Nur noch zwei Spieler kommen dafür in Frage, das Jahr als Nummer 1 der Welt zu beenden: Es sind mit Rafael Nadal (31-jährig) und Roger Federer (35), die beiden, die die beiden ersten Grand-Slam-Turniere des Jahres gewonnen haben. Seit 2004 trug am Ende des Jahres immer einer der beiden Spieler die Krone, die nach dem French Open im Jahresranking auf den ersten zwei Plätzen lagen.
Der Vorteil liegt derzeit klar bei Nadal. Er hat in der ersten Jahreshälfte 2870 Punkte mehr gesammelt als der Schweizer, das entspricht fast anderthalb Grand-Slam-Siegen. Federer müsste wohl in Wimbledon gewinnen und am US Open besser als Nadal abschneiden, um diesen hinter sich zu lassen. Hoffnungslos ist das Unterfangen nicht.
In den letzten 13 Jahren schaffte es die Nummer 2 bei Halbzeit in fünf Fällen, den Leader noch zu überflügeln. Es ist wenig überraschend, dass es viermal Nadal war (2007 und 2009 gegen Federer, 2012 und 2014 gegen Novak Djokovic), der nach der Sandsaison vorne lag, diese Führung aber nicht verteidigen konnte. Im letzten Jahr löste Andy Murray nach einem grandiosen Finish den mit über 3200 Punkten Vorsprung klar führenden Djokovic noch ab.
Zunächst dürfte es eine Frage der Zeit sein, bis der neu zehnfache French-Open-Champion Nadal in diesem Sommer die Nummer 1 übernimmt. Keiner hat bis und mit dem US-Open so wenige Punkte zu verteidigen wie er (270), nicht einmal Federer (990), der letztes Jahr nach Wimbledon seine Saison abbrach. Im Gegensatz dazu fallen dem aktuellen Weltranglistenersten Murray in den kommenden drei Monaten 3460 Zähler aus der Wertung.
Sowohl für Nadal wie für Federer wäre es eine Rückkehr an die Spitze nach langem Unterbruch. Der Spanier, der 2017 als Nummer 9 begann, stand im Juni 2014 letztmals zuoberst. Nach einer Achtelfinalniederlage gegen Nick Kyrgios in Wimbledon verlor er seinen Platz an Djokovic. Bei Federer, der vor seinem Triumph am Australian Open noch die Nummer 17 war, sind es sogar mehr als viereinhalb Jahre her, dass er im Oktober 2012 das ATP-Ranking anführte. Er würde Andre Agassi (33 Jahre und vier Monate) als älteste Nummer 1 der Geschichte ablösen, falls er es nochmals an die Spitze schaffen würde.
Für Stan Wawrinka dürfte die Nummer 1 in diesem Jahr schwer zu erreichen sein. Dafür sind seine Resultate ausserhalb der Grand-Slam-Events zu schlecht. In Wimbledon kann er zwar voll punkten, danach fallen aber der Halbfinal in Toronto und vor allem die 2000 Punkte vom letztjährigen US-Open-Sieg aus der Wertung.
Federer ist nach seiner zweimonatigen Pause während der Sandsaison diese Woche als einziger Topspieler in Stuttgart bereits auf Rasen im Einsatz. Er spielt nächste Woche auch noch in Halle. Murray, Nadal und Wawrinka folgen nächste Woche im Londoner Queen's Club, der entthronte Roland-Garros-Sieger Djokovic hat vorläufig kein Vorbereitungsturnier auf Wimbledon eingeplant. (abu/sda)