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Rassismus

Proteste in Ferguson eskalieren: 13 Verletzte, 29 Festnahmen

Keine Anklage gegen weissen Polizisten

Proteste in Ferguson eskalieren: 13 Verletzte, 29 Festnahmen

Der Entscheid der Jury, den Todesschützen von Ferguson nicht anzuklagen, hat heftige Proteste ausgelöst. Landesweit gingen Menschen auf die Strasse, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren, in Ferguson schlugen die Proteste in Gewalt und Plünderungen um.
25.11.2014, 03:3925.11.2014, 10:51
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Die tödlichen Polizeischüsse auf einen schwarzen Teenager in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri ziehen keine Anklage nach sich. Das entschied die sogenannte Grand Jury aus zwölf Geschworenen nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Montag (Ortszeit).

Die Beweislage reiche für eine Anklage gegen den weissen Polizisten Darren Wilson nicht aus. Wilson hatte Anfang August den unbewaffneten Jugendlichen Michael Brown erschossen und Notwehr geltend gemacht.

Staatsanwalt Robert McCulloch verkündet am 24. November das Urteil. 
Staatsanwalt Robert McCulloch verkündet am 24. November das Urteil. Bild: AP/St. Louis Post-Dispatch
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Die Familie des Opfers Michael Brown kritisierte den Juryentscheid scharf. «Wir sind zutiefst enttäuscht, dass dem Mörder unseres Kindes keine Konsequenzen für sein Handeln drohen», hiess es in einer Stellungnahme von Browns Familie. Die Angehörigen riefen wiederholt zum Gewaltverzicht auf und baten die Demonstranten, ihre «Frustration» über die Entscheidung in Handlungen für einen «positiven Wandel» umzumünzen. Staatsanwalt Robert McCulloch hatte zuvor die Entscheidung der Grand Jury auf einer Pressekonferenz verkündet. Für eine Anklageerhebung hätten neun der zwölf Geschworenen dies fordern müssen. 

Reaktionen von US-Sportstars
Mit Unverständnis haben schwarze US-Sportstars auf die Jury-Entscheidung reagiert, einen weissen Polizisten nicht für seine Schüsse auf einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen in Ferguson (Missouri) anzuklagen.

«Wow. Einfach Wow. Beschämend. Was muss noch passieren???» twitterte die Weltranglisten-Erste im Frauentennis, Serena Williams. Und auch Basketball-Legende Earvin «Magic» Johnson bekannte: «Ich bin sehr enttäuscht über die Entscheidung im Fall Mike Brown in Ferguson.»

Mehr Nachdenklichkeit forderte Basketballstar LeBron James: «Was können wir als Gesellschaft besser machen, damit solche Dinge aufhören und nicht immer wieder passieren!!» (sda/dpa)

Gewalt gleich nach dem Urteil

Nach dem Verzicht auf eine Anklage schlugen die Proteste in Ferguson in Gewalt um. Demonstranten warfen in der Nacht zum Dienstag Gegenstände auf die Polizei, die mit dem Einsatz von Tränengas reagierte, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.  

Der TV-Sender CNN zeigte Bilder von Plünderungen. Nach CNN-Angaben setzte die Polizei Tränengas ein. Andere Quellen sprachen von Rauchbomben. Im US-Fernsehen waren auch Bilder von vereinzelten Feuern zu sehen. Mehrere Schüsse seien zu hören gewesen, hiess es weiter. Über den Tag hatten sich nach Schätzungen Hunderte zu einer Protestkundgebung versammelt. Auch zahlreiche Polizisten und viele Medienvertreter brachten sich in Stellung.

Ausweitung der Proteste

Landesweit gingen die Leute auf die Strasse, um ihren Unmut über den Entscheid der Jury kund zu tun. In New York, Washington, Seattle, Oakland und Chicago kam es zu Demonstrationen. Ferguson selber aber ist das Epizentrum der Unruhen: laut unbestätigten Berichten wurden bislang 13 Menschen verletzt, darunter zwei mit Schusswunden. Die St. Louis County Police meldete 29 Festnahmen.

Insgesamt wurden demnach zwölf Gebäude in Flammen gesetzt. Die Gewalt habe ein schlimmeres Ausmass angenommen als erwartet, gab Belmar zu. Die Polizei habe 29 Menschen festgenommen.

Obama ruft zum Gewaltverzicht auf

US-Präsident Barack Obama rief in einer Ansprache zu friedlichen Protesten gegen die Entscheidung auf, den weissen Polizisten Darren Wilson nicht strafrechtlich zu belangen. Er verteidigte die Entscheidung einer Geschworenenkammer. «Wir sind eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet», sagte er. Es sei die Aufgabe des Gremiums gewesen, über den Fall zu urteilen. 

Die Polizei forderte er auf, friedliche Proteste mit Vorsicht und Zurückhaltung zu begleiten. «Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt», sagte er. Die ganze Situation sei aber auch exemplarisch für bestehende Herausforderungen in den USA, sagte der Präsident. Es gebe immer noch tiefes Misstrauen zwischen farbigen Menschen und der Polizei. «Es gibt immer noch Probleme und die schwarzen Gemeinden erfinden die nicht einfach nur.»

An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. Die mehrheitlich afroamerikanische Bevölkerung von Ferguson fühlt sich von der überwiegend weissen Polizeitruppe diskriminiert.

Missouris Gouverneur hatte bereits vor einer Woche den Notstand verhängt und die Nationalgarde nach Ferguson beordert, um den Polizeieinsatz bei den Demonstrationen zu unterstützen. An den Schulen des Vororts der Grossstadt St.Louis wurde für Dienstag der Unterricht abgesagt. (feb/sda/dpa)

Gewalt in Ferguson nach Gerichtsentscheid

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Gewalt in Ferguson nach Gerichtsentscheid
Die Jury hat am 24. November entschieden, dass der weisse Polizist Darren Wilson nicht vor Gericht muss. Er hatte den schwarzen Teenager Michael Brown erschossen. Das Urteil führte umgehend zu Gewalt auf den Strassen von Ferguson.
quelle: epa/epa / tannen maury
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