Maria Butina ist wohl, was man gemeinhin als «femme fatale» bezeichnet. Die attraktive rothaarige Russin war ein häufiger Gast an Anlässen von konservativen Kreisen. Sie war auch für Aleksandr Torshin tätig, eine schillernde Figur im Dunstkreis von Wladimir Putin.
Torshin war Abgeordneter im Föderationsrat (eine Art russischer Ständerat). Er war in hoher Funktion in der russischen Zentralbank tätig – und er soll über beste Kontakte zur Mafia verfügen. 2016 wurde er in Spanien wegen Geldwäscherei angeklagt.
In den USA hat Torshin mit Hilfe von Maria Butina Kontakte zur National Rifle Association (NRA) geknüpft, der inzwischen sattsam bekannten konservativen Waffenlobby. Die NRA hat nach eigenen Angaben 30 Millionen Dollar für den Wahlkampf von Trump gespendet.
Am vergangenen Wochenende wurde Butina in Washington verhaftet. Sie wird angeklagt, als russische Agentin tätig gewesen zu sein. Konkret heisst es in der Anklageschrift, sie habe auf verschwörerische Art und Weise «ihre persönlichen Verbindungen mit U.S. Personen dazu missbraucht, die amerikanische Politik im Sinne der Russischen Föderation zu beeinflussen».
Bereits am Freitag hatte Sonderermittler Robert Mueller zwölf Agenten des russischen militärischen Geheimdienstes GRU angeklagt, die Computer der demokratischen Parteizentrale gehackt und die Informationen via verschiedene Quellen verbreitet zu haben.
Die GRU-Agenten werden wohl nie vor einem Richter erscheinen. Putins Vorschlag, der Sonderermittler könne sie in Moskau zusammen mit russischen Beamten vernehmen, ist nicht mehr als ein schlechter Witz.
Maria Butina hingegen sitzt in einem amerikanischen Untersuchungsgefängnis. Bereits morgen muss sie erstmals vor einem Richter aussagen. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass sie zusammen mit der NRA und im Wissen des Präsidenten gehandelt hat, dann hat es tatsächlich eine kriminelle Zusammenarbeit der Russen mit dem Wahlkampfteam von Trump gegeben.
Nach der katastrophalen Pressekonferenz mit Wladimir Putin ist Trump angeschlagen. Der Präsident leugnete einmal mehr, dass sich der russische Geheimdienst in den US-Wahlkampf eingemischt hat. Er stellte damit Daniel Coats, den von ihm ernannten Director of National Intelligence in den Regen, und er stellte sich damit auch gegen CIA und FBI.
Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Nicht nur die Mainstream-Medien und die Demokraten laufen Sturm. Das Trump wohlgesinnte «Wall Street Journal» spricht von einer «persönlichen und nationalen Peinlichkeit». Der ehemalige CIA-Direktor John Brennan twitterte gar: «Donald Trumps Pressekonferenz in Helsinki erreicht, ja übersteigt das Mass von ‹high crimes & misdemeanors› (was für ein Impeachment reicht, Anm. d. Verf.). Es war Landesverrat.»
Einflussreiche Senatoren der Grand Old Party wie Richard Burr, Lindsey Graham und Marco Rubio äusserten sich mehr als kritisch. Speaker Paul Ryan bekräftigte, dass es zu einer Einmischung der Russen gekommen sei. Selbst Trump-Apologet und Fox-News-Dauergast Newt Gingrich sprach vom «schwersten Fehler der bisherigen Präsidentschaft».
Nicht nur Helsinki, der ganze Europa-Trip des Präsidenten war ein Desaster. Die NATO vergrault, die Deutschen beschimpft und die Briten beleidigt, und das alles in bloss fünf Tagen. «Meine lieben amerikanischen Mitbürger, wir haben ein Problem und wir müssen nun grosse Entscheide fällen», resümiert Thomas Friedman in der «New York Times».
Tatsächlich ist der Verdacht, dass Putin belastendes Material gegen Trump in der Hand hat, kaum mehr zu widerlegen. Wie anders ist der Auftritt in Helsinki zu erklären? Vielleicht ist Maria Butina der Schlüssel zu dieser Frage.