Sport
Unvergessen

Ski: Carlo Janka gewinnt die Lauberhorn-Abfahrt 2010 und jubelt kaum

Switzerland ski racer Carlo Janka reacts after winning the men's Ski World Cup downhill race in Wengen, Switzerland, Saturday, January 16, 2010. (KEYSTONE/Photopress/Alexandra Wey)
Carlo Janka fährt als Erster über die Ziellinie und ballt nur die Faust.Bild: PHOTOPRESS
Unvergessen

«Iceman» Janka triumphiert am Lauberhorn und lässt Reporter Hüppi durchdrehen

16. Januar 2010: Mit einer überragenden Fahrt donnert Carlo Janka in der Lauberhorn-Abfahrt auf Platz 1. Emotionen zeigt der «Iceman» jedoch kaum. Ganz im Gegensatz zu Matthias Hüppi, der dreht im roten Bereich.
16.01.2023, 00:0110.01.2023, 13:26
Corsin Manser
Folge mir
Mehr «Sport»

Matthias Hüppi ist in den letzten Sekunden von Carlo Jankas Ritt bei der Lauberhorn-Abfahrt 2010 derart aus dem Häuschen, dass er sogar kurz auf Mundart wechselt. Auch wenn Carlo Janka später sagen sollte, dass er das Ziel-S nicht perfekt erwischt habe, ist die Schweizer Ski-Euphorie in den letzten Zügen von Jankas Lauberhorn-Ritt maximal.

«Chum, chum, chum, jawoll, das länged, das gibt die neue Bestzeit!»
Matthias Hüppi
Ein entfesselter Janka begleitet von einem entfesselten Matthias Hüppi.Video: YouTube/Hans Heureka

Der Bündner absolviert eines der besten Rennen seiner Karriere. Nach einem weiten Satz am Hundschopf liegt er zum ersten Mal in Führung – zehn Hundertstel vor Manuel Osborne-Paradis. Als der entfesselte Schweizer dann auch noch mit fast 80 km/h aus dem Kernen-S saust, verschlägt es Matthias Hüppi ein erstes Mal so richtig die Stimme.

«Jo, ein Toptempo 79.9! Carlo Janka hat den kürzesten Weg gefunden.»
Matthias Hüppi

Das Kernen-S als Schlüssel zum Sieg

Schöner als Janka kann man das Kernen-S fast nicht absolvieren. Poesie auf Skiern. 57 Hundertstel Vorsprung sind der Lohn für das Janka-Gedicht. Für SRF-Co-Kommentator Bernhard Russi ist die Fahrt des Schweizers schlicht «genial». Nach dem Rennen sollte Janka im Siegerinterview zwar sagen: «Meine Linie beim Kernen-S ist sicher der Schlüssel zum Sieg gewesen.» Doch auch die folgenden Stellen meistert er brillant. Lauberhorn-Action zum Mit-der Zunge-Schnalzen.

«Carlo Janka bei der Haneggschuss-Zwischenzeit. Das ist der Hanegg-Kuss für ihn!»
Matthias Hüppi

Janka lässt sich die Butter in der Folge nicht mehr vom Brot nehmen. Er kann die Pace halten und fährt mit einem Vorsprung von 66 Hundertstel ins Ziel ein.

Switzerland's Carlo Janka reacts after the Super Combined Slalom at the FIS Ski World Cup at the Lauberhorn in Wengen, Switzerland, Friday, January 15, 2010. (PHOTOPRESS/Peter Schneider)
Geschafft! Carlo Janka sieht im Ziel die 1 aufleuchten.Bild: PHOTOPRESS
«Carlo Janka im Ziel mit 2:32:23, Platz 1!»
Matthias Hüppi

Grosses erreicht, kleine Emotionen

Der Vorsprung reicht. Die Fahrer nach Carlo Janka verpassen allesamt den Sprung in die Top 3. Der Obersaxer hat das geschafft, wovon jeder Schweizer-Abfahrer ein Leben lang träumt: Er siegt am Lauberhorn. Dennoch wird der «Iceman» wieder einmal seinem Spitznamen gerecht. Sein Jubel fällt höchst bescheiden aus, man könnte meinen, er freue sich gar nicht.

Winner Carlo Janka of Switzerland, is flanked by second placed Manuel Osborne-Paradis of Canada (left) and 3rd placed Marco Buechel of Liechtenstein,(right) on the podium after the men's ski Wolr ...
Das Podest: Janka siegt vor Osborne-Paradis und Oldie Marco Büchel.Bild: AP

Aber dem ist natürlich nicht so. Auf die Frage des «Blick», ob er denn keine Emotionen habe, antwortet Janka: «Doch, sehr starke sogar. Aber ich bin nicht der Typ, der nach einem Erfolg im Zielraum tanzt. Das sollen andere tun.» Das Sieg-Erlebnis in Wengen sei auch für ihn speziell. Sicher. «Ein Heim-Rennen zu gewinnen und dazu noch die klassische Lauberhorn-Abfahrt – das ist etwas vom Grössten, was man als Skirennfahrer schaffen kann.»

Fragt man nach dem Rennen jedoch Marco Büchel – welcher an diesem Tag seine Lauberhorn-Dernière hat und mit 38 Jahren Dritter wird – was denn das Verrückteste sei, was er in seiner Karriere je erlebt habe, dann entgegnet dieser: «Einer gewinnt die Lauberhorn-Abfahrt und flippt im Zielraum nicht aus.»

Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
Um nichts zu verpassen, like uns auch auf Facebook!
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die meisten Siege im Ski-Weltcup
1 / 28
Die meisten Siege im Ski-Weltcup
Seit 1967 werden Skirennen im Rahmen des Weltcups ausgetragen. Diesen Fahrerinnen und Fahrern gelangen mindestens 30 Siege.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So würde Online-Shopping im «Real Life» aussehen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Dank Stürmer-Stars und Goalie Berra – Fribourg schlägt Lugano und zieht in Halbfinals ein
Getragen vom Heimpublikum zieht Fribourg-Gottéron im Playoff-Viertelfinal den Kopf aus der Schlinge und gewinnt Spiel 7 gegen Lugano 4:2. Im Halbfinal wartet einer aus dem Trio Lausanne, Zug und Bern.

«Die ganze Saison steht auf dem Spiel», beschrieb Fribourgs Captain Julien Sprunger die Ausgangslage vor der «Belle». Nach einer vorzüglichen Qualifikation mit einem Punkterekord in der Klubhistorie drohte den Freiburgern eine weitere Saison der Enttäuschung. Wie vor einem Jahr in den Pre-Playoffs wollte Lugano den Spielverderber spielen. Doch diesmal kam es anders.

Zur Story