Ich dachte ja, emotionaler als die 1,7-Sekunden-Entscheidung von Etappe 1 oder Riaan und Vastis tränenreiche Zielankunft gehe es nicht mehr. Doch heute kamen James und Candice. Etappe 1 beendeten sie 35 Minuten vor dem Cut-off, auf Etappe 2 hatten sie 20 Minuten «spatzig» und in Etappe 3 wurde es dramatisch knapp.
Während der dritten Etappe des Cape Epic – einem der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt – hatten die Organisatoren ein Einsehen: Sie verlängerten die maximale Zeit für das 128 Kilometer lange Teilstück um 30 Minuten auf 10:30 Stunden. Die extreme Hitze, sandige Wege und der starke Wind zeichneten sich dafür verantwortlich.
Dank dieser «Verlängerung» schafften es als allerletztes Team auch James und Candice rechtzeitig ins Ziel. Sie retteten 69 Sekunden. Doch das wahre Drama spielte sich in den fünf Minuten danach ab. Kaum hatten die beiden nämlich unter tosendem Applaus die Ziellinie überquerten, liessen sie ihre Bikes fallen und brachen zusammen.
Sofort waren Pfleger da, um die beiden zu kühlen und wieder aufzupäppeln. Candice musste gar in die Bewusstlosen-Stellung gebracht werden. Nach wenigen Minuten war sie immerhin wieder soweit fit, um auf allen Vieren zu ihrem Partner zu kriechen und ihm in die Arme zu fallen. Keiner der anwesenden Zuschauer, der nicht mitlitt.
Der 29-Jährige und seine 36-jährige Verlobte gingen zuvor durch die Hölle. James, der kaum mehr gehen konnte, meinte auf die Fragen des Ziel-Moderators nach seinem Befinden einzig: «Fürchterlich.» Und er könne gar nicht mehr denken. Doch dann griff er zum Mikrofon und flüsterte: «Eines will ich sagen: ‹Meine Frau ist die Allergrösste.›» Unter tosendem Applaus wurde er auf dem Medizin-Wagen ins Renn-Spital gefahren.
Partnerin Candice fing sich schneller wieder. «Wir mussten so viel schieben. Einmal zeigte unser Thermometer über 42 Grad an. Es war kochend heiss und dann kam noch der Wind dazu.» James sei völlig dehydriert gewesen und habe Schwindelanfälle gehabt. Doch Aufgeben kam nicht in Frage. 2012 beendete Candice das Epic. Damals retteten sie in einer Etappe 30 Sekunden. «Ich habe mir geschworen, dass ich das nie mehr machen werde. Aber es hat mich doch wieder gepackt. Wir haben über sechs Monate trainiert, aber ich glaube auf das Cape Epic kann man sich nie wirklich ganz vorbereiten.»
Als sie wenig später erfuhr, dass mit Partner James wieder alles in Ordnung ist, meinte sie: «Morgen geht's wieder an die Startlinie. Wir werden uns durch den nächsten Tag kämpfen. Das ist das Epic!»