Sport
WM-Qualifikation

Italien spielt in Mailand gegen das WM-Out

epa06324513 Italy's coach Gian Piero Ventura (L) and team captain Gianluigi Buffon attend a press conference in Appiano Gentile, Italy, 12 November 2017. Italy faces Sweden on 13 November 2017 in ...
Trainer Giampiero Ventura und Torhüter Gigi Buffon können die Anspannung nicht verbergen.Bild: EPA/ANSA

Erstmals seit 60 Jahren nicht an einer WM? Italien fürchtet sich vor der «Apokalypse»

13.11.2017, 09:45
Mehr «Sport»

Italien muss in Mailand gegen Schweden ein 0:1-Handicap wettmachen, um nicht erstmals seit 1958 eine WM zu verpassen. Die Anspannung beim vierfachen Weltmeister ist vor dem Playoff-Rückspiel gross. Der Neapolitaner Lorenzo Insigne, einer der italienischen Hoffnungsträger, sprach aus, was nicht nur im eigenen Land viele denken: «Eine WM ohne Italien ist nicht möglich!»

epa06324845 Italy's coach Gian Piero Ventura (2-L) speaks with his player Andrea Belotti (L) during a training session in Appiano Gentile, Italy, 12 November 2017. Italy faces Sweden on 13 Novemb ...
Ventura will im Rückspiel personell einiges ändern.Bild: EPA/ANSA

Neben den vier Titeln weist die «Squadra Azzurra» bei Weltmeisterschaften die Referenz von zwei Finals und zwei weiteren Top-4-Plätzen auf. 18 Mal war Italien dabei. 1930 verzichtete es freiwillig, und 1958 verpasste es die Qualifikation zum bislang einzigen Mal. Damals fand das Turnier in Schweden statt.

Eben dieses Schweden bringt nun ganz Italien zum Zittern. Ohne überragend zu spielen, gewannen die Skandinavier das Hinspiel in Solna mit 1:0. Ein abgefälschter Schuss von Jakob Johansson ermöglichte ihnen, mit dem kleinen Vorteil nach Mailand zu reisen, ins San Siro, wo die Italiener noch nie verloren haben.

Johansson erzielt den 1:0-Siegtreffer.Video: streamable

Schweden ist eine solide Mannschaft, die nicht zuletzt im körperlichen Bereich seine Stärken und mit Emil Forsberg einen starken Freistossschützen und Passgeber hat. Aber Schweden ist ganz bestimmt kein Wunderteam. Unter anderen Umständen würde sich die Ehrfurcht der Italiener in engen Grenzen halten.

«Hässlich und konfus: Italien, ein Horror!», schimpfte die «Gazzetta dello Sport» nach dem 0:1: «Jetzt wird es hart, wahnsinnig hart. Die Apokalypse ist für die Azzurri nah und Russland noch nie so weit entfernt gewesen.»

Italy's Ciro Immobile reacts during the World Cup qualifying play-off first leg soccer match between Sweden and Italy, at the Friends Arena in Stockholm, Friday, Nov. 10, 2017. (AP Photo/Frank Au ...
Ciro Immobile fassungslos: In den letzten fünf Spielen erzielte Italien nur gerade drei Treffer.Bild: AP/AP

In wenigen Monaten hat Italien vieles von seinem fussballerischen Selbstverständnis eingebüsst. Seit dem 0:3 gegen Spanien, das die direkte Qualifikation kostete, gab es gegen Albanien und Israel bloss 1:0-Siege. Mazedonien konnte den Italienern sogar ein 1:1 abtrotzen.

Goalie Gianluigi Buffon, dessen brillante Nationalmannschafts-Karriere bei einem Out abrupt enden würde, ist sich der Probleme bewusst: «Wir können über unsere Fehler reden, aber es hilft überhaupt nichts. Wir brauchen für die Aufholjagd erhobene Köpfe.»

Fans sollen helfen

Nationalcoach Giampiero Ventura kam die Aufgabe zu, das Team, das auf den gesperrten Marco Verratti verzichten muss, wieder aufzurichten und mit der passenden Einstellung ins San Siro einlaufen zu lassen. Dass der 69-Jährige, der im letzten Sommer die Nachfolge von Antonio Conte angetreten hat, dafür der richtige Mann ist, bezweifeln viele Beobachter. Seine taktischen und personellen Entscheide wurden kritisiert, aber auch seine fehlende Souveränität, etwa nach dem Hinspiel in Solna. Dort beschwerte er sich nach dem Spiel über den Schiedsrichter, der seiner Meinung nach den Schweden zu viel durchgehen liess.

