Bei allen NASCAR-Anlässen ist es verboten, die Konföderierten-Flagge zu zeigen. Die Organisatoren der beliebtesten Motorsport-Serie der USA schreiben: «Die Anwesenheit der Konföderierten-Flagge bei NASCAR-Veranstaltungen widerspricht unserer Verpflichtung, ein inklusives Umfeld für alle unsere Fans, Teilnehmer und unsere Industrie zu bieten»
— NASCAR (@NASCAR) June 10, 2020
Sie ist in den Augen vieler ein Symbol für Rassismus und Unterdrückung. Die konföderierten Südstaaten hatten von 1861 bis 1865 im Amerikanischen Bürgerkrieg gegen den Norden gekämpft. Sie hatten sich von der Union abgespalten, um die Abschaffung der Sklaverei und mehr Rechte für Schwarze zu verhindern. Die Konföderierten verloren den Sezessionskrieg gegen den numerisch und technisch überlegenen Gegner.
Heute wird die Flagge von den einen stolz in Erinnerung an gefallene Vorfahren gezeigt, von anderen aber auch als trotziges Symbol dafür benutzt, um auszudrücken, dass man sich im Süden vom Norden bevormundet fühlt. Dass man nicht einverstanden ist, wie sich die Dinge entwickelt haben, oder im Extremfall damit, dass nicht mehr alles wie früher ist, als Schwarze auf den Baumwollplantagen noch wie Vieh behandelt werden durften.
Auslöser der aktuellen Debatte ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der bei einem brutalen Polizeieinsatz sein Leben verloren hat. Seit Tagen gibt es in den USA – und auch in anderen Ländern – Proteste und Demonstrationen gegen Rassismus.
In der NASCAR-Serie hatte Bubba Wallace ein Verbot der Konföderierten-Flagge gefordert. Er ist der einzige schwarze Rennfahrer. Gestern Abend äusserte er sich vor dem Start in Ridgeway (Virginia) erfreut darüber, dass seine Forderung umgesetzt wurde. Wallace trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck «I Can't Breathe» und fuhr in seinem Chevrolet in einem speziellen «Black Lives Matter»-Design auf Rang 11.
NASCAR-Präsident Steve Phelps sagte noch vor dem Verbot der Flagge am Sonntag: «Unser Land leidet, und die Menschen sind zu Recht wütend und verlangen, gehört zu werden. Die schwarze Gemeinschaft und alle farbigen Menschen haben in unserem Land gelitten, und es hat viel zu lange gedauert, bis wir ihre Forderungen nach Veränderung gehört haben. Unser Sport muss besser werden. Unser Land muss es besser machen.»
Der siebenfache NASCAR-Champion Jimmie Johnson sagte gestern, er unterstütze das Anliegen von Konkurrent Bubba Wallace: «Die Konföderierten-Flagge sollte nicht an unseren Rennstrecken zu sehen sein.»
«Ich bin wirklich stolz auf das, was er tut, auf die Anstrengungen, die er unternimmt, und darauf, dass er irgendwie die Führung übernehmen will», sagte Ryan Blaney, nachdem er gestern Abend Zweiter wurde. Er ist ein Freund von Wallace und betonte, dass er mit seinem Support nicht alleine sei: «Ich stehe hinter ihm. Eine Menge Leute stehen hinter ihm. Nicht nur die Fahrer, sondern auch viele Teams. Die Besatzungsmitglieder. Das Auto, das er heute Abend fuhr, war grossartig.»
Nun liegt es in der Natur der Sache, dass sich ein Pilot nicht abschätzig über einen Entscheid der Rennserie äussert. Blickt man bei Twitter auf die Antworten zum NASCAR-Tweet – nichts anderes als eine Kommentarspalte –, wird man dort wenig überraschend mit gegenteiligen Meinungen konfrontiert. «Ihr habt euch in diesem Kampf für die falsche Seite entschieden», heisst es da etwa, oder auch: «Das war der letzte Tropfen. Ihr habt einen wertvollen Kunden verloren» oder «Aber ich wette, die dürfen ihre Regenbogen-Flagge weiterhin flattern lassen».
Der US-Präsident hat sich nicht direkt zum Flaggenverbot in der NASCAR-Serie geäussert. Allerdings ist diese Diskussion auch nur ein Teil einer grossen Debatte über Symbole für die rassistische Vergangenheit. Und zu der hat sich Trump gestern geäussert. Er twitterte, dass es Pläne gebe, «zehn unserer legendären Militärbasen» umzubenennen. Trump stellte klar, dass das unter seiner Führung kein Thema sei, man werde noch nicht einmal darüber nachdenken. Die Basen seien Monumente und Teil des grossen amerikanischen Erbes, sie stünden «für Siege und Freiheit».
Es ist nicht so einfach mit gut und böse wie es sich gewisse Leute vorstellen. Der "gute" Norden hat zwar die Sklaverei abgeschafft, dafür war man mit den Indianern nicht zimperlich. Die Flagge der Union ist für sie nicht weniger diskriminierend als die Konföderiertenflagge für die Schwarzen. Und wenn man die Statuen von General Lee abräumt, müsste man auch die von General Custer und Präsident Grant entfernen.