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Donald Trump Impeachment: Retten diese drei Menschen die US-Demokratie?

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Retten diese drei mutigen Menschen die amerikanische Demokratie?

Lt. Col. Alexander Vindman, William Taylor und Marie Yovanovitch haben sich gegen Trump und Fox News gestellt. Nun werden sie verunglimpft und gejagt – doch sie werden als Helden in die Geschichte eingehen.
30.10.2019, 12:2930.10.2019, 14:55
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Oberst Alexander Vindman kam als Dreijähriger aus der damaligen UdSSR nach Brooklyn. Der heute 44-jährige hat 1999 seine Ausbildung als Berufsmilitär beendet. Danach hat er in Südkorea, Deutschland und im Irak gedient. Im Irak wurde er in Kampfeinsätzen verwundet. Vindman hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter auch die Tapferkeitsmedaille «Purple Heart».

Army Lieutenant Colonel Alexander Vindman, a military officer at the National Security Council, center, arrives on Capitol Hill in Washington, Tuesday, Oct. 29, 2019, to appear before a House Committe ...
Oberst Alexander Vindman auf dem Weg zum Hearing.Bild: AP

William Taylor hat als Offizier in Vietnam gekämpft. Danach trat er in den diplomatischen Dienst ein. Er hat dies unter sechs verschiedenen Präsidenten während 50 Jahren getan. US-Aussenminister Mike Pompeo hat ihn im Frühling dieses Jahres aus der Pensionierung geholt, um kurzfristig die Botschaft in Kiew zu leiten.

Ambassador William Taylor, is escorted by U.S. Capitol Police as he arrives to testify before House committees as part of the Democrats' impeachment investigation of President Donald Trump, at th ...
Ein unbestechlicher Gentleman: Ex-Botschafter William Taylor.Bild: AP

Marie Yovanovitch hat ebenfalls seit 30 Jahren eine makellose Karriere als Diplomatin hinter sich. Sie hat unter vier verschiedenen Präsidenten gedient und war zuletzt Botschafterin in der Ukraine. Sie gilt als äusserst kompetente und unbestechliche Fachfrau.

epa07914437 Former US ambassador to Ukraine, Marie Yovanovitch (C) departs the US Capitol in Washington, DC, USA, 11 October 2019. Ambassador Yovanovitch testified for about nine hours to investigator ...
Von Giuliani aus dem Amt gemobbt: Botschafterin Marie Yovanovitch.Bild: EPA

Vindman, Taylor und Yovanovitch sind ins Kreuzfeuer von Trump und Fox News geraten. Sie werden als «never trumper» (Republikaner, die Trump ablehnen, Anm. d. Verf.) oder sogar als «Verräter» beschimpft, weil sie es gewagt haben, in den Hearings des Intelligence Committees die Wahrheit zu sagen.

Yovanovitch widersetzte sich den Machenschaften von Rudy Giuliani und seinem Schattenkabinett. Das brachte ihr den Zorn des Präsidenten ein. Sie wurde zuerst gemobbt und danach nach Washington zurückbeordert.

epa07883528 (FILE) - Attorney to US President Donald J. Trump Rudy Giuliani wipes his brow before the start of the White House Sports and Fitness Day at the South Lawn of the White House in Washington ...
Hat das Schattenkabinett geleitet: Rudy Giuliani.Bild: EPA

Ihr Nachfolger Taylor war entsetzt, als er merkte, was für ein übles Spiel Giuliani und seine drei Amigos in Kiew spielen wollten. Er tat dies gegenüber dem EU-Botschafter Gordon Sondland, einem der Amigos, in verschiedenen E-Mails kund.

In den Hearings hat Taylor bestätigt, was eigentlich schon in der Transkription des Telefongesprächs der beiden Präsidenten klar ist: Es gab ein Quidproquo. Die Ukraine musste Dreck gegen Biden liefern, wenn sie die dringend benötigte Militärhilfe erhalten wollte.

Vindman ist die tödlichste Bedrohung für Trump. Der mehrfach dekorierte Soldat hat als Experte für die Ukraine im nationalen Sicherheitsrat das omniöse Telefongespräch mitgehört.

Nun hat er nicht nur den Inhalt bestätigt, er hat gemäss «New York Times» im Hearing auch ausgesagt, dass wichtige Passagen in der Transkription weggelassen wurden.

