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Es ist alles noch viel schlimmer

Guantanamo

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Guantanamo
Der Bericht des US-Senats über die CIA-Foltermethoden an Terrorgefangenen enthüllt bisher unbekannte Grausamkeiten.
quelle: epa/epa / jim lo scalzo
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Verhörmethoden der CIA

Es ist alles noch viel schlimmer

Der letzte grosse Auftritt von Senatorin Dianne Feinstein in ihrer Rolle als Vorsitzende des Geheimdienstausschusses war auch ihr wichtigster. Der Bericht des US-Senats über den Umgang der CIA mit Terrorverdächtigen nach 9/11 ist 6000 Seiten lang. Eine 525-seitige Zusammenfassung wurde am Dienstag vorgestellt. Die Verhörmethoden der CIA waren weit brutaler als angenommen. 
09.12.2014, 23:5310.12.2014, 08:12
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«Waterboarding» – simuliertes Ertränken

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Bild: EPA

Eine der brutalsten «Verhörmethoden» der CIA ging so: Das Opfer wird auf ein schräg abfallendes Brett gelegt – mit dem Kopf nach unten. Mund und Nase werden mit einem Tuch belegt. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Die «Verhörspezialisten» richten einen Wasserstrahl auf das Gesicht, das Opfer kann nicht mehr atmen, es reagiert mit Panik, glaubt zu ertrinken.

Quelle:
Die Ausführungen basieren im Wesentlichen auf dem Artikel «The Most Gruesome Moments in the CIA 'Torture Report'» von The Daily Beast.

«Waterboarding» nannte die Regierung von Präsident George W. Bush dieses Vorgehen, das die Fahnder nach den Terroranschlägen vom 11. September weiterbringen sollte. Dass es sich um Folter handelte, stritten die Beteiligten stets ab. Kritiker hatten seinerzeit bereits ein anderes Wort für das Grauen: «Gulag auf amerikanisch».

Salt Pit – «Cobalt»-Kerker in Afghanistan und andere «Black Sites»

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Salt Pit, von ehemaligen Gefangenen auch «Das dunkle Gefängnis» (im Bericht wird es unter dem Pseudonym «Cobalt» erwähnt) genannt, wurde 2002 in Afghanistan eröffnet. An diesem berüchtigten Ort operierte untrainiertes CIA-Personal, das unauthorisierte und nicht überwachte Verhöre durchführte. Chef des Gefängnisses war ein Junior Officer, der aufgrund seines Backgrounds gar nicht bei der CIA hätte arbeiten dürfen.

Im besagten CIA-Gefängnis seien Männer in dunklen Räumen isoliert und mit lauter Musik beschallt worden. 2002 sei ein Gefangener an Unterkühlung gestorben, nachdem man ihn über lange Zeit halbnackt auf einem Zementboden festgekettet hatte.

Vergessene Gefangene

Symbolbild
SymbolbildBild: EPA

Öffentlich hat die CIA immer verlauten lassen, dass sie 100 Terrorverdächtige halte. Doch man fand in den CIA-Gefängnissen deren 119. Tatsache ist, dass man total die Übersicht verlor. Manchmal seien Untersucher überrascht gewesen, dass da noch mehr Leute im Gefängnis sassen. Mindestens 26 seien fälschlicherweise festgehalten worden; 39 wurden besonderen Verhörmethoden unterzogen, also Folter.

Non-Stop-Verhöre

Abu Subaida.
Abu Subaida.Bild: AP/U.S. Central Command

In dem Report wird geschildert, wie der erste Gefangene im CIA-Gewahrsam, Abu Subaida (Bild oben), schwer misshandelt wurde. Er sei rund um die Uhr, während Tagen und Wochen, Attacken ausgesetzt gewesen, an Wände geschleudert, in eine sargartige Kiste gesteckt und dann dem Waterboarding ausgesetzt worden – dem simulierten Ertränken. Das habe solange gedauert, bis er gehustet und sich übergeben habe und «Krämpfe am Leib und seinen Extremitäten hatte». Schaum sei aus seinem Mund gekommen, und er habe das Bewusstsein verloren.

Erzwungene Mastdarm-Einläufe und Dehydration

Mindestens fünf Gefangene wurden «rektal gefüttert oder dehydriert», ohne medizinische Notwendigkeit und als «Methode zur Selbstkontrolle», wie es im Bericht heisst:

Schlafentzug

Symbolbild.
Symbolbild.Bild: AP COURTESY OF GUY L. WOMACK

Andere wiederum wurden vom Schlafen abgehalten. Bis zu 180 Stunden wurden Gefangene wach gehalten, manchmal stehend, manchmal mit den Händen über dem Kopf. Manche mussten sie nackt herumlaufen oder wurden von Aufseher auf dem Korridor hin- und hergezogen, während wiederum andere auf sie einschlugen.

Meist wertlose Informationen 

Sieben der 39 Gefangenen, die der Folter unterzogen wurden, lieferten keinerlei verwertbare Informationen; andere hätten sich unter dem Druck einfach etwas ausgedacht, damit die Folter aufhöre.

Jahrelang hiess es, die umstrittenen Methoden hätten zu erheblichen Erfolgen im Anti-Terrorkampf geführt, die Opfer hätten unter ihren Qualen Geheimnisse über das al-Kaida-Netz ausgeplaudert. Vor allem der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney brüstete sich geradezu mit diesen angeblichen Erfolgen. Doch der Senatsbericht streitet das rundherum ab: «Die harschen Verhörmethoden der CIA waren kein effektives Mittel, Geheimnisse zu erfahren oder die Kooperation der Gefangenen zu erlangen.»

CIA hat Präsidenten und Regierung hintergangen

George W. Bush.
George W. Bush.Bild: Pat Sullivan/AP/KEYSTONE

Neu ist auch, in welchem Ausmass die CIA Regierung und Präsidenten hinters Licht geführt haben. «Die Verhöre der CIA waren brutal und viel schlimmer, als die CIA es gegenüber Politikern und Anderen darstellte.» Die Geheimdienste hätten unter anderem falsche oder gezinkte Berichte an das Justizministerium gegeben.

Auftragnehmer und Psychiater

Zwei externe Psychologen haben die erweiterten Verhörtechniken für die CIA entwickelt und eine zentrale Rolle bei der Ausführung, Bewertung und Verwaltung des Programms gespielt. Bis zum Jahr 2005 lagerte die CIA mit dem Programm verbundene Tätigkeiten dann weitgehend an Dienstleister aus. Verdienst: Mehr als 80 Millionen Dollar.

Zweifel am Programm wurden unter den Tisch gewischt

Die CIA hat zahlreiche interne Kritiker ins Abseits gedrängt und Einwände bezüglich der Ausführung und Verwaltung des Haft- und Verhörprogramms ignoriert. 

Drohung, die Mutter zu vergewaltigen

Symbolbild.
Symbolbild.Bild: AP COURTESY OF THE NEW YORKER

Psychische Folter war üblich: CIA-Offiziere haben den Gefangenen gedroht, ihren Kindern Schäden zuzufügen, ihre Mutter zu vergewaltigen oder der «Mutter den Hals durchzuschneiden». Oder man liess sie im Glauben, nie mehr lebendig das Gefängnis verlassen zu können, sondern nur in einem Sarg.

Sexuelle Übergriffe

Symbolbild
SymbolbildBild: EPA

Sexuelle Übergriffe an Terrorverdächtigen war ebenfalls üblich.

(kub)

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