Die tödlichen Polizeischüsse auf einen schwarzen Teenager in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri ziehen keine Anklage nach sich. Das entschied die sogenannte Grand Jury aus zwölf Geschworenen nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Montag (Ortszeit).
Die Beweislage reiche für eine Anklage gegen den weissen Polizisten Darren Wilson nicht aus. Wilson hatte Anfang August den unbewaffneten Jugendlichen Michael Brown erschossen und Notwehr geltend gemacht.
Die Familie des Opfers Michael Brown kritisierte den Juryentscheid scharf. «Wir sind zutiefst enttäuscht, dass dem Mörder unseres Kindes keine Konsequenzen für sein Handeln drohen», hiess es in einer Stellungnahme von Browns Familie. Die Angehörigen riefen wiederholt zum Gewaltverzicht auf und baten die Demonstranten, ihre «Frustration» über die Entscheidung in Handlungen für einen «positiven Wandel» umzumünzen. Staatsanwalt Robert McCulloch hatte zuvor die Entscheidung der Grand Jury auf einer Pressekonferenz verkündet. Für eine Anklageerhebung hätten neun der zwölf Geschworenen dies fordern müssen.
Wilson: "I usually elect not to carry (taser). It is not the most comfortable thing" http://t.co/TZKLXa76ko #Ferguson pic.twitter.com/y03PuKIyox
— KMOX St. Louis News (@kmoxnews) 25. November 2014
"Hands up." RT @michaelhayes: Darren Wilson described Michael Brown as "it" and a "demon" to the grand jury pic.twitter.com/gdAaxdR9Dd
— Brian Ries (@moneyries) 25. November 2014
Nach dem Verzicht auf eine Anklage schlugen die Proteste in Ferguson in Gewalt um. Demonstranten warfen in der Nacht zum Dienstag Gegenstände auf die Polizei, die mit dem Einsatz von Tränengas reagierte, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Der TV-Sender CNN zeigte Bilder von Plünderungen. Nach CNN-Angaben setzte die Polizei Tränengas ein. Andere Quellen sprachen von Rauchbomben. Im US-Fernsehen waren auch Bilder von vereinzelten Feuern zu sehen. Mehrere Schüsse seien zu hören gewesen, hiess es weiter. Über den Tag hatten sich nach Schätzungen Hunderte zu einer Protestkundgebung versammelt. Auch zahlreiche Polizisten und viele Medienvertreter brachten sich in Stellung.
Protesters climbing on police car outside #Ferguson police department. Rear window smashed.
— Jim Roberts (@nycjim) 25. November 2014
Landesweit gingen die Leute auf die Strasse, um ihren Unmut über den Entscheid der Jury kund zu tun. In New York, Washington, Seattle, Oakland und Chicago kam es zu Demonstrationen. Ferguson selber aber ist das Epizentrum der Unruhen: laut unbestätigten Berichten wurden bislang 13 Menschen verletzt, darunter zwei mit Schusswunden. Die St. Louis County Police meldete 29 Festnahmen.
As of 1:25 a.m.: Area hospitals report a total of 13 injuries, including two with gunshot wounds.
— Samantha Liss (@samanthann) 25. November 2014
Insgesamt wurden demnach zwölf Gebäude in Flammen gesetzt. Die Gewalt habe ein schlimmeres Ausmass angenommen als erwartet, gab Belmar zu. Die Polizei habe 29 Menschen festgenommen.
29 arrest so far around Ferguson, says the Unified Command #FergusonDecision
— St. Louis County PD (@stlcountypd) 25. November 2014
US-Präsident Barack Obama rief in einer Ansprache zu friedlichen Protesten gegen die Entscheidung auf, den weissen Polizisten Darren Wilson nicht strafrechtlich zu belangen. Er verteidigte die Entscheidung einer Geschworenenkammer. «Wir sind eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet», sagte er. Es sei die Aufgabe des Gremiums gewesen, über den Fall zu urteilen.
Die Polizei forderte er auf, friedliche Proteste mit Vorsicht und Zurückhaltung zu begleiten. «Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt», sagte er. Die ganze Situation sei aber auch exemplarisch für bestehende Herausforderungen in den USA, sagte der Präsident. Es gebe immer noch tiefes Misstrauen zwischen farbigen Menschen und der Polizei. «Es gibt immer noch Probleme und die schwarzen Gemeinden erfinden die nicht einfach nur.»
An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. Die mehrheitlich afroamerikanische Bevölkerung von Ferguson fühlt sich von der überwiegend weissen Polizeitruppe diskriminiert.
Missouris Gouverneur hatte bereits vor einer Woche den Notstand verhängt und die Nationalgarde nach Ferguson beordert, um den Polizeieinsatz bei den Demonstrationen zu unterstützen. An den Schulen des Vororts der Grossstadt St.Louis wurde für Dienstag der Unterricht abgesagt. (feb/sda/dpa)