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Die Chinesen verlieren die Lust auf Gold

Goldener Lamborghini in Peking.
Goldener Lamborghini in Peking.Bild: AP
Finanzmärkte

Die Chinesen verlieren die Lust auf Gold

Die Nachfrage nach dem gelben Metall stagniert, der Goldpreis stürzt ab.
15.04.2014, 19:0123.06.2014, 14:36
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Die Gold-Fans müssen derzeit bös unten durch. Letztes Jahr ist der Goldpreis um 28 Prozent gesunken, der tiefste Fall seit 1981. Und auch im laufenden Jahr rechnet der Produzentenverband World Gold Council mit stagnierenden oder gar fallenden Preisen. Der Grund: Die Chinesen haben derzeit wenig Lust auf das gelbe Metall.

Dabei war der Goldhunger der Chinesen lange eine treibende Kraft hinter dem Höhenflug des Goldpreises. Allein letztes Jahre schnellte die Nachfrage aus China rund einen Drittel in die Höhe und machte China zum grössten Goldimporteur der Welt, grösser noch als Indien. Jetzt hat dieser Boom ein Ende. Das «Wall Street Journal» zitiert aus dem Prognosebericht des Branchenverbandes World Gold Council: «Chinesische Verbraucher haben Schmuck- und Bargeldkäufe vorgezogen, was das Nachfragewachstum im Jahr 2014 begrenzen dürfte.» 

Sinkt der Goldpreis auf 1200 Dollar pro Unze?

So oder ähnlich wird Gold abgebaut
So oder ähnlich wird Gold abgebautBild: Reuters

Im vergangenen Jahr hat China insgesamt 1,187 Tonnen importiert. Derzeit jedoch stagniert der Bedarf. Deshalb spekulieren Goldhändler darauf, dass der Goldpreis von aktuell 1320 Dollar pro Unze auf 1200 Dollar fallen könnte. 

Sollte die chinesische Wirtschaft die derzeit schwierige Phase überwinden, dann rechnet der World Gold Council damit, dass die Chinesen bald wieder Appetit auf das gelbe Metall bekommen werden. Sie sind als Gold-Käufer bekannt und haben zudem wenig andere Anlage-Optionen. 

Der Mechanismus des Goldpreises ist in Verruf geraten

Nicht nur die nachlassende Nachfrage aus Fernost macht dem Goldpreis zu schaffen. Die «Financial Times» berichtet heute auch, dass die Art und Weise, wie der Goldpreis bestimmt wird, ins Zwielicht geraten ist. Der Richtpreis der im World Gold Council versammelten Goldprofis wird nämlich nicht an einer Börse bestimmt, sondern zweimal täglich in einem Büro in London. Jeweils um 10:30 und um 15:00 Uhr geben die Vertreter von fünf Banken an einem Konferenztelefon-Gespräch bekannt, ob sie Gold zum aktuellen Preis kaufen oder verkaufen würden. 

Dieses archaische System wurde 1919 von der Bank Rothschild ins Leben gerufen. Die Namen der fünf beteiligten Banken haben seither gewechselt, das System ist geblieben. Derzeit wird die Runde gebildet von: HSBC, Deutsche Bank, Scotiabank, Barcklays und Société Générale.

Goldschmuck in einem chinesischen Shoppingcenter
Goldschmuck in einem chinesischen ShoppingcenterBild: Keystone

Die Deutsche Bank steigt aus 

Die Deutsche Bank möchte aussteigen und ihren Sitz an die Industrial and Commercial Bank of China verkaufen. Möglicherweise wird das System auch gänzlich abgeschafft. Nach den verschiedenen Skandalen mit manipulierten Standards, insbesondere der Libor-Skandal, ist auch dieses Verfahren in den Verdacht geraten, Insidergeschäften Vorschub zu leisten. Zwei Finanzprofessoren der University of Western Australia, Andrew Caminschi und Rachard Heaney haben das System untersucht und Zweifel daran geäussert. «Stellen Sie sich vor, fünf Aktienhändler würden sie mitten am Tag treffen, würden eine Art Privatauktion durchführen und diese hätte einen grossen Einfluss auf alle Aktienkurse, dann würde man diesen Prozess auch einmal genauer unter die Lupe nehmen», erklärt Professor Caminschi in der «Financial Times».

Auch beim World Gold Council denkt man daran, das 95 jährige System zu modernisieren. So soll etwa der Auktionsprozess elektronisch erfasst, die Daten in Echtzeit analysiert und extern überwacht werden.  

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