GM und Ford, die beiden US-Autogiganten, haben ein paar sehr fette Jahre hinter sich. Beide haben Milliarden Dollars verdient und die Krise vor zehn Jahren vergessen lassen. Auch die Aktionäre müssten somit Grund zur Freude haben, würde man meinen. Leider Fehlanzeige: «Wenn man die Mitglieder des S & P 500 Index gemäss ihres Kurs/Gewinn-Verhältnisses einordnet, dann befinden sich Ford und GM am Schluss der Liste unter den wandelnden Toten», stellte der «Economist» jüngst fest.
Tesla, Uber und Waymo (die Firma, die für Google selbstgelenkte Autos herstellt) schreiben alle noch massive Verluste. Trotzdem befinden sich ihre Aktien im Höhenflug. Selbst nach dem jüngsten Minicrash ist Tesla beinahe so viel wert wie GM. Ebenso hat der Rauswurf von Travis Kalanick bei Uber den Wert der Firma nicht nachhaltig beschädigen können.
Die Botschaft der Finanzmärkte ist für die Hersteller der traditionellen Automarken alles andere als beruhigend. «Ein schlechtes Kurs/Gewinn-Verhältnis ist die Art und Weise, wie die Aktienmärkte dir sagen, dass deine Zeit abgelaufen ist», schreibt der «Economist».
Der Durchbruch des Elektroautos ist Tatsache geworden, auch wenn heute noch kaum ein Prozent aller verkauften PKWs mit Strom angetrieben wird. Das wird sich rasch ändern. Eine neue Studie der Denkfabrik Bloomberg New Energy Finance kommt zum Schluss, dass Elektroautos zwischen 2025 und 2030 auch ohne Subventionen mithalten können. «Wenn dies der Fall ist, dann wird es sehr rasch zu einer Massenadaption kommen», kommentiert die «New York Times» diese Studie.
Die ersten Anzeichen für eine solche Massenadaption sind bereits sichtbar. Die ersten erschwinglichen Tesla-Modelle laufen jetzt vom Band, und Volvo hat kürzlich angekündigt, dass das Unternehmen ab 2019 darauf verzichten will, Autos mit herkömmlichen Motoren herzustellen. Tesla und VW planen, spätestens ab 2025 jährlich mindestens eine Million Elektroautos an den Mann, respektive die Frau zu bringen.
Dass ausgerechnet Volvo in Sachen Elektroauto vorprellt, ist kein Zufall. Das ursprünglich schwedische Unternehmen ist Teil des chinesischen Konzerns Geely. Die Feinstaubbelastung in den chinesischen Städten ist inzwischen derart dramatisch geworden, dass die chinesische Führung alles daran setzt, die Elektromobilität zu fördern.
Das wirkt sich auch bei uns aus. Der Preis für Lithium-Ionen-Batterien ist seit 2010 um zwei Drittel gefallen. Die Bloomberg-Studie prognostiziert, dass er in den nächsten zehn Jahren nochmals um drei Viertel reduziert wird. Gleichzeitig wird überall in ein E-Tankstellennetz investiert, und es werden grosse Anstrengungen unternommen, die Ladezeit der Batterien zu verkürzen.
Bis vor ein paar Jahren setzte vor allem die deutsche Autoindustrie auf saubere Dieselfahrzeuge als Alternative zu den Elektroautos. Spätestens seit dem VW-Skandal mit manipulierter Software hat sich dies als Illusion herausgestellt. Umwelttechnisch gesehen ist die Zeit des Dieselmotors abgelaufen. Selbst die Autostadt Stuttgart will sie bald von ihren Strassen verbannen.
Umgekehrt gibt es einen intensiven Wettbewerb, selbstgelenkte Elektroautos stadttauglich zu machen. Nicht nur im Silicon Valley, auch beispielsweise in Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan wird an dieser Technologie mit Hochdruck gearbeitet. Die «New York Times» beschreibt dies wie folgt:
Beim Aufstieg des Elektroautos hat es viele Fehlstarts gegeben – und mit Rückschlägen wird weiterhin zu rechnen sein. So sind beispielsweise die Verkäufe von Teslas in Hong Kong eingebrochen, nachdem die Regierung die Subventionen gestrichen hat. Das ändert nichts daran, dass langfristig der Trend nicht mehr aufzuhalten sein wird. «Der Paradigmenwechsel in der Autoindustrie ist eine Realität geworden», so der «Economist». «Die Art und Weise, wie Autos hergestellt und benutzt werden, ist im Wandel begriffen.»