Der Unparteiische war in den italienischen Medien kein Thema. Diese konzentrierten sich auf die Leistung der eigenen Mannschaft und sparten dabei nicht mit Kritik: «Hässliches Italien», «halbe Apokalypse», «am Abgrund» oder «azurblaue Scham» hiess es unter anderem. «Es ist ein farbloses Team ohne Persönlichkeit», schrieb «La Repubblica». «Eine Gemeinschaft von Spielern, die nicht wissen, was sie machen», urteilte der «Corriere della Sera».

Buffon hofft, dass trotz aller Kritik die Fans am Montagabend ihren Beitrag zum Weiterkommen leisten: «Ich erwarte ein volles Stadion. Mit Hilfe der Fans werden wir es schaffen.» Über 70'000 Tickets wurden bereits abgesetzt. Den Zuschauern ist ein bemerkenswerter Abend sicher: entweder gelingt der umjubelte Umschwung, oder es stellt sich heraus, dass eine WM ohne Italien doch möglich ist. (pre/sda)

Diese Nationen haben sich für die WM 2018 qualifiziert

1 / 34
Diese 32 Nationen haben sich für die WM 2018 qualifiziert
Peru: La Blanquirroja setzt sich in der Barrage gegen Neuseeland durch und qualifiziert sich als 32. und letztes Team für die WM.
quelle: epa/efe / german falcon
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Der Fussball schreibt oft die schönsten Geschichten

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Luca Brasi
13.11.2017 09:53registriert November 2015
"Eine WM ohne Italien ist nicht möglich"

Doch, die gab es damals in Schweden und wenn mehr gelabert wird vor dem Spiel anstatt Fussball zu spielen, könnte genau das eintreten.
Es gibt kein physikalisches Gesetz, das Italien dabei sein wird. Holland hätte vor 4 Jahren wohl auch nicht gedacht, dass fussballerische Magerkost folgen wird.
10914
Melden
Zum Kommentar
avatar
Desoxyribonukleinsäure
13.11.2017 10:59registriert August 2016
Supergigi forever❤️
Erstmals seit 60 Jahren nicht an einer WM? Italien fürchtet sich vor der «Apokalypse»
Supergigi forever❤️
928
Melden
Zum Kommentar
avatar
FrancoL
13.11.2017 10:13registriert November 2015
Das Hauptproblem ist der Trainer. Er hat keine internationale Erfahrung, so setzt er zB auf Immobile, der in Italien zwar ganz gut spielt aber eben in Italien. Sein Gastspiel in D zeigte dessen Limiten.
De Rossi und Verratti sind ein Problem, aber man lässt sie spielen. Bei Verratti: wann hat er auch nur ein akzeptables Spiel in der Nationalmannschaft gezeigt?

Es wird heute Abend eng , sehr eng werden und dies nicht zuletzt weil die Spielersubstanz in Italien Mangelware ist und ein Trainer gewählt wurde der mit dieser knappen Spielerdecke nicht umgehen kann. Conte konnte es!
457
Melden
Zum Kommentar
26
Der SCB schlägt Zug und zieht in Viertelfinalserie gleich – auch Lausanne erzwingt Spiel 7
Eishockeyfans kommen in den Genuss von zwei weiteren Entscheidungsspielen. Nach Lugano gegen Fribourg erzwingen auch der SCB und Lausanne in ihren Viertelfinalserien ein 7. Spiel.

Im Playoff-Viertelfinal zwischen dem SC Bern und dem EV Zug kommt es am Ostersamstag in Zug zum Showdown. Die Berner erzwingen mit einem hochverdienten 3:0-Heimsieg ein siebtes und entscheidendes Spiel. Der SCB verdiente sich den erneuten Ausgleich in der Serie mit einer wiederum starken Reaktion vor Heimpublikum. Zwei Tage nach dem 2:6 in Zug fanden die Berner zu jenem Spiel zurück, das sie weiter von der erstmaligen Halbfinalqualifikation seit dem letzten Meistertitel im Jahr 2019 träumen lässt.

Zur Story