Seit über 40 Jahren ist Don King der Hans Dampf in allen Gassen des Boxsports. Die Karriere des grössten Promoters aller Zeiten ist so facettenreich und kontrovers, dass der 1931 geborene King kaum fassbar ist. Eine der zahlreichen Film-Dokumentationen über den Amerikaner mit der unverwechselbaren Stromschlag-Frisur beschreibt ihn so: «Wäre er eine Stadt, er wäre Las Vegas. 24 Stunden ein unüberschaubarer Rummel und alles dreht sich ums Geld.»
Dabei hätte am 20. August 1931 niemand erwarten können, dass aus dem kleinen Don einmal der grosse «Mr. Boxing» werden würde. Als fünftes von sechs Kindern kommt King als Sohn eines Stahlarbeiters zur Welt. Sein Vater stirbt bei einer Explosion als King zehnjährig war, seine Mutter verkauft danach Pasteten und Erdnüsse, um die Kinder durchzubringen. In dieser Phase entdeckt King mit seinen Brüdern den Geschäftssinn: Er legt den Erdnüssen Nummernlose bei.
Das Glücksspiel sollte den Mann mit der auffälligen Stimme in jungen Jahren begleiten, als er mit meist illegalen Glücksspielen für seinen Lebensunterhalt sorgt. Mit 23 Jahren ermordet King einen Mann, der eines seiner Wettbüros ausrauben wollte. Wegen Notwehr spricht ihn das Gericht frei. Weniger Glück hat der glühende Patriot 13 Jahre später, als er einen eigenen Mitarbeiter wegen 600 Dollar Schulden umbringt. Er soll ihn mit den Fäusten und einem Pistolenkolben zu Tode geprügelt haben.
Die lebenslange Haft wird später auf 15 Jahre Gefängnis abgeändert. Tatsächlich sitzt King nur deren drei Jahre und elf Monate im Knast, bevor er 1971 auf Bewährung freigelassen wird. Die genauen Gründe für die Entlassung bleiben ungeklärt.
Zum Boxen kommt King durch seinen ehemaligen Geschäftspartner und Sänger Lloyd Price. Dieser macht Muhammed Ali und King via Telefon miteinander bekannt. Kurze Zeit später hat King die zündende Idee: Er kann Ali dazu bewegen, bei einer Rettungsaktion für ein Spital in Cleveland mitzumachen. King organisiert um den Boxkampf eine Modeschau und ein Konzert, sammelt 80'000 Dollar – und lanciert damit seine neue Karriere.
Von da an geht es steil aufwärts mit King. 1974 organisiert er den legendären «Rumble in the Jungle» zwischen Ali und George Foreman in Kinshasa. King bringt das damalige Zaire von Diktator Mobutu Sese Seko dazu rund 10 Millionen Dollar zu garantieren – obwohl das Land bitterarm ist. Ein Jahr später geht mit dem «Thrilla in Manila» zwischen Ali und Joe Frazier der zweite Mega-Event von King über die Bühne.
Don King ist ab diesem Zeitpunkt definitiv grösser als sein Sport. Während fast zwei Jahrzehnten kontrolliert er die Schwergewichts-Klasse im Boxsport, er trifft Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Papst Benedikt XVI und wird von drei verschiedenen amerikanischen Präsidenten ins Weisse Haus eingeladen. Seine Auftritte sind immer wild, patriotisch und voller Selbstvertrauen. Nicht selten hilft ihm dabei sein flinkes Mundwerk. Mit diesem wickelt er fast alle um die eigenen Finger, nutzt sie dann aber aus.
Boxer wie Ali, Evander Holyfield oder Mike Tyson – für den King fast zu einer Vaterfigur wird – sind nur einige seiner Klienten. Gemeinsam haben sie alle eines: Irgendwann betrügt King seine Partner. Praktisch alle haben ihn wegen Betrug angezeigt – meist rettet sich King mit einer Geldbusse. Mike Tyson beispielsweise bezahlt er 14 Millionen Dollar, nachdem dieser ihn für 100 Millionen verklagt hatte. Keiner wurde im Boxsport öfters verklagt als King, der über 200 Millionen Dollar Bussen bezahlen musste.
Neben all den Problemen werden King auch immer wieder Verbindungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt. Ausserdem unterstützte er Donald Trump während seiner beiden Wahlkämpfe. Doch «Mr. Boxing» hat auch eine andere Seite: Während Jahren verteilte er für Thanksgiving Truthähne an Bedürftige.
Während andere sich in seinem Alter längst im Altersheim langweilen, war der Amerikaner auch mit 83 Jahren zwar nicht mehr allgegenwärtig, aber noch immer sehr aktiv. 2014 reiste er – trotz Reisewarnung der USA – nach Kairo, um seinen nächsten grossen Boxevent den «King of the Nile» zwischen WBC-Schwergewichtsweltmeister Bermane Stiverne und Herausforderer Deontay Wilder zu promoten. Zum Kampf in Kairo kam es aber nicht, Wilder besiegte den Kanadier in Las Vegas.
Nur etwas blieb dem Mann, der den Spruch «Only in America» prägte und dessen Leben aufgrund des Buchs von Jack Newfield «Only in America: Das Leben und die Verbrechen des Don King» verfilmt wurde, verwehrt: 20 Millionen bot Don King den Klitschko-Brüdern, wenn sie gegeneinander in den Ring steigen würden. Sie lehnten spöttisch ab.
Genau so läuft das... Wenn man sich für ein paar lächerliche Dollars ein wenig gemeinnützig und medienwirksam hinstellt, kann man den Rest des Jahres ruhig irgendwelchen krummen Geschäften nachgehen. Macht nicht nur Don King so..