Olympiasiegerin wurde Michelle Gisin 2018 in Pyeongchang bereits, in der Kombination. Doch im Weltcup musste die 27-jährige Engelbergerin lange auf ihren ersten Sieg warten. Umso schöner fällt dieser nun kurz vor dem Jahreswechsel aus.
«Verrückt», sei das, strahlte sie im ersten Siegerinterview. Sie wisse fast gar nicht, was sie sagen soll, meinte die nicht als wortkarg bekannte Gisin. «Genau an dem Ort, an dem ich genau heute vor acht Jahren erstmals im Weltcup starten durfte, kann ich nun erstmals gewinnen.» Bei ihrem Debüt Ende 2012 hatte sie sich auf Anhieb für den 2. Lauf qualifiziert. Doch Zwischenrang 17 konnte sie nicht verteidigen, sie schied aus.
OMG!!!!
— Dominique Gisin (@dominiquegisin) December 29, 2020
Zurück in die Gegenwart. Bei Halbzeit zwei Hundertstel hinter Mikaela Shiffrin auf Rang 2, konnte Gisin in der Entscheidung noch einmal zulegen. Sie gewann elf Hundertstel vor der Österreicherin Katharina Liensberger und Shiffrin. Sowohl im Gesamt- wie im Disziplinenweltcup liegt Gisin auf Rang 2 hinter Petra Vlhova.
Mit ihrem Sieg beendete Gisin im Nachtslalom in Niederösterreich eine lange Schweizer Durststrecke. Am 20. Januar 2002 hatte die Berner Oberländerin Marlies Oester in Berchtesgaden als bislang letzte Schweizerin einen Slalom gewonnen. 162 «Zickzack»-Rennen dauerte es, bis sie abgelöst wurde.
Mit ihrem Triumph stoppte Gisin auch die wahnwitzige Erfolgsserie von Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova. Die letzten 28 Weltcup-Slaloms – seit dem 10. Januar 2017 und dem Sieg von Frida Hansdotter in Flachau – wurden stets von der Amerikanerin oder der Slowakin gewonnen. «Gigantinnen» nannte sie Gisin, die von einem «perfekten Tag» sprach. «Mein erster Lauf war top und im zweiten Durchgang hatte ich das Glück, dass mein Trainer den Kurs stecken durfte. Es ging alles auf.»
🎿 Michelle Gisin tient enfin son premier succès en Coupe du monde! L'Obwaldienne de 27 ans remporte le slalom nocturne de Semmering et offre au ski féminin helvétique sa première victoire dans la discipline depuis près de... 19 ans. #RTSsport pic.twitter.com/lGCwLWyKXT
— RTS Sport (@RTSsport) December 29, 2020
Gisin nannte das gesamte Team als einen Grund für ihren Erfolg. «Wir haben so lange darauf hin gearbeitet, endlich wieder einen Schweizer Slalomsieg feiern zu können. Heute stehe nun ich hier und nicht Wendy (Holdener), aber sie ist auch bald an der Reihe.» Die Schwyzerin gilt längst als überfällig für einen Slalom-Erfolg: 13 zweite und 11 dritte Plätze stehen im Weltcup auf ihrem Konto.
Holdener muss zwar weiterhin auf den ersten Podestplatz in diesem Winter warten. Sie schaffte aber ein weiteres starkes Resultat. Nach zwei vierten Plätzen in Levi wurde sie Fünfte. Melanie Meillard war die dritte Schweizerin, die Weltcuppunkte holte. Sie konnte sich im zweiten Lauf um fünf Plätze verbessern und belegte Rang 20.
Die Frauen setzen die Weltcup-Saison im neuen Jahr weiter. Am 3. Januar steht in Zagreb das nächste Rennen auf dem Programm – ein weiterer Slalom. Für die Speed-Spezialistinnen ist St.Anton am Arlberg die nächste Station, dort finden am 9. und 10. Januar eine Abfahrt und ein Super-G statt.