraxen oder Kosmetiksalons stehe man im direkten Kontakt mit der Kundin oder dem Kunde.
Die Bemühungen haben offenbar gewirkt. Denn obwohl im Coiffeur-Geschäft ein näherer Personenkontakt herrscht, können die bereits am 27. April ihre Türen öffnen. Kleinere Detailhändlerinnen müssen noch bis am 11. Mai warten. Davon betroffen sind jene Verkaufslokale, die nur nicht-lebensnotwendige Güter im Sortiment haben.
Der Gewerbeverband spricht von «massiver Diskriminierung». In der Mitteilung, die nicht mal eine Stunde nach Beginn der bundesrätlichen Pressekonferenz verschickt wurde, wird die Besserstellung von Grossverteilern kritisiert. Gemeint sind die Detaillisten Coop, Migros und Co.: Sie mussten während der ganzen Krise nicht schliessen, während Kleinstlädeli mit wenig Kundschaft (aber viel Social Distancing) noch bis Mitte Mai warten müssen.
«Wir fordern vom Bundesrat, dass er diesen Fehlentscheid korrigiert», sagt Gewerbeverband-Präsident Hans-Ulrich Bigler im Gespräch mit watson und sagt, dass seine Organisation bei der Landesregierung intervenieren werde.
Grosse Enttäuschung auch bei Gastrosuisse. Zwar zeigte sich schon in der Vorberichterstattung über mögliche Lockerungsmassnahmen, dass der Bundesrat sich nicht auf ein bestimmtes Datum für die Öffnung von Beizen, Restaurant und Bars festlegen will.
Dass sich die Landesregierung nun aber mit keinem Wort zur Branche äussert, stösst beim obersten Gastronomen der Schweiz sauer auf. Verbandspräsident Casimir Platzer sagt: «Mit der Nicht-Kommunikation lässt uns der Bundesrat völlig im Ungewissen und ohne Perspektive.»
Sein Verband schlug dem Bundesrat vor Tagen ein Lockerungskonzept vor, der etwa die Limitierung eines Restaurants auf eine bestimmte Anzahl Gäste pro Quadratmeter oder Mindestabstand zwischen den Tischen vorsah. Ohne Erfolg. «Über weitere Etappen hat der Bundesrat noch keine Beschlüsse gefasst», heisst es in einer Mitteilung aus Bern.
Die Branchenpartner der Schweizer Gastronomie und Hotellerie lancierten vor Tagen die Webseite «Help Gastro», auf der Bürgerinnen und Bürger ihre «Lieblingslokale» unterstützen können. «Der Entscheid, oder besser gesagt ‹Nicht-Entscheid› des Bundesrates zur Gastronomie verstärkt nun die Notwendigkeit von solchen Aktionen», sagt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verband und warnt, dass es nun für «viele Betriebe damit um die Existenz» gehe.
Bester Spruch, den ich dazu gelesen habe: Man hört ja auch nicht auf zu verhüten, weil man bisher noch nicht schwanger geworden ist ;)