Wirtschaft
Raiffeisen

Rita Fuhrer und Angelo Jelmini verlassen Raiffeisen-VR.

Pascal Gantenbein an einer Medienkonferenz der Raiffeisen in Zuerich am Freitag, 9. Maerz 2018. Der Wirtschaftsprofessor Pascal Gantenbein uebernimmt als Praesident interimistisch per sofort die Leitu ...
Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident Pascal Gantenbein.Bild: KEYSTONE

Knall bei Raiffeisen: Rita Fuhrer und Angelo Jelmini verlassen den Verwaltungsrat

16.06.2018, 17:3416.06.2018, 20:00
Mehr «Wirtschaft»

Bei der Raiffeisen Schweiz ist es an der Delegiertenversammlung zu weiteren Abgängen aus dem Verwaltungsrat gekommen. Neben bereits angekündigten Rücktritten verzichteten auch die Zürcher Alt-Regierungsrätin Rita Fuhrer (SVP) und der Tessiner Politiker Angelo Jelmini (CVP) angesichts des Unmuts der Delegierten auf eine Wiederwahl.

«Wir sind mit dem Verwaltungsrat sehr unzufrieden», bestätigte Kurt Sidler als Vertreter der Raiffeisen-Regionalverbände an einer Medienkonferenz im Anschluss an die Versammlung in Lugano.

Rita Fuhrer, Alt-Regierungsraetin Kanton Zuerich, links, spricht an der Seite von Karin Keller-Sutter, Staenderatin FDP-SG, waehrend einer Medienkonferenz "Frauen gegen Einheitskasse" am Die ...
Ehemalige SVP-Regierungsrätin aus Zürich: Rita Fuhrer.Bild: KEYSTONE

Die Geschehnisse der Jahre 2012 bis 2015 hätten die Delegierten «sehr verärgert». Die Versammlung sei «im Zeichen der Aufklärung der Vergangenheit» aber auch der «Zukunftsfähigkeit» gestanden, betonte derweil Raiffeisen-Vizepräsident Pascal Gantenbein.

Turbulente Monate

Fuhrer und Jelmini hätten mit dem Rückzug ihrer Kandidatur für das Gremium auf die Situation an der Delegiertenversammlung reagiert, sagte Gantenbein. Fuhrer hatte ursprünglich erst 2019 und Jelmini 2020 zurücktreten wollen.

Zudem wird nun Philippe Moeschinger im Herbst 2018 und damit früher als geplant zurücktreten. Dagegen wurden mit Rolf Walker und Thomas Rauber zwei neue Verwaltungsräte gewählt.

«Es waren die turbulentesten zwölf Monate in der Geschichte der Raiffeisen-Gruppe», sagte Gantenbein, der sich an der im November 2018 angesetzten ausserordentlichen Delegiertenversammlung für das Amt des Präsidenten bewerben will. Die Glaubwürdigkeit der Raiffeisen-Gruppe habe gelitten, räumte er ein. Die Hauptschuld daran trage Pierin Vincenz.

Neues Vergütungsmodell

Die Abstimmung über die Erteilung der Decharge wird nun auf die ausserordentliche Delegiertenversammlung vom November 2018 oder auf die ordentliche Delegiertenversammlung 2019 verschoben. Damit hätten die Delegierten die Gelegenheit, sich vorgängig ein vollständiges Bild über die Resultate des Verfahrens und der unabhängigen Untersuchung zu machen.

Für heftige Diskussionen sorgten an der Delegiertenversammlung aber auch die Lohnerhöhung der Raiffeisen-Verwaltungsräte um rund 44 Prozent im Jahr 2017, wie Kurt Sidler als Vertreter der Regionalverbände sagte. Die Verbandsvertreter hätten gefordert, dass künftig ein «vernünftiger Rahmen» für die Entlöhnung gefunden werde.

Eine Arbeitsgruppe soll nun ein neues Vergütungsmodell erarbeiten, das an der kommenden Versammlung im November zur Abstimmung gebracht werden soll. Dieses werde sicherlich die Publikation eines eigenen Vergütungsberichts beinhalten, hiess es auf Nachfrage.

Untersuchung 2018 abschliessen

Die interne Aufarbeitung der Vincenz-Ära durch eine Untersuchungsgruppe unter der Leitung von Professor Bruno Gehrig ist bisher nicht auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten von Pierin Vincenz gestossen. Dabei sei vor allem die Übernahme der Privatbank Wegelin, der späteren Notenstein, sowie der Bank La Roche im Zentrum gestanden, sagte Gehrig an der Medienkonferenz.

Vertieft untersucht worden seien insgesamt etwa zwei Dutzend Beteiligungen. Es sei geplant, diese Analysen bis zur ausserordentlichen Delegiertenversammlung vom November 2018 abzuschliessen. Ausgeklammert wurden allerdings Vorkommnisse um die Raiffeisen-Beteiligung Investnet, die im Zentrum der Strafuntersuchungen der Zürcher Staatsanwaltschaft stehen.

Reaktion auf Finma

Der am Donnerstag bekannt gewordenen harschen Kritik der Finanzmarktaufsicht Finma an den Raiffeisen-Strukturen habe die Genossenschaftsbank zum Teil bereits Genüge getan, gab sich Gantenbein überzeugt. «Solche Dinge wie im Jahr 2015 können heute nicht mehr stattfinden», sagte er.

Die Finma hatte dem Verwaltungsrat in einem Enforcement-Bericht vorgeworfen, die Aufsicht über den ehemaligen CEO Pierin Vincenz vernachlässigt und Interessenkonflikte ungenügend gehandhabt zu haben. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Eron
16.06.2018 18:18registriert März 2017
Rita Fuhrer taucht nicht zum ersten Mal auf wenn darum geht in einem VR zu versagen ... Geld verdienen, versagen, nächstes Mandat! Das ist symptomatisch bei vielen Regierungsmitgliedern, Ex Politikern im In- und Ausland. Es wird einmal Zeit dass man die Haftung einführt!
1233
Melden
Zum Kommentar
3
Finma genehmigt ZKB-Notfallplan – Postfinance muss noch liefern

Die Finanzmarktaufsicht Finma hat die Notfall- und Stabilisierungspläne von inlandorientierten systemrelevanten Banken unter die Lupe genommen. Erstmals bewertete sie dabei den Notfallplan der Zürcher Kantonalbank (ZKB) als umsetzbar, jenen der Postfinance hingegen nach wie vor nicht.

Zur Story