Hetzt wie einst Joseph McCarthy: Laura Ingraham.Video: YouTube/David Pakman Show

Was genau ist geschehen? Die Telefongespräche des Präsidenten werden von ausgewählten Experten mitgehört und danach von einer Software und Übersetzern transkribiert. Die Experten müssen danach diese Transkription auf allfällige Fehler überprüfen.

Vindman hat offenbar festgestellt, dass einige seiner Korrekturen im Gespräch zwischen Trump und Wolodymyr Selenskyj nicht übernommen worden sind. Vor allem war offenbar explizit von «Burisma» die Rede, dem Erdgasunternehmen, bei dem Hunter Biden im Verwaltungsrat sass. Vindman hat den Anwalt des Sicherheitsrats, John Eisenberg, darüber informiert, ohne Erfolg.

Die Aussagen der drei unpolitischen Diplomaten und Militärs sind offenbar verheerend. Das geben selbst Trumps entschlossenste Verteidiger zu. Einer von ihnen ist der Abgeordnete Mark Meadows. Er jammert: «Alle sechs Zeugen, die wir bisher einvernommen haben, sind Starzeugen für die Demokraten.»

Weil sie keine inhaltlichen Argumente haben, verlegen sich die Republikaner auf Krawall. Der kindische Protest von vergangener Woche ist ein typisches Beispiel dafür. Rund 30 Abgeordnete wollten einen gesicherten Raum, in dem die Hearings stattfinden, stürmen, obwohl viele von ihnen ganz legal Zutritt gehabt hätten.

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Republikanische Abgeordnete stürmen einen sicheren Saal im Kapitol.Bild: EPA

Fox News lässt derweil unselige Erinnerungen an die McCarthy-Ära in den Fünfzigerjahren aufkommen. Damals wurden vermeintliche Kommunisten gehetzt und viele Karrieren mit aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen zerstört. Jahrelang wurden die USA von einer eigentlichen Massenhysterie durchgeschüttelt.

In bester McCarthy-Manier präsentiert sich die Fox-Moderatorin Laura Ingraham. In ihrer Sendung zweifelte sie die Loyalität von Oberst Vindham wegen seiner Herkunft aus der Ukraine an. Mehr noch, sie liess es zu, dass einer ihrer Gäste ihm gar «Spionage» unterschob.

Das war selbst einigen Republikanern zu viel. Liz Cheney, die Tochter des ehemaligen Vize-Präsidenten und republikanische Abgeordnete, bezeichnete die Angriffe auf Vindman als «schändlich». Mitch McConnell, republikanischer Senatsführer ergänzte: «Ich werde den Patriotismus der Menschen, die aussagen, nicht anzweifeln.»

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36 Kommentare
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Lunaral
30.10.2019 13:33registriert Juni 2015
"Die Aussagen der drei unpolitischen Diplomaten und Militärs sind offenbar verheerend. Das geben selbst Trumps entschlossenste Verteidiger zu. Einer von ihnen ist der Abgeordnete Mark Meadows. Er jammert: «Alle sechs Zeugen, die wir bisher einvernommen haben, sind Starzeugen für die Demokraten.»"

Das sind nicht Zeugen für die Demokraten, sondern für die Demokratie. Wann begreifen die Reps endlich (oder gestehen es ein) dass es hier nicht um einen Parteienkonflikt geht, sondern um Werte wie Integrität, Ethik, Moral. Um das Einhalten der Verfassung und dass niemand über dem Gesetz steht.
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Sandro Lightwood
30.10.2019 12:56registriert Mai 2016
„Nun hat er nicht nur den Inhalt bestätigt, er hat gemäss «New York Times» im Hearing auch ausgesagt, dass wichtige Passagen in der Transkription weggelassen wurden.„

War ja so was von klar. Und wäre so einfach überprüfbar, wenn die Regierung endlich das Transkript freigeben würde und nicht nur dieses Memo.

Aber die, die glauben wollen, werden weiter glauben an ihren Messias. Warum auch immer... 🤷‍♂️
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Sapere Aude
30.10.2019 12:43registriert April 2015
Mit Fiona Hill wurde meiner Meinung nach eine wichtige Person im Artikel vergessen und ich bin jetzt sehr kleinlich, wenn ich noch anfüge, dass Vidman Oberstleutnant und nicht Oberst ist. Wobei desses Purple Heart wohl wichtiger ist, als der eigentliche Dienstgrad.
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