Sofort fühle ich mich ein paar Jahre jünger. Es ist wie damals, als ich mir vor dem Club die Füsse platt stand und wartete, bis der Türsteher endlich meinen Namen auf der Gästeliste abstreichen wollte. Klappt, ich komm tatsächlich rein in den grossen Hangar, in dem normalerweise die Raketentriebwerke von Space X zusammengebaut werden.
Heute herrscht aber Partystimmung. Buntes Licht, dezente Beats und frisch gezapftes Bier sollen das wartende Publikum auf den Hauptact des Abends einstimmen. Mit Bierbecher in der einen und Handy in der anderen Hand (sorry für die Bildqualität, Kameras waren nicht erlaubt), mische ich mich unter die Menge, platziere mich strategisch günstig vor der Bühne und warte.
Heute gibt es aber weder eine Rap-Legende noch einen Star-DJ zu hören. Der Star des Abends, der zu dieser Party in Los Angeles geladen hat, heisst Elon Musk. Wie ein Rockstar wird er auf der Bühne begrüsst. In einer Rede, die an ein durchaus auch selbstironisches Bühnenprogramm eines Komikers erinnert, blickt er auf die Firmengeschichte von Tesla zurück. Auf die Anfänge vor 11 Jahren, als man E-Autos noch als dumme Idee betrachtete. «It’s not that long ago», meint Elon. Der erste Tesla Roadster wird auf die Bühne gefahren. «Wir hatten damals dieses eine Auto, das nicht sonderlich gut funktionierte», lacht Musk. «Bis heute haben wir mehr als 550'000 Autos gebaut.»
Es folgte das Model S, das «S» steht übrigens einfach nur für Sedan, das englische Wort für Limousine. Damit wollte Tesla zeigen, dass ein E-Auto auch mit den besten dieser Welt locker mithalten kann, mit den grossen Limousinen mit starkem Benzinmotor.
Nächstes Kapitel: Das Model X. X steht für Crossover. Man habe es etwas übertrieben, das Model X ist für Musk eine Mischung aus Fabergé-Ei und Raumschiff. Mit dem Model X war schliesslich auch die Idee für ein kleines Wortspiel geboren – der nächste Wurf hätte eigentlich Model E heissen sollen. Diesen Namen hatte sich aber Ford schon gesichert. Also gab es statt S,E,X halt S,3,X. «Ford killed SEX», eine gekonnte Pointe.
Mit dem Model Y wird Tesla nun also sexy. Begleitet von tosendem Applaus und lauter Musik rollt der kompakte SUV auf die Bühne, der sich laut Musk besser verkaufen wird als alle bisherigen Modelle zusammen. Das Model Y basiert unverkennbar auf dem Model 3, von dem es die Technik übernimmt. So gibt es im Interieur denselben, mittig positionierten Touchscreen. Auch aussen sind die Gemeinsamkeiten unverkennbar, nur dass das Model Y etwas höher wird und ein fliessenderes Heck bekommt. Auf technische Spielereien wie die elektrischen Flügeltüren im Model X wurde verzichtet, um die Produktion zu vereinfachen und die Kosten zu senken.
So will es Tesla schaffen, den Y ab Herbst 2020 als Long Range Version mit gut 450 Kilometern Reichweite auf die Strasse zu bringen – für 47 000 Dollar, Allrad ab 51'000 Dollar.
Das Basismodell mit 340 Kilometern Reichweite folgt im Frühling 2021 ab 39'000 Dollar.Darüber hinaus wird es ab Herbst 2020 eine Performance-Version geben, die in 3,5 Sekunden auf 100 km/h sprintet und mindestens 60'000 Dollar kosten wird.
Auch das Model Y ist mit dem Fahrassistenten «Autopilot» ausgerüstet. Musk ist überzeugt, dass die Tesla-Modelle damit noch dieses Jahr weitgehend autonom fahren können, sofern das Gesetz dies erlaubt. Während ich mich an der grossen Party kurzfristig etwas jünger fühlen durfte, wünsche ich Elon Musk, dass der Start des Model Y nicht ganz so stressig wird wie jener des Model 3. Denn der habe Tesla zwischenzeitlich fast ans Ende gebracht, erzählt Musk. «Im vergangenen Jahr bin ich gefühlt um fünf Jahre gealtert.»