Der Traumfinal beim French Open rückt immer näher: Nach Rafael Nadal ist gestern auch Novak Djokovic in den Paris-Halbfinal eingezogen. Gegen den Spanier Pablo Carreño Busta gewann die Weltnummer 1 zwar die Revanche für den abgebrochenen US-Open-Achtfinal, gab beim 4:6, 6:2, 6:3, 6:4 aber erstmals im Turnier-Verlauf einen Satz ab.
Der Serbe wirkte zu Beginn körperlich angeschlagen und musste sich schon früh am linken Oberarm und am Nacken pflegen lassen. Die Behandlung schlug an, danach kam Djokovic immer besser ins Spiel, auch wenn er nicht ganz schmerzfrei zu sein schien. Bei seinen Smashs konnte er beispielsweise nie richtig durchziehen. Immer wieder schüttelte der 33-Jährige zudem seinen linken Arm und schlug sich auch immer wieder darauf.
Der zähe Carreño Busta lieferte dem 17-fachen Grand-Slam-Champion zwar einen grossen und zuweilen hochstehenden Kampf, die entscheidenden Punkte gewann aber meist der «Djoker». 10 von 13 Breakchancen wehrte er ab, ehe er nach gut drei Stunden seinen ersten Matchball nutzte.
Sein Nacken habe «sich nicht wirklich grossartig angefühlt und ein paar andere Dinge auch nicht», erklärte Djokovic nach der Partie im Interview bei Eurosport. «Ich habe mich eineinhalb Stunden nicht wirklich gut gefühlt.» Zu sehr ins Detail wollte er aber nicht gehen. «Ich will mich nicht anhören, als ob ich nach Ausreden suchen würde.»
Carreño Busta konnte mit Djokovics Verletzungspause nicht viel anfangen und unterstellte der Weltnummer 1 nach der Partie recht offen, geschauspielert zu haben. «Das ist doch ganz normal», entgegnete der Spanier auf die Frage, was er von Djokovics Verletzung halte: «Das passiert immer, wenn das Match kompliziert für ihn wird. Es hat mich nicht wirklich überrascht. Ich denke, es ist sogar ein gutes Zeichen, wenn er den Physio ruft, weil es bedeutet, dass es nicht gut für ihn läuft. Wenn er am Gewinnen ist, passiert das nicht.»
Ob Djokovic wirklich Schmerzen im Nacken, in der Schulter oder am Arm gehabt hat, könne er nicht sagen. «Er macht das doch schon immer. Jedes Mal, wenn es ein bisschen kompliziert für ihn wird, fragt er nach medizinischer Betreuung. Ich weiss nicht, ob er irgendwas hat, ob es chronisch ist, seine Schulter, oder etwas Mentales – aber es tritt immer wieder auf, wenn die Dinge etwas komplizierter für ihn werden.»
Eurosport-Experte Boris Becker, der Djokovic zwischen 2013 und 2016 betreut hatte, stimmte Carreño Busta teilweise zu: «Der Arm tat weh und die Beine waren schwer. Für mich war es aber die sportliche Verarbeitung seiner Disqualifikation in New York.» Djokovic sei wegen der Forfait-Niederlage im US-Open-Achtelfinal psychisch angeschlagen gewesen. «Das hat man ganz deutlich gesehen. Er konnte seine Nervosität nicht loswerden. Ich habe ihn selten so schreien gesehen in einem Grand-Slam-Viertelfinal. Er hat diesen herben Rückschlag heute für sich beendet», so Becker. (pre)
Dass er das medical timeout aber als Phase des "Durchatmens" und neu konzentrieren benutzt, ist nun mal völlig legitim... dreht ihm doch nicht wegen allem einen Strick... Die ganze Corona-Thematik hat ihm zurecht eine schlechte Presse eingebracht, absolut. Das war unverantwortlich, dumm und egoistisch...
Aber dass er taktisch das ausnutzt, was die Regeln hergeben, ist m.A.n. völlig ok...