Klar, dass man nicht wirklich im Voraus daran denkt, wenn man zusammenzieht, eine Familie gründet oder heiratet: dass eine Beziehung vielleicht nicht fürs Leben gemacht ist oder es plötzlich ganz anders kommen kann, als du denkst.
Ich erlebe es in Gesprächen immer wieder, dass das Leben sehr unerwartete Wendungen nimmt und oft ist einiges an Überraschungen mit dabei. Von langer Hand eine Trennung oder Scheidung geplant zu haben, davon berichten die wenigsten, darüber nachgedacht vielleicht, aber oft ist es dann eine Kleinigkeit, die das Fass zum Überlaufen bringt. Vorausplanen kann man für sowas nur in der Theorie.
Aber zu wissen, was denn so alles auf einen zukommen könnte, kann helfen, kostspielige Fehler zu vermeiden. Ich habe hier ein paar Fakten zum Thema Trennung und Scheidung zusammengetragen, die euch für den Fall der Fälle eine Übersicht verschaffen.
Gemäss dem BfS (2020):
In 61% der getrennten oder geschiedenen Ehen haben Eltern die gemeinsame elterliche Sorge für die Kinder. Wenn nur einer die elterliche Sorge hat, dann ist es in 9 von 10 Fällen die Mutter, dies trifft vor allem zu, je jünger die Kinder bei der Trennung sind. Die Mehrheit der Kinder von getrennt lebenden oder geschiedenen Eltern wohnt hauptsächlich bei der Mutter.
48% aller Geschiedenen leben nach der Scheidung alleine. Bei den Einelternhaushalten überwiegen Frauen (26% vs. 8% Männer).
Gemäss BfS weisen 25- bis 64-jährige geschiedene Frauen eine höhere Arbeitsmarktbeteiligung auf als gleichaltrige verheiratete Frauen. 2018 waren 80,3% der geschiedenen Frauen erwerbstätig, arbeiteten mit einem höheren Beschäftigungsgrad (77% ggü. 60%) und fast doppelt so viele arbeiteten Vollzeit (45,7% geschiedene Frauen vs. 24,8% verheiratete Frauen).
Da es sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten und Fälle gibt, sind hier als Übersicht nur die wichtigsten Grundzüge für den Fall einer Scheidung aufgeführt.
Die Ausgabenstruktur verändert sich, aber auch Ausgaben für Alimente können stark ins Gewicht fallen. Gemäss BfS machen diese etwa 23% des monatlichen Budgets aus. Dabei wird die Höhe der Alimente jedoch nicht nur gemäss des Bedarfs festgelegt, sondern auch aufgrund der finanziellen Möglichkeiten. Zusätzlich zu den Veränderungen im Budget fallen auch die Kosten für das Scheidungsverfahren selbst an. Diese setzten sich zusammen aus Gerichtskosten und den jeweiligen Anwaltskosten.
In der Schweiz werden drei Güterstände unterschieden: Errungenschaftsbeteiligung (die häufigste Form), Gütergemeinschaft und Gütertrennung. Die Errungenschaftsbeteiligung gilt immer dann, wenn nicht durch Ehevertrag ein anderer Güterstand vereinbart wurde. Dabei wird unterschieden zwischen «Eigengut» das nicht geteilt wird (z.B. alles, was dir schon vor der Ehe gehört hat oder zu dem die Ehe nichts beigetragen hat) und «Errungenschaft», alle Vermögenswerte, ihr zusammen während der Ehe entgeltlich erworben habt, (z.B. Vermögenswerte, Personalfürsorgeeinrichtungen, etc.) Die Errungenschaft wird ohne eine andere Vereinbarung (Ehevertrag) zur Hälfte geteilt. Für Vermögenswerte, die nicht zweifelsfrei zum Eigengut gehören, muss man beweisen, dass es ein Eigengut ist, sonst fällt der Vermögenswert in die Errungenschaft.
Eine Scheidung hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Vorsorgegelder:
Wenn man sich nicht selbst einigen kann, wer auszieht oder ob eine andere Regelung getroffen wird, dann entscheidet das Eheschutzgericht. Herrscht bei der Scheidung keine Einigung und hat das Eheschutzgericht keine Anordnung getroffen, dann wird das Scheidungsgericht nach Zweckmässigkeitsgründen darüber entscheiden und einem der Ehegatten die Wohnung vorläufig, d.h. für die Dauer des Scheidungsverfahrens, zuweisen.
Ein Allgemeinrezept für Scheidung und Trennung gibt es nicht. «Vorbereiten» kann man sich für den Fall vor allem zum einen durch die Regelung des Güterstandes bei Heirat (z.B. wer es ganz genau haben will, kann einen Ehevertrag in Erwägung ziehen). Auch lohnt es sich, alle Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, um beruflich einen guten Anschluss zu haben, auszuschöpfen sowie eine Absicherung für die Kinder sicherzustellen und gute Informationen inklusive Finanzplanung und Budget zu beschaffen, da sich die finanzielle Situation vor und nach der Trennung grundlegend verändern kann.
Da es sehr viele verschiedene Ausnahmen und Möglichkeiten gibt, ist Beratung von einem Experten im Ernstfall sicher hilfreich. Aber am schönsten ist es, wenn dieser Fall gar nicht auftritt 😊.