Sport
USA

US-Sportler nach Protest gegen Rassismus wieder auf dem Feld

Players take a knee in support of the Black Lives Matter movement before the English FA Community Shield soccer match between Arsenal and Liverpool at Wembley stadium in London, Saturday, Aug. 29, 202 ...
Die Proteste schwappten erneut nach Europa über: Auch bei der Partie in der Community Shield zwischen Arsenal London und Liverpool knien die Spieler hin. Bild: keystone

US-Sportler nach Protest gegen Rassismus wieder auf dem Feld

Nach der historischen Pause aus Protest gegen Rassismus ist der US-Sport am Samstag wieder auf dem Feld aktiv geworden.
30.08.2020, 09:0530.08.2020, 15:18
Mehr «Sport»

Das Bewusstsein für die Situation ist gross wie nie, die Spieler sind noch immer bewegt – mitunter aber auch sehr skeptisch.

Der US-Sport ist nach der Pause aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt wieder aktiv, insbesondere unter den NBA-Profis ist die Lage aber weiterhin sensibel wie wohl nie zuvor. «Das ist grösser als Basketball», sagte Star-Spieler Giannis Antetokounmpo nach dem Sieg der Milwaukee Bucks gegen die Orlando Magic und dem Einzug ins Halbfinale der Eastern Conference am Samstag (Ortszeit). «Es wird Spiele geben in denen du 30, 35, 50 oder wie viele Punkte auch immer machen wirst und du wirst dich daran erinnern. So, wie wir uns gefühlt haben, daran werden wir für den Rest unseres Lebens erinnern», sagte er über die Stunden in der Kabine am Mittwoch.

epa08634616 Milwaukee Bucks forward Giannis Antetokounmpo of Greece in action against the Orlando Magic during the first quarter of the NBA basketball first-round playoff game five at the ESPN Wide Wo ...
Giannis Antetokounmpo.Bild: keystone

Als erste US-Profimannschaft hatten die Bucks da ein Playoff-Spiel boykottiert und damit eine beispiellose Welle an Solidarität ausgelöst. Aus der WNBA (Frauen-Basketball), MLS (Fussball), MLB (Baseball) hatten sich Teams und Spieler angeschlossen, Teams aus der NFL (American Football) verzichteten auf ihr Training und selbst das Tennis-Masters in New York spielte einen Tag lang gar nicht. «Das ist gross. Das ist stark», sagte Antetokounmpo. «Andere Sportler und Mannschaften aus anderen Ligen das gleiche machen zu sehen ist kraftvoll und zeigt, dass wir das Richtige getan haben». Am Samstag ging es überall weiter.

Die Bucks hatten stundenlang in der Kabine gesessen und unter anderem mit der Familie von Jacob Blake telefoniert. Der 29 Jahre alte Blake war vor einer Woche in Kenosha von der Polizei sieben Mal in den Rücken geschossen worden. Milwaukee ist mit dem Auto keine Stunde Fahrtzeit entfernt vom Tatort.

Die NHL hatte sich am Donnerstag mit einem Tag Verzögerung dem Protest angeschlossen. Die Profis begründeten dies in einer eindrucksvollen Pressekonferenz damit, dass sie von den Entwicklungen überrascht worden seien und sich erst austauschen wollten. Dass die von weissen Profis dominierte National Hockey League sich dann ebenfalls dazu entschloss, am Donnerstag und Freitag auf die Playoffs zu verzichten, war als weiteres starkes Zeichen empfunden worden.

«Das hier ist eine viel stärkere Botschaft als alles, was ein oder zwei Spieler auf dem Eis machen könnten», sagte der schwarze Profi Ryan Reaves von den Vegas Golden Knights. «Das Gespräch hat angefangen mit weissen Spielern von anderen Teams, die sprechen wollten. Das ist stark.»

In der National Hockey League gab es vor der Partie der Tampa Bay Lightning gegen die Boston Bruins nun ein Video zu sehen, in dem zum Kampf gegen Rassismus aufgerufen worden war. Die Profis in der NHL standen für die US-amerikanische und kanadische Hymne, in der NBA kniete die Spieler und trugen die Shirts mit der Aufschrift «Black lives matter» (Schwarze Leben zählen). Auf weitere symbolische Gesten verzichteten die Basketballer.

In der NBA hatte es intensive Diskussionen gegeben, ob die Saison überhaupt fortgesetzt werden sollte. Nach mehreren Sitzungen und nachdem unter anderen Lakers-Star LeBron James den Rat von Ex-Präsident Barack Obama angenommen hatte, entschieden sich die Basketballer, weiterzuspielen. Sie bekamen von den Teambesitzern dafür unter anderem das Versprechen, dass, wo möglich, die Heimspielstätten als Wahllokale bei der anstehenden Präsidentschaftswahl genutzt werden.

Überzeugt sind davon aber nicht alle NBA-Stars. Jaylen Brown von den Boston Celtics, dem Team von Basketball-Nationalspieler Daniel Theis, sagte am Samstag: «Ich bin nicht so zuversichtlich, wie ich gerne sein würde.» Es habe in der Vergangenheit schon zu oft Versprechen für eine Veränderung gegeben. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Jadon Sancho und Co. protestieren gegen Rassismus
1 / 6
Jadon Sancho und Co. protestieren gegen Rassismus
Beim 6:1-Sieg von Borussia Dortmund in Paderborn hatte Jadon Sancho eine klare Botschaft: Mit einem Shirt mit der Aufschrift «Justice for George Floyd» zeigte er sich solidarisch mit dem nach einem Polizei-Einsatz in Minneapolis verstorbenen George Floyd.
quelle: keystone / lars baron / pool
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Wirst du auf mich schiessen?» So schnell eskaliert dieser Streit
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
Wenn es nach dem Präsidenten geht, bleibt Christian Dubé Gottéron-Trainer
Christian Dubé (46) hat zwar als Sportchef und als Trainer seit 2015 nur ein einziges Halbfinalspiel gewonnen. Aber die Zeichen deuten auf eine weitere Saison mit dem Kanadier an der Bande.

Den finalen Entscheid in der Trainerfrage fällt bei Gottéron in den nächsten Tagen – einen fixen Termin gibt es nicht – zwar der Verwaltungsrat. Aber das oberste Organ des Unternehmens wird in dieser Sache dem Antrag des Sportchefs folgen. Ab sofort ist nicht mehr Christian Dubé Sportchef. Er gibt die am 4. Oktober 2019 übernommene Doppelbelastung auf und überlässt das Amt des Sportchefs seinem Zauberlehrling Gerd Zenhäusern (51). Der Walliser dient Gottéron seit Oktober 2014 in verschiedenen Chargen, seit 2021 offiziell als Büro-Assistent und Zögling von Christian Dubé.

Zur Story