Ein Gig ist in der Sprache der Rockmusiker ein Auftritt, für den man in der Regel auch eine Gage erhält. Rockmusiker sind freie Unternehmer. Sie erhalten also keinen festen Lohn, zahlen nicht automatisch in die AHV ein, haben keine Pensions- oder Krankenkasse. Wenn sie es geschafft haben, die Hitparaden stürmen und Millionengagen scheffeln, dann ist das kein Problem. Aber was, wenn die Gage gerade mal zum Überleben reicht?
Genau vor diesem Problem stehen heute bereits 25 Prozent aller Schweizer Arbeitnehmer. Sie sind in einer Gig-Economy tätig, will heissen: Sie haben keinen festen Arbeitsplatz, sondern hangeln sich als Freelancer wie Rockbands von Gig zu Gig. Das heisst auch, dass sie keine geregelten Sozialleistungen haben.
Sinnbildlich für diese neue Wirtschaftsform ist der Taxidienst Uber. Sind die Fahrer freie Unternehmer oder Angestellte? Welche Ansprüche auf Sozialleistungen haben sie? Darüber wird vor Gerichten und auf der Strasse heftig gestritten.
Uber ist kein Einzelfall, etwas überspitzt kann man das Wortspiel wagen: Uber ist überall. Heute schon arbeiten in der Schweiz 1,2 Millionen Menschen als Freelancer in der Gig-Economy, und künftig werden es noch deutlich mehr sein. Darüber sind sich die beiden Beratungsfirmen McKinsey und Deloitte einig. Beide haben unabhängig voneinander Studien zum Arbeitsplatz der Zukunft durchgeführt, und beide sind zum gleichen Ergebnis gekommen.
Bei McKinsey tönt dies wie folgt: «Digitale Plattformen verändern das unabhängige Arbeiten. Dank der Allgegenwärtigkeit von mobilen Geräten, einem enormen Pool von Arbeitskräften und Kunden und der Möglichkeit von Echtzeit-Information finden die zwei besser zueinander. Die rasche Zunahme dieser Plattformen legt die Vermutung nahe, dass wir gerademal den Anfang gesehen haben.»
Eine dieser erwähnten Plattformen heisst Gigme. Sie erlöst Einzelunternehmer, Studenten, teilzeitarbeitende Wiedereinsteiger und Projektgruppen vom Bürokram mit den Sozialversicherungen. «Wir sind ein Einkaufszentrum, das Dienstleistungen für einen durchgehenden digitalen Prozess anbietet, der allen Nutzern diejenigen Arbeiten abnimmt, die nichts mit der eigentlichen Leistung zu tun haben», sagt Thomas Löhrer von Gigme.
Gigme funktioniert ein bisschen wie Tinder. Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinterlegen ihr Profil und wischen sich auf der Plattform durch, bis zusammenfindet, was zusammengehört. Man kann dies mit gutem Gewissen machen. Gigme ist im engen Kontakt mit den Gewerkschaften und achtet darauf, dass soziale Verpflichtungen eingehalten werden. «Zusammen mit einer international tätigen Versicherungsgesellschaft und in Kooperation mit öffentlichen Stellen wurde ein Paket geschnürt, welches sicherstellt, dass alle Abgaben und Versicherungen gesetzeskonform abgewickelt und bezahlt werden», versichert Löhrer.
Orientierungshilfe in der verwirrenden Welt der Gig-Economy bietet auch Job-Trends.ch, eine Plattform, die seit heute aktiv ist. Auf dieser Plattform wird sofort ersichtlich, welche Berufe in welchem Teil der Schweiz gesucht sind und wie hoch die Anforderungen sind. «Wir liefern aktuelle Wasserstandsmeldungen über den Schweizer Jobmarkt», sagt Basil Schläpfer von der Organisation «politan» die job-trends.ch zusammen mit «Angestellte Schweiz» und «x28» entwickelt hat.
Dazu kommen Informationen über die Routineintensität. Sie gibt Auskunft darüber, wie standardisiert ein bestimmter Job bereits ist. Das Offshore-Risiko zeigt an, ob ein Job ins Ausland verlagert werden kann, und das Anforderungsprofil beleuchtet den Anforderungshintergrund. Die Digitalisierung schliesslich misst das Risiko, dass bald ein Roboter diesen Job erledigen wird.