Dienstagabend, Champions League. Die Normalität sieht so aus: Basel rüstet sich für die nächste magische Nacht. Das Schweizer Fernsehen ist nah am Ball. Der FCB rauscht über die Gegner hinweg, mal muss Liverpool dran glauben, mal erhält Benfica Lissabon eine Tracht Prügel. Sascha Ruefer lobt am Mikrofon den entrückten Dauermeister, Rainer Maria Salzgeber analysiert das Geschehen auf dem Rasen. Danach erhält der Fernsehzuschauer auch noch alle anderen Champions-League-Tore serviert. So hat sich die Fussball-Welt für Sofasportler eingependelt.
Jahr für Jahr. Doch diese Welt ist nicht mehr. Dienstagabend, Champions League – Mattscheibe. Erstmals seit ihrer Einführung müssen Schweizer Fussballfans für die Königsklasse bezahlen. Mit freundlichen Grüssen von No Billag. SRF will sich das ausgedehnte Rechtepaket nicht mehr länger leisten. Live gibts nur noch am Mittwoch.
Wobei man fairerweise sagen muss: Im europäischen Vergleich ist der Schweizer TV-Zuschauer damit noch immer spitzenmässig bedient. Wer die Fr. 7.50 für das Einzelspiel YB-Juventus via Swisscom TV nicht ausgeben will, wer auch kein Teleclub-Abo besitzt und wer schon gar nicht die Nerven hat für einen wackligen Internet-Stream, der von der wachsamen UEFA-Armada ohnehin gleich wieder gesperrt wird, der hat immerhin noch eine Möglichkeit – ausharren bis um Mitternacht, dann zeigt das Schweizer Fernsehen alle Tore. Und als Supplement gibt's ab 0.35 Uhr das YB-Spiel noch obendrauf, in voller Länge, mit Live-Kommentar.
Wer weiss, vielleicht wird das ja ein besonderer Genuss, weil man schon weiss, wie der Berner Hochgeschwindigkeits-Fussball die hochgelobte Juventus-Equipe in Schwierigkeiten bringt. Es ist wohl nicht wirklich das wahrscheinlichste Szenario.
Geradezu ideal ist die SRF-Mattscheibe dagegen für Menschen mit rot-blauem Herzen. Die FCB-Fans erleben dieser Tage nicht gerade die einfachste Zeit. Wenn schon eine 2:0-Führung gegen ein miserables Lugano nicht mehr für einen Sieg reicht, fällt der Verzicht auf Champions-League-Hymne und TV-Bilder eher leicht. All die wunderbaren Erinnerungen an die rauschenden Nächte, da tut der schleichende Niedergang nur noch mehr weh. Sehnlichst wünscht man sich die Zeiten zurück, als der FCB hochveranlagte eigene Junioren hatte, diese auf dem Platz von starken Persönlichkeiten geführt wurden. Und auch Gewissheit herrschte, dass im Hintergrund kluge Köpfe die Fäden zogen.
Und natürlich war eines früher auch anders: Die Angst, dass sich der FC Basel bald hauptsächlich für die Champions League der E-Sportler interessiert, die existierte damals noch nicht.