Während vorne die Schweizer Christoph Sauser und Ariane Kleinhans in ihren Kategorien dem Gesamtsieg entgegen stürmen, werden die Dramen im hinteren Teil des Feldes beim Cape Epic – einem der härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt – täglich neu geschrieben. Logisch, dass dies bei der Königsetappe über 117 Kilometer und über den legendären Bain's Kloof Pass (Video unten) nicht anders war. Dieses Mal die Hauptfigur: Thabo.
Der 35-Jährige kam gut 60 Sekunden vor dem um 20 Minuten verlängerten Cut-off über die Ziellinie (Grund für die Verlängerung war, dass selbst die Profis deutlich hinter der Marschtabelle fuhren). Und legte sich erstmal völlig erschöpft hin: «Ich musste die letzten vier Kilometer in zehn Minuten absolvieren. Ich dachte, das schaffe ich nicht mehr. Vor mir liessen mich die Fahrer auf dem technischen Teilstück nicht überholen», so Thabo wenige Minuten später, «als ich endlich vorbei war, musste ich wie ein Irrer in die Pedale treten.»
Ganz glücklich konnte der Südafrikaner doch nicht sein: «Meinen Partner musste ich beim Waterpoint 2 zurücklassen. Er gab mir das Tracking-Gerät und sagte, ich soll es versuchen.» Teamkollege Sefiso habe sich in der Nacht schlecht gefühlt und sei schon am Start kraftlos gewesen.
Doch während Thabo rund 20 Minuten später in der Erholungszone sitzt, kommt dieser Sefiso tatsächlich noch um die Ecke. Deutlich nach dem Cut-off zwar, aber im Ziel. Mit sprichwörtlich allerletzter Kraft schleppt sich der 35-Jährige ins Ziel, muss dann allerdings gleich ab ins Medizinzelt transportiert werden – selbst Thabo konnte es vor Überraschung kaum fassen. Sefiso hatte schon 2014 das Cape Epic nicht beendet, er wird es auch dieses Mal höchstens ausser Konkurrenz erreichen.
«Ich weiss nicht, ob er morgen fahren kann. Ich werde am Start sein, obwohl ich meine Beine im Moment nicht spüre», gibt sich Thabo zum Abschluss kämpferisch. «Ich habe erst im Februar die Chance auf die Teilnahme beim Cape Epic erhalten. Bis dahin bin ich zwölf Stunden wöchentlich auf dem Bike gesessen, seither rund doppelt so lange.
«Ich bin eigentlich schon zufrieden, dass ich es hierhin geschafft habe.» Tatsächlich hatten die beiden in den vorangehenden Etappen nie Probleme mit der Zeit. Sie waren jeweils rund eine Stunde vor der Deadline im Ziel. Doch Etappe 5 forderte Tribut: «Die ersten beiden Aufstiege kosteten uns zu viel Zeit. Wir mussten die Bikes endlos schieben.»
Aber jetzt warten zwei harte letzte Tage auf Thabo. Würde er überhaupt noch einmal am Cape Epic teilnehmen? «Nein! Niemals!», schiesst es aus ihm heraus. «Du müsstest mir eine Million zahlen.» Und was wirst du Leuten sagen, die es in Zukunft doch versuchen wollen? «Viel Glück.»
PS: Was Thabo vielleicht nicht weiss: Das haben schon so viele Fahrer direkt nach dem Rennen gesagt. Aber in einigen Wochen ist alles vergessen und plötzlich juckt es wieder ...