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Der gute Guido. Oder wieso Herr Kretschmer der Herzkönig aller Shopping Queens ist

Der Modeschöpfer inmitten seiner Models. Seine Kernkundschaft ist allerdings eher die mollige Dame.Bild: EPA
Der TV-Einkaufsberater

Der gute Guido. Oder wieso Herr Kretschmer der Herzkönig aller Shopping Queens ist

04.06.2014, 18:0623.06.2014, 09:44
Simone Meier
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Ach, der Guido! Der Guido sagt so wundervolle Dinge wie: «Ich bin den Menschen verbunden, nicht nur textil.» Oder: «Die Kraniche von Linum retteten meine Liebe!» Oder: «Ich kenn das ja, ich komm ja selbst aus so einem kleinen Bauernhäuschen.» Guido Maria Kretschmer, der deutsche Designer für die tendenziell weder magersüchtige noch minderjährige Dame, ist voller Textil, Dankbarkeit und Bescheidenheit. Und weil er selbst baby-artig feiss ist im Gesicht und um die Hüfte, und nicht so einschüchternd dürr wie ein Herr Joop oder ein Herr Lagerfeld, liegen ihm Deutschlands Frauen auch zu Füssen und schreien regelmässig: «Guido, ich will ein Kleid von dir!!!»

Und dann ist der Guido, dieser Kitschbruder des Herzens, ja auch schon seit über zwanzig Jahren mit dem gleichen Mann zusammen, mit dem (Tier-)Maler Frank Mutters nämlich. Aber so richtig in Berlin zusammen wohnen tun die beiden erst seit 2012, seit sie sich nämlich standesamtlich «verpartnert» haben. Prompt kriegte da der Frank die für Berlin übliche Winterdepression, doch als es endlich Frühling wurde, da nahm der Guido seinen Frank mit ins brandenburgische Linum, wo Jahr für Jahr Tausende von Kranichen auf dem Weg nach Süden Halt machen und die Bauern ärgern. «Abschuss wäre auch eine Variante», sagen die Bauern, denen die Kraniche die Wintersaat wegfressen, gerne in den Medien.

Guido und Frank sehen das natürlich anders. Guido und Frank haben sich ja auch wegen Franks blindem Cocker-Spaniel kennen gelernt. Der Guido blickte nämlich erst in die toten Augen des Cocker-Spaniels und dachte «jööhh» und «so arm» und dann in die «blauen Augen seines Herrchens und ich wusste: Der ist es.» Guido Maria Kretschmer, 49, ist in seinen eigenen Worten ein «entertainender Designer», Herr über die TV-Sendungen «Shopping Queen» (kaufsüchtige Frauen bekommen von Vox 500 Euro und stylen sich schlecht), «Promi Shopping Queen» und neuerdings auch «Hotter than my Dotter», pardon, «Hotter than my daughter» (peinliche Mütter mit Midlifecrisis gehen für RTL in die Disco oder so und halten sich für heisser als ihre Töchter).

Der Maler Frank Mutters und Ehemann Guido vor einem Mutters-Bild mit Hunden, die beide sehr lieben.Bild: Getty Images Europe

Gerade hat er für Heine 60 Stück Mode für Mollige kreiert und dem «Blick» erzählt, dass er als Schweizer wieder geboren werden möchte. Er gilt allgemein als Liebling der Nation und wurde auch schon für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen, aber sein Frank sagte, das er ihm dann nur zwei Amtsjahre erlauben würde und auch dies nur, weil die Bundespräsidenten-Residenz in Berlin, das Schloss Bellevue, einen so schönen Park für die Hunde habe. 

Guidos selbstverständlich Rekorde brechender Bestseller «Anziehungskraft» wurde vom Literaturkritiker der ARD mit folgenden Worten bedacht: «Auf der Buchseite schrumpft der enorme persönliche Charme des Modeschöpfers und Einkaufsberaters Guido M. Kretschmer wie ein bei 90 Grad gewaschener Seidenschal.» Das klingt jetzt zwar nicht nett, irritierte die deutsche Frau an sich aber kein bisschen in ihren Bücher-Shopping-Absichten und ist in der Art der Wortwahl auch gar nicht so irrsinnig weit entfernt von einem Kretschmer-Kommentar wie: «Sie ist ein kleines Aschenputtel, die ein bisschen Asche hinter den Ohren hat und ein bisschen im Haupt – aber da ist auch ganz viel Prinzessin drin.» Also hinterfotzig, hart, aber herzig. 

Mit Charme, Fleiss und Babyspeck ist Kretschmer Deutschlands liebster Frauenversteher geworden. Bild: Getty Images Europe

Die deutsche Frau (und auch die Schweizerin), mag das viel mehr als die Varianten «nur hinterfotzig» (Dieter Bohlen) oder «nur hart» (Heidi Klum). Und weil sich der Guido im Vergleich zu seinem rapide absteigenden Jahrgänger, Harald Glööckler, der ebenfalls auf leicht aus dem Leim geratene Hausfrauen setzt, weder (sichtbar) unters Messer legt noch Strass ins Gesicht klebt, gilt er als sogenannt authentisch.

Angefangen hat Herr Kretschmer einst mit einem Hippiekleiderstand auf Ibiza, es soll entbehrungsreich gewesen sein, aber dann kam Udo Lindenberg und kaufte sich eine Brokatjacke, und sofort war der Guido für den Udo unverzichtbar, Brokat und Rock hatten einander gesucht und gefunden, und über die Jahre wurde Guido Maria Kretschmer mit viel Fleiss zum besten Freund aller Schwiegermütter. Seine TV-Karriere ist erst zwei Jahre alt, und er hat sich da mit Leichtigkeit und ohne sich zu einer Wühlkiste des Boulevards zu machten eine souveräne Omnipräsenz gesichert, für die man ihn bewundern muss. Ein bisschen jedenfalls. Und ja, sympathisch ist er auch, der gute Guido.

Die TV-Sendungen mit Guido Maria Kretschmer
Shopping Queen: Montag bis Freitag um 15 Uhr auf Vox.
Hotter than my daughter: Mittwoch um 21.15 Uhr auf RTL
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