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Neue Studie zeigt: So frauenfeindlich ist das Schweizer Steuersystem

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Neue Studie zeigt: So frauenfeindlich ist das Schweizer Steuersystem

Das Schweizer Steuersystem sei frauenfeindlich und stelle ein Hindernis für berufstätige Frauen dar. Das schreibt die liberale Denkfabrik Avenir Suisse in einer neuen Studie. 3 Dinge, die du darüber wissen musst.
25.06.2020, 10:0025.06.2020, 13:47
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Warum bezeichnet Avenir Suisse das Schweizer Steuersystem als frauenfeindlich?

Die in der Schweiz geltende gemeinsame Besteuerung von Ehepaaren führe dazu, dass sich eine Erhöhung des Pensums des zweitverdiendenden Elternteils rein finanziell nur selten lohne, heisst es in der Studie, die am Donnerstag von der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse vorgestellt wurde. Denn dieses Einkommen – in 90 Prozent der Fälle sei es dasjenige der Frau – werde wegen des höheren Grenzsteuersatzes deutlich höher besteuert, als das bei einer individuellen Veranlagung der Fall wäre.

Dadurch werde für verheiratete Frauen ein Anreiz geschaffen, nicht oder nur mit einem tiefen Pensum zu arbeiten. Erschwerend komme hinzu, dass höhere Arbeitspensen beider Elternpaare auch mit zusätzlichen Betreuungskosten verbunden seien.

Diese Kosten stiegen bei einer Erhöhung der Erwerbstätigkeit der Frau überproportional. Denn das höhere Familieneinkommen führe auch dazu, dass der Anspruch auf Subventionen sinke. Wenn sich die Ehefrau also entscheide, mehr zu arbeiten, müsse die Familie nicht nur für mehr Kita-Tage bezahlen, sondern oft auch noch auf die Subventionen verzichten.

Ist das nur in der Schweiz so?

Steuerliche Bestrafung gibt es auch in anderen Ländern. Deutschland, Belgien und Dänemark haben ein stark progressives Steuerystem. In diesen Ländern werden die Zweitverdienerinnen besonders stark bestraft. Grossbritannien, Schweden und Österreich wenden eine reine «Individualbesteuerung» an. Dort ist ein Nachteil wie in der Schweiz nicht vorhanden.

Wie könnte das Steuersystem gerechter werden?

Bestrebungen, die Schwächen des Schweizer Steuersystems zu beheben, gibt es schon lange. Seit rund 30 Jahren diskutiert die Politik über die Abschaffung der «Heiratsstrafe».

Avenir Suisse verglich in der Studie acht Reformvorschläge zur Ehepaar- und Familienbesteuerung auf Bundesebene. Sie untersuchten anhand von Schätzungen, welche Anreize dabei für Frauen geschaffen würden, in die Arbeitswelt einzusteigen oder mehr zu arbeiten.

Sie kommen zum Schluss, dass eine Individualbesteuerung das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen würde. Weil vom Zivilstand unabhängig, bringe sie auch keine Heiratsstrafe oder einen Heiratsbonus mit sich. Zudem würde die individuelle Besteuerung zu weniger Steuerausfällen führen als Modelle mit einer gemeinsamen Veranlagung.

Auch eine Erhöhung des Betreuungskostenabzugs würde die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen, bei vergleichsweise tiefen Steuerausfällen. Im Gegensatz dazu wäre eine Erhöhung des Kinderabzugs teuer und hätte nur eine geringe wenn nicht sogar negative Auswirkung auf die Beschäftigung der Frauen, schreibt Avenir Suisse. (ohe/sda)

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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sam12
25.06.2020 10:40registriert Juni 2018
Täusche ich mich oder ist diese stärkere Besteuerung des zweiten Einkommens rein konzeptuell unabhängig vom Geschlecht? Kann mir nicht vorstellen, dass irgendwo im Steuergesetz steht, dass Männer (wenn sie Zweitverdiener sind) weniger besteuert werden als Frauen oder umgekehrt..deshalb finde ich diese Aussage von wegen frauenfeindlich etwas bei den Haaren herbeigezogen...
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Roger Rüebli
25.06.2020 10:49registriert Juni 2018
Aus meiner Sicht eher partnerfeindlich. Das System kann nichts dafür, dass es dabei ca. 90% Frauen trifft.
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stadtzuercher
25.06.2020 10:49registriert Dezember 2014
Clever, die Leute von Economiessuisse. Haben erkannt, dass man wenn man Themen erfolgreich durchbringen will Frauen in irgendeiner Form als Opfer darstellen muss. Gilt natürlich auch für Steuersenkungen.
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