Nur ein Fussball-Wunder, ein «milagro», kann Honduras noch helfen. Das ist sich der mittelamerikanische Staat bewusst. Verlangt ist nicht nur der erste Sieg im neunten WM-Spiel, sondern sogar einer, der mit mindestens zwei Treffern Unterschied ausfällt. Dazu muss Frankreichs Erfolg gegen Ecuador so hoch ausfallen, dass die Tordifferenz (-4) wettgemacht werden kann. Ein aussichtsloses Unterfangen also?
Keineswegs, finden die honduranischen Spieler. «Wir aus Honduras kämpfen immer, nicht nur im Fussball», sagte der linke Flügelspieler Roger Espinoza. «Niemand hat geglaubt, dass sich Honduras für die WM qualifiziert, und hier sind wir. Ich träume weiter.»
Espinoza und seine Teamkollegen wissen, auf welch schmalem Grat sich Honduras bewegt. «Für uns wird das riskant, weil wir unbedingt gewinnen müssen», sagte Wilson Palacios. «Wir müssen aber volles Risiko gehen, weil es unsere letzte Chance ist. Es geht um Leben oder Tod.»
Vieles erinnert nicht nur das Schweizer Team an die WM 2010, sondern auch Honduras. In Südafrika war die Ausgangslage für die «Catrachos» nach zwei Niederlagen (0:1 gegen Chile, 0:2 gegen Spanien) ähnlich aussichtslos. Nur ein Sieg gegen die Schweiz und Schützenhilfe der Chilenen hätte zum Weiterkommen gereicht. Beides trat nicht ein, das 0:0 in Bloemfontein bedeutete für beide Mannschaften das Out nach der Vorrunde.
In den beiden bisherigen WM-Spielen konnte Honduras die eigenen hohen Erwartungen nicht erfüllen. Gegen Frankreich (0:3) war die «H» überfordert, gegen Ecuador (1:2) gelang es nur gerade während drei Minuten, die 1:0-Führung nach dem ersten WM-Tor seit 32 Jahren zu verteidigen. Wilson Palacios sprach davon, dass dass die ersten Partien von Vorsicht geprägt waren, das Team sich strikte an die Vorgaben von Trainer Luis Suarez gehalten habe. «Wir müssen lockerer werden, eigene Entscheide fällen und auch einmal verrückte Dinge wagen.»
Für die Schweiz ist der Siegzwang von Honduras sicherlich kein Nachteil. «Wir werden offener spielen, weil wir diesen Sieg brauchen», sagte Premier-League-Spieler Wilson Palacios, der seine Sperre nach der gelb-roten Karte gegen Frankreich abgesessen hat, wenig überraschend. Diese Freiräume, die mit Fortdauer der Partie wohl immer zahlreicher werden dürften, gilt es auszunützen. (pre/si)