Sport
Tennis

Neue Messmethode eruiert, wie gut Roger Federers Aufschlag wirklich ist

epa08143593 Roger Federer of Switzerland in action against Steve Johnson of the USA during a first round match on day one of the Australian Open tennis tournament at Melbourne Park in Melbourne, Austr ...
Bei Roger Federer hat vor allem der zweite Aufschlag viel Qualität.Bild: EPA

Wer hat den besten Aufschlag? Eine neue Messmethode will endlich Aufschluss geben

22.01.2020, 11:2822.01.2020, 18:36
Philipp Reich
Folge mir
Mehr «Sport»

Seit Jahr und Tag heisst es, Roger Federer habe einen der besten Aufschläge auf der ATP-Tour. Diese Erkenntnis beruht jedoch auf weichen Faktoren. Bei den wichtigsten messbaren Statistiken (schnellster Aufschlag, meiste Asse, unretournierte Aufschläge, etc.) ist der «Maestro» zwar vorne dabei, aber nirgends gehört er zur absoluten Spitze. Wie gut – oder effektiv – sein Aufschlag wirklich ist, blieb stets ein Rätsel.

Die Highlights von Federers Erstrunden-Partie gegen Johnson.Video: streamable

So servierte Federer gegen Johnson:

Die herkömmlichen Statistiken:
● 11 Asse
● 74 Prozent erste Aufschläge im Feld
● 82 Prozent der Punkte nach 1. Aufschlag gewonnen
● 76 Prozent der Punkte nach 2. Aufschlag gewonnen
● Schnellster Aufschlag: 203 km/h
● Durchschnittsgeschwindigkeit 1. Aufschlag: 185 km/h
● Durchschnittsgeschwindigkeit 2. Aufschlag: 153 km/h

Nun wollen Forscher der sogenannten Game Insight Group (GIG) – einem Joint Venture des australischen Tennisverbands und der Universität von Melbourne – jedoch eine neue, genaue Messmethode für Aufschläge entwickelt haben. Beim sogenannten «Serve Value» (Aufschlagwert) werden neben der Geschwindigkeit auch die Platzierung des Balles und der Drall berücksichtigt.

Wie genau die einzelnen Service-Faktoren bewertet werden, wird nicht genauer erläutert. Am Ende steht ein Wert zwischen 0 und 100, der die Qualität eines jeden Aufschlags angibt. Die meisten Asse kriegen einen Wert nahe bei 100 und Aufschläge, die bei tiefen Geschwindigkeiten in der Mitte des Aufschlagsfelds landen, eine Punktzahl nahe bei Null.

Den besten Durchschnittswert am ersten Tag der Australian Open erzielte bei den Männern der amerikanische Aufschlagshüne Sam Querrey, gefolgt von Matteo Berrettini, Milos Raonic, Stefanos Tsitsipas und Novak Djokovic. Nicht in der Liste taucht dagegen Roger Federer auf. Der 38-jährige Schweizer verfügte laut «Serve Value» dafür nach Raonic über den zweitbesten zweiten Aufschlag am Eröffnungstag.

Die besten Aufschläger von Tag 1:

Sie hatten den besten durchschnittlichen Service-Wert.
Sie hatten den besten durchschnittlichen Service-Wert.bild: twitter/TennisAusGIG

Spieler mit dem besten 2. Aufschlag:

Sie hatten den besten durchschnittlichen Wert beim 2. Aufschlag.
Sie hatten den besten durchschnittlichen Wert beim 2. Aufschlag.bild: twitter/tennisausgig

Die Topwerte für einzelne Aufschläge erhielten bei den Männern Sam Querrey (96) und Marin Cilic (91), Serena Williams kam in ihrer Erstrunden-Partie mit einem Ass Mitte des zweiten Durchgangs auf eine starke 87.

«Wir wollten einen Weg finden, um die Service-Qualität für Fans, Spieler und Trainer zu veranschaulichen. Im Tennis sind wir von der Power des ersten Aufschlags fasziniert, haben aber Mühe, die Magie der zweiten Aufschläge der Spieler vollständig zu erfassen. Mit Serve Value können wir dies zum ersten Mal tun», erklärte Machar Reid, Entwicklungschef im australischen Tennisverband, den Grund für die Entwicklung des neuen Systems.

Ob sich die neue Messmethode durchsetzen wird, steht noch in den Sternen. Wichtig wird sicherlich sein, dass den Tennis-Fans verständlich gemacht wird, wie die Messmethode genau funktioniert. An der Undurchsichtigkeit scheiterte nach der Fussball-EM 2016 beispielsweise die sogenannte «Packing Rate». Anhand einer neuen Messmethode wurde damals die Pass- und Dribbling-Stärke von Spielern und Mannschaften dargestellt. Doch für den Zuschauer blieben die Werte ein Rätsel und so blieb es bei einem ziemlich kurzfristigen «Packing»-Hype.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder des Australian Open 2020
1 / 59
Die besten Bilder des Australian Open 2020
Am Ende heisst der Sieger wieder Novak Djokovic. Der Serbe ringt im Final Dominic Thiem in fünf Sätzen nieder.
quelle: ap / andy brownbill
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Chum jetz, Roger, tritt ändlich zrugg!»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
chnobli1896
22.01.2020 13:25registriert April 2017
Um den Wert eines Aufschlages beziffern zu koennen, ist in meinen Augen or allem "unreturned serves" massgebend.
200
Melden
Zum Kommentar
2
Warum die NBA diesen 24-jährigen Basketballprofi lebenslang gesperrt hat
Die NBA greift hart gegen Jontay Porter durch. Der Profi hat sich an Wettbetrug beteiligt – und darf nun nie wieder in der US-Liga auflaufen.

Jontay Porter ist wegen Wettbetrugs lebenslänglich aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA verbannt worden. Der Spieler der Toronto Raptors habe vertrauliche Informationen an Wettende weitergegeben und selbst auf NBA-Spiele gesetzt. Das teilte die Liga, die eine Untersuchung gegen den 24-Jährigen eingeleitet hatte, am Mittwoch mit.

Zur Story