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Die 28-jährige Peng Shuai verfügt über viel mehr Erfahrung als die 17-jährige Belinda Bencic: Die Chinesin bestreitet am US Open das 37. Grand-Slam-Turnier ihrer Karriere, die Ostschweizerin erst das vierte. Dennoch war es auch für Peng der erste Viertelfinal auf höchster Stufe.
Von Nervosität zeigte die Asiatin aber keine Spur, im Gegensatz zu ihrer Gegnerin. Nur ganz zu Beginn vermochte Bencic mitzuhalten. Bei 1:1 kam sie zu ihren ersten beiden Breakchancen, die Peng mit einem Ass und einem Aufschlagwinner auf souveräne Art abwehrte. Es sollten bis zum Schluss die einzigen Breakbälle der Schweizerin gegen die Weltnummer 39 bleiben.
«Es waren einige kleine Dinge, unnötige Fehler von mir, Bälle, die knapp im Aus waren, die entschieden», stellte Bencic fest. Die Umstände wollte sie nicht als Grund für das Scheitern angeben: «Die Hitze macht mir gar nichts aus», betonte sie. «Und ich war auch nicht speziell nervös.» Peng sei einfach besser gewesen. «Sie schlägt gut auf, das setzt einen beim eigenen Service unter Druck. Und ihr beidhändiges Spiel mit Vor- und Rückhand ist doch sehr ungewohnt.»
«Das ist eine unglaubliche Sache für mich», stammelte die siegreiche Chinesin im Platzinterview und suchte mit Freudentränen in den Augen nach den richtigen Worten. «Ich war schon oft nahe dran, aufzugeben. Aber mein Umfeld hat mich immer wieder aufrichten können, so dass ich weiter machte.»
Bei Bencic funktionierten all die Dinge, die sie in den Tagen zuvor so hervorragend gemacht hatte, nicht. Bei 33 Grad im Schatten – von dem im riesigen Arthur Ashe Stadium kaum welcher zu finden ist – beging sie zu viele Fehler und konnte die Chinesin kaum je unter Druck setzen. Zudem verlor sie diesmal die entscheidenden Ballwechsel, vor allem im ersten Satz, der nicht so klar war, wie es das Resultat aufzeigt.
Nach ihren vergebenen Breakchancen verlor Bencic aber gleich ihr eigenes Aufschlagspiel zum 1:3. Von dem Rückstand erholte sie sich nicht mehr. Nach 35 Minuten und einem zweiten Break zum 6:2 hatte Peng den ersten Durchgang gewonnen.
Für Bencic kam viel Ungemach zusammen: Sie wurde im dritten Game für Coaching durch ihren Vater verwarnt, lag bei allen ihren Challenges daneben und musste sich bis zum Schluss 19 unerzwungene Fehler notieren lassen. Peng hingegen wies mit 24 Gewinnschlägen und gerade mal sieben einfachen Fehlern eine sensationelle Statistik auf. Immerhin gelang Bencic bei 0:5 im zweiten Satz noch das «Ehrengame». Nach einer Rückhand ins Netz war die Niederlage mit 2:6, 1:6 nach 64 Minuten Tatsache.
Die Ostschweizerin muss sich allerdings nicht grämen. Als jüngste US-Open-Viertelfinalistin seit Martina Hingis 1997 hat sie in New York ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. In der Weltrangliste wird Belinda Bencic ab nächster Woche um Rang 33 auftauchen. Ihre grosse Zeit kommt noch – wenn auch nicht mehr am diesjährigen US Open.
Das sieht Bencic genau so. «Ich bin jetzt nicht am Boden zerstört. Abhaken, es geht weiter. Ich werde noch viele Chancen bekommen.» New York sei trotzdem eine Supererfahrung gewesen, speziell die beiden Spiele im riesigen Arthur Ashe Stadium. Ihr nächstes Ziel ist es, am Australian Open im Januar gesetzt zu sein. «Und das nach nur vier Grand-Slam-Turnieren – unglaublich», staunte sie selber. (ram/si)