Wirtschaft
Raiffeisen

Mit diesen zwielichtigen Geheimdeals kassierte Pierin Vincenz Millionen

Pierin Vincenz, Vorsitzender der Geschaeftsleitung, spricht an der Bilanzmedienkonferenz der Raiffeisen Gruppe, am Freitag, 27. Februar 2015, am Hauptsitz in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Gefallener Banken-König: Pierin Vincenz sitzt seit 2 Wochen in U-Haft. Bild: KEYSTONE

Mit diesen fragwürdigen Geheimdeals kassierte Pierin Vincenz Millionen

Neue Enthüllungen im Raiffeisen-Skandal: Der gestürzte Präsident Rüegg-Stürm wollte dem früheren CEO Vincenz eine verdeckte Abgangsentschädigung zahlen. Doch auch dieser kümmerte sich eifrig um Geldvermehrung. 
11.03.2018, 02:5811.03.2018, 09:41
Mehr «Wirtschaft»

Seit gut zwei Wochen schmort Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz in U-Haft. Und wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe sich bei der Übernahme von Firmen durch die Raiffeisen-Bank und den Zahlungsabwickler Aduno unrechtmässig bereichert.

Doch Dokumente, die der Sonntagszeitung vorliegen, zeigen: Vincenz verdiente an zwei undurchsichtigen Deals fast 5 Millionen! 

Ein gutes Geschäft für Vincenz und den ebenfalls in Untersuchungshaft sitzenden Geschäftspartner Beat Stocker war der Kauf der Firma Commtrain durch Aduno. Sie erhielten dank einer verdeckten Beteiligung 4,2 Millionen Franken, «wovon Herr Vincenz 1,7 Millionen Franken erhielt». Bei einem zweiten Deal erhielt Vincenz rund 3 Millionen Franken, angeblich als Darlehen. Die Staatsanwaltschaft spricht allerdings von «möglicherweise zu unrecht erhaltenen Vermögenswerten». Angeblich soll Vincenz in diesem Zusammenhang seinen Nachfolger, Patrik Gisel, belogen haben.

Patrik Gisel, CEO Raiffeisen Gruppe an der Bilanzmedienkonferenz in Zuerich am Freitag, 2. Maerz 2018. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Hat Vincenz auch den aktuellen Raiffeisen-Chef Gisel belogen? Bild: KEYSTONE
Vincenz drohte Journalisten mit Klage
Gleichzeitig schreibt der «SonntagsBlick» in derselben Angelegenheit, dass Vincenz und der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzende Geschäftspartner Beat Stocker von Anfang an versucht hätten, die Berichterstattung über die heiklen Transaktionen zu verhindern und mit juristischen Konsequenzen gedroht hätten. Zu einer formellen Klage sei es aber zum Beispiel bei Publikationen auf «Inside Paradeplatz» – trotz zahlreicher juristischer Manöver – nicht gekommen.

Vincenz bestritt stets, dass er illegal gehandelt habe. Ein Gutachten von Aktienrechtler Peter Forstmoser, das den Aduno-Deal rechtfertigen sollte, entpuppt sich jetzt aber als wertlos, denn der renommierte Jurist war nicht unabhängig. Wie er selber zugibt, vertrat sein Büropartner gleichzeitig Vincenz als Privatanwalt. Bezahlt hat alle Anwaltsrechnungen die Raiffeisen-Gruppe. Es gilt die Unschuldsvermutung. 

Rüegg-Stürm stolperte über goldenen Fallschirm

Johannes Rueegg-Stuerm, ehemaliger VR-Praesident Raiffeisen an einer Medienkonferenz der Raiffeisen in Zuerich am Freitag 9. Maerz 2018. Der Wirtschaftsprofessor Pascal Gantenbein uebernimmt als Praes ...
Raiffeisens Ex-Präsdient Rüegg-Stürm.Bild: KEYSTONE

Einen wertvollen Verbündeten hatte Vincenz im abtretenden Raiffeisen-Präsidenten Johannes Rüegg-Stürm. Dieser versuchte ihm beim Abgang einen fünfjährigen Beratervertrag mit einem jährlichen Honorar von 500'000 Franken zuzuschanzen, wie die Sonntagszeitung weiter schreibt. Rüegg-Stürm kam damit zwar nicht durch – er wurde vom Verwaltungsrat gestoppt. Aber diese Episode spielte eine wesentliche Rolle bei der Frage, ob er gehen müsse. Bereits vor einem Monat kam es zu einer Revolte der Raiffeisen-Regionalpräsidenten. Sie verlangten Rüegg-Stürms Abgang. Sie bekräftigten diese Forderung, nachdem der Präsident vergangenen Sonntag angekündigt hatte, noch mindestens bis 2020 bleiben zu wollen.

(amü)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P. D.
11.03.2018 07:38registriert Oktober 2015
Peter Forstmoser, der den Aduno-Deal rechtfertigen sollte, vertrat Vincenz gleichzeitig als Privatanwalt !

Mann o Mann. Das wird ja immer bunter.

Mir fällt auf, dass Vincenz bei allem nicht gerade clever vorgegangen ist. Alles was er eingefädelt hat, um nicht aufzufliegen, ist geradezu stümperhaft aufgegleist worden.

Ja, Herr Vincenz, Sie hätten sich besser um die Sparbüechli Ihrer Kunden gekümmert. Bescheissen will nämlich auch gelernt sein.

Und jetzt mein Lieblingssatz :

Es gilt die Unschuldsvermutung.
994
Melden
Zum Kommentar
avatar
G. Nötzli
11.03.2018 04:54registriert Juni 2015
Wie die Zeit doch noch die Leute einholt...

Traurig für die Raiffeisenbank und ihre Mitarbeiter. Die Führung hat ihre Reputation zerstört!
902
Melden
Zum Kommentar
avatar
moedesty
11.03.2018 03:41registriert Oktober 2016
korruption swiss-sytyle.
812
Melden
Zum Kommentar
16
1MDB-Prozess: Verteidigung verlangt vollständige Freisprüche

Im 1MDB-Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona haben die Verteidiger auf Freispruch plädiert. Sie machten Ausführungen zu geopolitischen Fragen und analysierten Unterlagen, um die Strafkammer von der Ehrlichkeit der beiden Angeklagten zu überzeugen.

Zur Story