Xherdan Shaqiri wird trotz seiner 22 Jahre als Hoffnungsträger und Aushängeschild der Schweizer Nationalmannschaft gehandelt. Cool und abgeklärt führte er diese Rolle im Vorfeld der WM aus. Doch nach zwei bescheidenen Auftritten und grösser werdender Kritik hatte der Zauberzwerg vor dem Honduras-Spiel kurz seine Gelassenheit verloren und seinen Unmut beim Schweizer Fernsehen nicht mehr verstecken können.
Die Nerven lagen für einmal auch beim Schweizer Kraftpaket blank – so schien es zumindest. Doch Shaqiri hat mit seiner Triplette am Mittwochabend beim 3:0 gegen Honduras die passende Antwort geliefert und ist seinen Erwartungen mehr als gerecht geworden.
Das Publikum verabschiedete die Nummer 23 bei seiner Auswechslung in der 87. Minute mit einer Standing Ovation. Nicht mit einer Ovation, dafür vom offiziellem WM-Twitter-Account aus gratulierte auch der Weltverband FIFA Shaqiri zu seinem Hattrick. Es war der fünfzigste der WM-Geschichte.
WELL DONE SHAQIRI: @XS_11official today scored the 50th hat-trick in #WorldCup history. RT to congratulate him! pic.twitter.com/a3yDMydqgE
— FIFAWorldCup (@FIFAWorldCup) 25. Juni 2014
Mit seiner Triplette reiht sich der Schweizer Shootingstar des FC Bayern München in eine exquisite Runde von Fussballlegenden ein. Jene Liste der WM-Hattricks – drei Tore in einem Spiel, nicht zwingend nacheinander – ist gespickt mit bekannten Namen und herausragenden Leistungen.
Der erste Hattrick der WM-Geschichte fiel gleich bei der ersten Austragung 1930. Im Spiel zwischen den USA und Paraguay erzielte US-Boy Bert Patenaude beim 3:0-Sieg alle Tore und qualifizierte damit sein Team für den Halbfinal, wo es sang- und klanglos mit 1:6 gegen Argentinien unterging.
Allerdings werden die drei Tore nicht von allen anerkannt. Das zweite war an der Grenze zu einem Eigentor von Aurelio Gonzalez, wonach der erste WM-Hattrick erst zwei Tage später durch den Argentinier Guillermo Stabile fiel – in seinem ersten WM-Spiel. Die FIFA schreibt den Treffer jedoch bis heute dem Amerikaner zugute und Patenaude wird deshalb als erster Hattrick-Schütze aufgelistet.
Der Argentinier Gabriel Batistutta ist bis heute der einzige Spieler, dem an zwei verschiedenen Weltmeisterschaften drei Tore in einem Spiel gelungen sind. 1994 beim 4:0-Sieg gegen Griechenland und 1998 beim 5:0-Erfolg über Jamaika.
Neben Batistuta gelangen Sandor Kocsis (1954 für Ungarn), Just Fontaine (1958 für Frankreich) und Gerd Müller (1970 für Deutschland) zwei WM-Hattricks an der gleichen Endrunde.
Vor Shaqiri traf bereits ein anderer Schweizer dreimal ins Schwarze. Josef Hügi schoss an der Heim-WM in der «Hitzeschlacht von Lausanne» gegen Österreich drei Tore und war somit einer von acht Hattrick-Schützen 1954. Zu Hügis Übel hiess einer dieser acht Theodor Wagner, welcher im gleichen Spiel drei Treffer erzielte und mit Österreich schlussendlich 7:5 gewann. Hügi muss sich so mit einem weniger erfreulichen Rekord zufrieden geben: trotz eines Hattricks zu verlieren, schaffte nach ihm nur noch der Russer Igor Belanov 1986 bei der 3:4-Niederlage der Sowjetunion gegen Belgien.
Im legendären WM-Final 1966 im Wembley gegen Deutschland erzielte der Engländer Geoff Hurst bisher den einzigen Hattrick in einem Endspiel. Der zweite Treffer ist eines der berühmtesten Tore der WM-Historie: das Wembley-Tor in der 101. Minute zum 3:2.
Der Treffer wurde bekanntlich gegeben, obwohl der Ball die Linie nicht überquerte, und England gewann später durch Hursts dritten Streich in der 120. Minute mit 4:2. Da sein erstes Tor bereits in Minute 18 fiel, gilt der Hattrick auch als längster aller Zeiten.
Für Shaqiri unerreicht bleibt vorerst die Marke von Portugals Eusébio. Der «Schwarze Panther» traf 1966 gegen Nordkorea gar viermal und schoss sein Team im Alleingang in den Halbfinal.
Absolute Spitze ist die Marke der Portugal-Legende jedoch nicht. Der Russe Oleg Salenko steuerte 1994 beim 6:1-Sieg gegen Kamerun fünf Tore bei und sorgte in der ersten Halbzeit für einen lupenreinen Hattrick – einer von acht, die es je an einer WM gegeben hat. Gebracht hat's nichts. Russland schied mit drei Punkten und einem Torverhältnis von 7:6 aus.
Mit Köpfchen schaffte es der deutsche WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose in die Rekordbücher. Bei der 8:0-Vorführung der Deutschen gegen Saudi Arabien 2002 nickte der Mittelstürmer gleich dreimal ein. Zum 1:0, 2:0 und 5:0. Nur der Tschechoslowake Tomas Skuhravy leistete 1990 selbiges, beim 4:1-Erfolg gegen Costa Rica.
Last but not least die WM-Legende schlechthin. Dem Brasilianer Pelé gelangen an seiner ersten WM-Teilnahme 1958 im Halbfinal gegen Frankreich drei Töpfe. 5:2 hiess es am Schluss zugunsten der Seleção und mit seinen 17 Jahren ist Pelé bis heute der jüngste dreifache Torschütze der WM-Geschichte.