Nachdem sich die Los Angeles Lakers zum ersten Mal seit zehn Jahren für den Playoff-Final qualifiziert hatten, würdigte LeBron James mit emotionalen Worten die im Januar bei einem Helikopterunglück verstorbene Ikone Kobe Bryant: «Jedes Mal, wenn ich das Lakers-Trikot überstreife, denke ich daran, was er geleistet hat.
Man denkt an ihn und an das, was er in über 20 Jahren auf und neben dem Feld für dieses Franchise be deutet hat. Was er von seinen Mitspielern und auch von sich selbst erwartet hat. Wir haben in dieser Hinsicht gewisse Gemeinsamkeiten.»
James hat in Los Angeles ein schweres Erbe angetreten, der fünffache Champion Bryant ist allgegenwärtig. Die erste Saison 2018/19 war desillusionierend. James, 35, verpasste erstmals seit 2005 die Playoffs und wirkte plötzlich alt und nicht wie der «Chosen 1», der Auserwählte, wie er sich in seiner Eigenwahrnehmung definiert – so steht es auf seinem Rücken tätowiert.
Er musste sich Fragen gefallen lassen, wie wichtig ihm der Sport noch ist. Wo er doch auch wegen seiner Investments und seiner Ambitionen im Entertainmentbereich aus seiner Heimat Cleveland nach Los Angeles disloziert war.
Heavy is the head 👑@KingJames finished with 36 Pts, 16 Reb and 10 Ast. pic.twitter.com/VGjeW5jt1u
— ESPN (@espn) September 27, 2020
2021 wird «Space Jam 2» in die Kinos kommen, ein Sequel zum 1990er-Jahre-Klassiker, in dem Michael Jordan die Hauptrolle spielte. Nun übernimmt James diesen Part im neuen Film, der passenderweise mit dem Übernamen «A New Legacy» versehen wurde, ein neues Vermächtnis. Genau daran arbeitet James: jenes von Jordan zu übertreffen.
Doch nicht nur um James gab es im Dunstkreis der Lakers Irritationen. Im April trat Magic Johnson, eine Klublegende, auf einer Pressekonferenz als Teampräsident zurück und überrumpelte damit alle, selbst seine Vorgesetzten.
Und auch General Manager Rob Pelinka, der ehemalige Agent Kobe Bryants, sorgte für eine bizarre Episode: 2018 erzählte er, Bryant habe einst den Film «The Dark Knight» gesehen und danach den Wunsch geäussert, Schauspieler Heath Ledger, der darin in seiner Paraderolle den Joker verkörperte, zu treffen. Also habe er, Pelinka, das organisiert. Dabei war der Hinschied Ledgers beim Kinostart von «The Dark Knight» schon fast ein halbes Jahr her.
So dysfunktional die Lakers noch vor kurzem wirkten: Sie haben die Transformation zum Spitzenteam in dieser Saison mit bemerkenswerter Rasanz vollzogen. Der Zuzug des All-Stars Anthony Davis aus New Orleans hat James entlastet, dieser wirkt spritziger, besser, konsequenter.
James wird seine zehnte Playoff-Finalserie bestreiten und greift nach dem vierten Titel mit dem dritten Team – schon Miami (2012, 2013) und Cleveland (2016) hatte er zur Meisterschaft geführt. Das ist die am hartnäckigsten vorgebrachte Kritik in all den Vergleichen mit Jordan: dass James nur drei Mal Meister geworden ist, halb so oft wie Jordan mit den Chicago Bulls in den 1990er-Jahren. Ein vierter Triumph würde ihm da natürlich helfen.
Und die Chancen auf den vierten Titel stehen sehr gut, die Lakers sind im Final ab Mittwoch gegen die Miami Heat der turmhohe Favorit. Nun geht es darum, zu beweisen, dass in einer immer jünger werdenden Liga der alte Regent James noch immer der König der Gegenwart ist. Und die emotionale Reise nach bewegenden Monaten mit dem Titel endet.
Kobe starb bei einem Helikopter Absturz, nicht ein Flugzeug.
Auf dem Bild mit Magic Johnson ist Kobe zu sehen und nicht Lebron.