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EZB-Chef Draghi dämpft Zinsfantasien: Euro im Höhenflug – Franken wird schwächer

Das Hauptquartier der EZB in Frankfurt.
Das Hauptquartier der EZB in Frankfurt.
Bild: AP

EZB-Chef Draghi dämpft Zinsfantasien: Euro im Höhenflug – Franken wird schwächer

21.04.2016, 14:1221.04.2016, 16:13
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Der EZB-Rat belässt den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, auf dem Rekordtief von null Prozent. Das teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit. Der Strafzins für Geld, das Finanzinstitute über Nacht bei der Notenbank parken, beträgt weiterhin 0.4 Prozent.

Die Absage von weiteren Zinssenkungen durch EZB-Chef Mario Draghi hat dem Euro am Donnerstag zu einem Höhenflug verholfen. Die Gemeinschaftswährung legte vor Beginn der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) zu und kratzte an der Marke von 1,10 Franken.

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Das vor allem in Deutschland umstrittene milliardenschwere Programm zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren wurde ausgeweitet. Die Notenbank kauft seit April Papiere im Volumen von 80 Milliarden Euro monatlich, zuvor waren es 60 Milliarden Euro. Das Programm läuft bis mindestens März 2017. Zugleich brummte die EZB Banken höhere Strafzinsen auf. Ausserdem gibt es ab Sommer neue billige Langfristkredite für Geldhäuser.

Pulver noch nicht verschossen

Mit diesem bisher einmaligen Massnahmenbündel will die EZB die Kreditvergabe im Euroraum ankurbeln und so Konjunktur und Inflation anschieben. EZB-Präsident Mario Draghi hatte betont, die Notenbank habe damit ihr Pulver noch nicht verschossen. Die Tür für weitere Massnahmen - einschliesslich Zinssenkungen – dürfte offen und «Helikoptergeld» ein Thema bleiben, erklärten Experten der Bayerischen Landesbank.

Draghi hatte «Helikoptergeld» – zielgenaue Finanzspritzen an Unternehmen und Verbraucher direkt von der Zentralbank unter Umgehung des normalen Bankensektors – zuletzt auf Nachfrage als «sehr interessantes Konzept» bezeichnet. Im Rat der Notenbank habe man solche Ideen allerdings bisher nicht genauer erörtert.

Umstrittener Nutzen

Bislang kommt das viele billige Zentralbankgeld nicht im gewünschten Mass in der Wirtschaft an. Die Wirtschaft im Euroraum erholt sich nur schleppend, die Inflation ist nach wie vor im Keller.

Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Konsumenten könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es bald noch billiger wird. Die EZB strebt daher mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2.0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.

Die ultralockere Geldpolitik der Notenbank ist allerdings umstritten. Vor allem aus Deutschland hagelte es zuletzt Kritik. Unionspolitiker warfen der EZB vor, sie enteigne die deutschen Sparer. (dwi/sda/dpa)

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