Donald Trump tweetet viel, meist viel Unsinn. Der Tweet mit den Attacken auf die vier demokratischen Repräsentantinnen vom vergangenen Wochenende gehört nicht dazu. Der Angriff auf die sogenannte «Squad» – Alexandria Ocasio-Cortez, Ilhan Omar, Rashida Tlaib und Ayanna S. Pressley – war politisches Kalkül.
Wenn Trump die vier farbigen Frauen auffordert, sie sollten doch dahin zurückkehren, wo sie herkommen, nämlich in «Länder, deren Regierungen eine komplette und totale Katastrophe sind», dann ist das zwar faktisch falsch – drei der vier Frauen sind in den USA geboren –, doch politisch trifft die Aufforderung den Nagel auf den Kopf.
Trump habe keine Fakten festhalten wollen, schreibt denn auch Adam Sewer im «Atlantic».
Rein faktisch gesehen könnten einzig die Indianer die Aufforderung: «Geht doch zurück, wo ihr herkommt!» aussprechen. Doch sie sind bedeutungslos geworden. Bei den Weissen hingegen hat dieser Spruch eine üble Geschichte: Ob Schwarze, Braune, Gelbe, Katholiken oder Juden, alle mussten sich dies schon anhören. Denn ob Ku-Klux-Klan oder Anhänger der Rassentrennung, sie alle haben damit operiert.
Auch bei Trump haben Rassismus und Frauenfeindlichkeit Tradition. Als er 2015 seine Präsidentschaftskandidatur verkündete, bezeichnete er Mexikaner als Vergewaltiger und Kriminelle. Als Prominenter dürfe er Frauen zwischen die Beine greifen, prahlte er auf dem ominösen Videoclip «Access Hollywood».
Nach den hässlichen Nazi-Demonstrationen in Charlottesville sprach der Präsident davon, dass es auf beiden Seiten des politischen Spektrums «feine Typen» gebe. So gesehen passt es ins Bild, wenn er jetzt schamlos erklärt: «Wem es nicht passt, der kann gehen!»
Mit diesen Sprüchen wirft Trump nicht nur seiner Basis rohes Fleisch zum Frass vor. Er will auch die Demokraten in die Ecke zwingen. «Die Dems wollten sich von den vier Progressiven distanzieren», verkündete er. «Jetzt sind sie gezwungen, sie wieder zu umarmen. Das bedeutet auch, dass sie sich für den Sozialismus aussprechen und für Hass auf Israel und die USA. Das ist nicht gut für die Demokraten!»
Vor einem Sozialismus à la Venezuela zu warnen, bedingungslos Israel zu unterstützen und den Green New Deal zu verurteilen, diese drei Dinge gehören mittlerweile zum Standard-Repertoire des Trump-Lagers. Zusammen mit dem Kampf gegen die Zuwanderung will der Präsident damit seine Wiederwahl sichern.
Dieser Plan könnte sich jedoch als Bumerang erweisen. Trumps Angriff auf die «Squad» hat dazu geführt, dass auch die Demokraten ihre Reihen wieder geschlossen haben. Wegen eines umstrittenen Kredits haben sich Nancy Pelosi und die vier progressiven Frauen ebenfalls gezofft.
Die Mehrheitsführerin der Demokraten im Abgeordnetenhaus musste sich dabei ebenfalls den Vorwurf des Rassismus gefallen lassen. Nun haben sich die Demokraten wieder lieb.
«Was politische Dummheit betrifft, so hat Trump die Demokraten von einem innerparteilichen Streit befreit», ätzt das «Wall Street Journal». «Ein kluger Gegner hätte sie in ihrem eigenen Saft schmoren lassen. Trump jedoch hat sich ins Rampenlicht gedrängt und den Demokraten so die Chance ermöglicht, ihn anzuprangern.»
Nur wenige Republikaner haben zaghaft gegen Trumps offenen Rassismus protestiert. Wie korrupt die Grand Old Party (GOP) mittlerweile geworden ist, zeigt das Beispiel von Lindsey Graham. Noch 2015 bezeichnete der Senator aus South Carolina Trump als «rassistischen, xenophoben und religiösen Fanatiker».
Jetzt spielt er die rassistischen Äusserungen des Präsidenten herunter und spielt stattdessen mit ihm Golf. Er komme einem Pudel des Präsidenten sehr nahe, spottet der Comedian Jimmy Kimmel.
Mit seinen offen rassistischen Angriffen reiht Trump sich nahtlos in die Front der weissen Nationalisten wie Wladimir Putin, Viktor Orban, Matteo Salvini oder Marine Le Pen ein. Es ist ihm dabei gelungen, die GOP hinter sich zu scharen, die Partei, die einst die Sklaverei abgeschafft hat.
Heute verteidigen die Republikaner die Vorherrschaft der weissen Männer und werfen dabei alle Prinzipien über Bord. Eine Studie der «New York Times» hat sie kürzlich in unmittelbare Nähe der Rechtspopulisten Europas gerückt. (Ja, auch die SVP gehört dazu.)
In Europa seien die Rechtsradikalen meist noch eine Alternative zum Mainstream, hielt die Studie dabei fest. «In den USA ist die republikanische Partei der Mainstream.»
Schlimm, dass diese braunen Rattenfänger derartigen Zulauf haben, aber dass kennen wir Schweizer ja zur Genüge!