Johnny Weissmüller (1904 bis 1984) ist bei Weitem nicht der erfolgreichste Schwimmer. Michael Phelps hat zwischen 2004 und 2016 bei Olympischen Spielen 28 Medaillen geholt (23 Gold 3 Silber/2 Bronze). In der ewigen Schwimm-Bestenliste taucht Johnny Weissmüller mit fünf Goldmedaillen (1924 in Paris und 1928 in Amsterdam) nur als Nummer 12 auf.
Aber er hat mehr Charisma als jeder andere, der je in Badehosen ein Held geworden ist. Johnny Weissmüller wurde 1904 in Freidorf (später Timisoara) in Rumänien geboren. Weil er befürchtete, die rumänische Herkunft könnte ihm schaden, hat er als Geburtsort stets Windber, Pennsylvania (USA) angegeben.
Im Januar 1905 kam seine Familie in New York an, lebte erst in Windber und liess sich später in Chicago nieder. 1924 in Paris war Johnny Weissmüller mit drei Goldmedaillen im Schwimmen und Bronze im Wasserball nach Paavo Nurmi der Superstar der Spiele. Nach zwei weiteren Goldmedaillen 1928 in Amsterdam (wo er auch Fahnenträger der US-Delegation war) trat er vom Schwimmsport zurück.
Was Johnny Weissmüller von allen anderen Sporthelden unterscheidet: Er hat in seiner ganzen Karriere jeden – jeden! – offiziellen Wettkampf gewonnen, an dem er teilgenommen hat. Er ist also nie von einem Gegner besiegt worden. Er gewann 52 US-Meistertitel, schwamm 67 Weltrekorde, holte fünfmal Olympisches Gold (die Bronze-Medaille holte er im Wasserball).
Die oft erwähnte Anzahl von 51 Weltrekorden hat sich inzwischen, nach vielen Forschungen in den Archiven, auf 67 erhöht. Als erster Mensch schwamm er 100 Meter unter einer Minute – vor allem, weil er den Crawl-Stil perfektionierte. Er hatte mit dem Schwimmen begonnen, weil er kränklich war. Die Ärzte hatten seine Lebenserwartung auf bloss 30 Jahre geschätzt.
Eine weltberühmte Persönlichkeit wurde er allerdings nicht als Sportler. Sondern als Filmstar. 1928 war er vom Sport zurückgetreten und ging auf Empfehlung seiner Berater vorerst als Werbemodel nach Hollywood. Um dort auf eine Chance im Film zu warten. Und die kam zu Beginn der 1930er Jahre.
MAG hatte schon sieben mässig erfolgreiche Tarzan-Filme gedreht. Als das Zeitalter der Tonfilme begann, wollte die Regie die männliche Hauptrolle «Tarzan» unbedingt mit einem Spitzensportler besetzen. Doch der dafür ausgewählte Herman Brix (1906 – 1973), Olympiazweiter 1928 im Kugelstossen, fiel mit einer gebrochenen Schulter aus. Er machte später unter dem Namen Bruce Bennett in Hollywood Karriere.
Das Pech des Herman Brix war das Glück des Johnny Weissmüller. Regisseur Cyril Hume hatte den Olympiahelden in einem Hotel-Swimming-Pool entdeckt. Johnny Weissmüller hatte im Film allerlei Abenteuer zu bestehen. Die schöne Jane war zu befreien und er musste vor Krokodilen davon schwimmen.
Der Film lief 1932 an und war eine Sensation. Denn Tarzans Lendenschurz war so knapp geschnitten, dass Johnny Weissmüllers Bauchnabel frei blieb. Die amerikanischen Bischöfe waren ausser sich und erwirkten, dass der Bauchnabel zwei Jahre lang abgedeckt werden musste.
Das Publikum war entzückt und Johny Weissmüller lief selbst Herzensbrechern wie Clark Gable und Gary Cooper den Rang ab. Er bekam von MGM einen Siebenjahresvertrag, obwohl seine Dialoge wegen seiner rauen Stimme auf ein Minimum beschränkt werden mussten.
Seinen ersten Film machte Weissmüller 1932 («The Apeman») und den letzten 1954 («Jungle Jim»). Er stand in zwölf Tarzan-Filmen vor der Kamera und verdiente während seiner 17-jährigen Filmkarriere schätzungsweise zwei Millionen Dollar – für die damalige Zeit eine ungeheure Summe.
Doch in der Zeit der Studenten-Unruhen wurde der Held vom Sockel gestürzt. 1970 protestierten Studenten der Yale-Universität in New York gegen die Aufführung des Kult-Filmes «Tarzan the Apeman». Weil dieser Streifen ein Symbol weisser Überheblichkeit und des Rassismus sei. Sie blockierten ein Kino und schlugen den anwesenden Johnny Weissmüller in die Flucht. Es war dies der Anfang seines Abstieges.
Das Privatleben des Olympia- und Filmhelden verlief nicht minder turbulent. Sein Geld brachte er mit Frauen und Scheidungen durch. Johnny Weissmüller war mit Bobbe Arnst, Lupe Vélez, Beryl Scott, Alleen Gates und Maria Baumann insgesamt fünf Mal verheiratet.
Mit seiner dritten Ehefrau Beryl Scott hatte er drei Kinder. 1979 wurde er bevormundet und in ein Altersheim für verarmte Hollywood-Schauspieler eingewiesen. Er fühlte sich indes nicht wohl und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Acapulco (Mexiko). Dort verstarb Johnny Weissmüller 1984 verarmt nach mehreren Schlaganfällen.
Beim Absenken seines Sarges ertönte auf Wunsch seiner Frau Maria Baumann sein weltberühmter Dschungelschrei. Auf seinem Grabstein in Acapulco steht schlicht: «Johnny Weissmüller 1904–1984». Seine letzte Ehefrau, die gebürtige Berlinerin Maria Weissmüller, starb 2004 im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Acapulco. Sie ist an der Seite ihres Mannes beerdigt worden.