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Politik und Doping statt Kampf um Maglia Rosa – 5 Fakten zum Giro d'Italia 2018

Rad-Held Gino Bartali rettete im Krieg hunderten Juden das Leben. Nun beim Giro-Start ist er in aller Munde. Mehr dazu hier.
Rad-Held Gino Bartali rettete im Krieg hunderten Juden das Leben. Nun beim Giro-Start ist er in aller Munde. Mehr dazu hier.bild: keystone/watson

Politik und Doping statt Kampf um Maglia Rosa – 5 Fakten zum Giro d'Italia

Heute beginnt mit dem Giro d'Italia die erste grosse Rad-Rundfahrt des Jahres. Mit einem Startort der besonderen Art, einem Favoriten unter strenger Beobachtung und mit nur drei Schweizern, die Helferaufgaben erfüllen müssen.
04.05.2018, 08:5304.05.2018, 09:20
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Der Auftakt

Die 101. Austragung der Italien-Rundfahrt beginnt mit einem Novum. Als erste Grand Tour verlässt der Giro den europäischen Kontinent und hält die «Grande Partenza» in Israel ab. Den Auftakt des dreitägigen Gastspiels bildet ein 9,7 km langes Einzelzeitfahren durch den historischen Stadtkern von Jerusalem. Danach folgen zwei Flachetappen, bevor am Montag per Flugzeug die viereinhalbstündige Weiterreise nach Sizilien ansteht.

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Velorennfahrer in Jerusalems Altstadt: Der Start in Israel ist umstritten.Bild: AP

Die Verlegung des Giro-Starts nach Israel ging nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Neben dem enormen logistischen Aufwand ist der Abstecher ins Heilige Land auch politisch umstritten. Menschenrechtsaktivisten haben die Giro-Veranstalter aufgefordert, von einem Start in Jerusalem abzusehen.

Die wegen des Gaza-Konflikts ohnehin angespannte Sicherheitslage stellt die Veranstalter denn auch vor grosse Herausforderungen. Die Sicherheitskosten für die grösste Sportveranstaltung, die in Israel je stattgefunden hat, sollen sich auf 27 Millionen Euro belaufen. Im Gegenzug erhofft sich der Staat von dem renommierten Sportereignis einen Auftrieb für den Tourismus. Vor den TV-Bildschirmen werden Hunderte Millionen zuschauen, wie die Radprofis durch alte Städte und schöne Landschaften fahren.

Der Verdächtige

Ein besonderes Augenmerk wird auf Chris Froome gerichtet sein bei seiner ersten Giro-Teilnahme seit 2010. Dem hoch ambitionierten Briten droht nach dem Nachweis eines erhöhten Salbutamol-Wertes bei der Vuelta 2017 eine nachträgliche Sperre. Bis zum Abschluss des seit September laufenden Verfahrens gibt es aber vorerst keine Sanktionen. Aktuell sind Froomes Anwälte daran, den 32-Jährigen vom Verdacht freizusprechen. Der Star des Teams Sky beteuert seine Unschuld und glaubt an das für ihn bestmögliche Szenario: eine völlige Entlastung.

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Froome nimmt das Gerede um seine Person zumindest in der Öffentlichkeit gelassen hin.Bild: EPA/KEYSTONE

Sportlich lockt Froome die Herausforderung, den Giro und die Tour de France im gleichen Jahr zu gewinnen. Das war zuletzt dem Italiener Marco Pantani 1998 gelungen. Froome könnte bei einem Giro-Erfolg zum siebenten Fahrer mit Siegen in allen drei grossen Rundfahrten werden und wäre erst der dritte, der die Vuelta, den Giro und die Tour hintereinander gewinnt. Froome ist zwar 2018 noch sieglos, trotz der Nebengeräusche glaubt er sich aber auf den ersten Saisonhöhepunkt bestens vorbereitet.

Die Höhepunkte

Fast 3600 Kilometer und rund 44'000 Höhenmeter sind die beeindruckenden Eckdaten des diesjährigen Giros. Mit acht grossen Bergankünften gibt es doppelt so viele wie vor einem Jahr. Die Favoriten auf den Gesamtsieg werden erstmals in der 6. Etappe gefordert sein, wenn es wie im Vorjahr den Ätna, Europas höchsten Vulkan, zu erklimmen gilt.

Cyclists pedal as the Etna volcano is seen in background during the 9th stage of the Giro d'Italia, Tour of Italy cycling race, from Messina to Etna, Sunday, May 15, 2011. Giro d'Italia favo ...
Das Giro-Feld hinauf in Richtung Ätna (2011).Bild: AP

Erstmals seit 2014 steht auch der Monte Zoncolan (14. Etappe) wieder im Programm. Der Anstieg gilt als einer der steilsten und schwierigsten Italiens. Auch die Schlusswoche ist mit einem langen Einzelzeitfahren und drei weiteren schweren Bergetappen mit Höchstschwierigkeiten gespickt.

Die Favoriten

Als Titelverteidiger zählt Tom Dumoulin (Team Sunweb) automatisch zu den Anwärtern auf den Gesamtsieg. Im vergangenen Jahr siegte er, obwohl er sich auf der Königsetappe wegen Magen-Darm-Problemen erleichtern musste:

Herausgefordert wird der Niederländer vom vierfachen Tour-de-France-Sieger Froome, dem italienischen Hoffnungsträger Fabio Aru (Zweiter 2015), dessen Landsmann Domenico Pozzovivo, dem Briten Simon Yates, dem Franzosen Thibaut Pinot und dem kolumbianischen Kletterspezialisten Miguel Angel Lopez, dem Sieger der Tour de Suisse 2016.

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Titelverteidiger Dumoulin (links) wird von Aru (Mitte) und Froome herausgefordert.Bild: EPA/ANSA

Mit Nairo Quintana und Vincenzo Nibali fehlen der Zweite und Dritte des Vorjahres. Beide konzentrieren sich heuer auf die Tour de France.

Eine ausführliche Vorschau auf Route und Favoriten vom Global Cycling Network (englisch).Video: YouTube/Global Cycling Network

Die Schweizer

Mit Kilian Frankiny (BMC), Steve Morabito und Sébastien Reichenbach (beide FDJ) stehen drei Schweizer am Start. Morabito und Reichenbach waren bereits vor einem Jahr dabei, als dank Silvan Dillier erstmals seit 2010 wieder ein Schweizer Etappensieg am Giro resultierte. Der Aargauer, vor einem Monat sensationeller Zweiter bei Paris – Roubaix, wird heuer die Tour de France bestreiten und verzichtet deshalb auf den Giro.

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Das FDJ-Trio mit Morabito, Reichenbach und Leader Pinot (von rechts).Bild: KEYSTONE

Frankiny, Morabito und Reichenbach sind allesamt Walliser. Ihre Stärken liegen in den Bergen, nicht zuletzt deshalb sind sie während den nächsten drei Wochen gern gesehene Helfer in ihren Teams. Der erst 24-jährige Frankiny soll bei seiner ersten Giro-Teilnahme im Team BMC für den Australier Rohan Dennis und den Iren Nicolas Roche Unterstützungsarbeit leisten, das wesentlich erfahrenere Duo Morabito/Reichenbach steht bei FDJ Teamleader Thibaut Pinot zur Seite. Der Franzose gehört als Gesamtvierter des Vorjahrs zu den Favoriten. (ram/sda)

Die Sieger des Giro d'Italia seit 1995

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Die Sieger des Giro d'Italia seit 1995
1995: Tony Rominger (Schweiz).
quelle: www.imago-images.de / imago images
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