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Tennis: Andy Murray will in Wimbledon seinen Rücktritt vollziehen

epa07274323 Andy Murray speaks to the media during a press conference at the Australian Open in Melbourne, Australia, 11 January 2019. EPA/DANIEL POCKETT AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT
Ein emotionaler Andy Murray bei seiner Pressekonferenz in Melbourne.Bild: EPA/AAP

«Ich habe unglaubliche Schmerzen»: Andy Murray verkündet unter Tränen Rücktritt

Die Australian Open beginnen mit einem emotionalen Paukenschlag. Andy Murray, der fünffache Finalist, tritt spätestens im Sommer zurück. Von einer Hüftoperation im Sommer 2017 hat sich der Brite nie vollständig erholt.
11.01.2019, 06:1311.01.2019, 08:03
simon häring / ch media
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Kurz vor den Australian Open liess er seinen Schalk aufblitzen, als er sich mit dem Norman Brookes Challenge Cup fotografieren liess und dazu schrieb: «So nahe komme ich dem Pokal nie mehr.» Andy Murray, der fünffache Finalist, wusste es schon da. Er wusste, dass das Ende seiner Karriere nahe ist. Eine Karriere, die ihm drei Grand-Slam-Titel, zwei olympische Goldmedaillen, und 41 Wochen an der Spitze der Weltrangliste gebracht hatte.

Hier kannst du die PK in ganzer Länge sehen:

Als er am Freitag vor die Medien tritt, bricht ihm bei der ersten Frage, der Frage, wie sich seine Hüfte anfühle, die Stimme. «Nicht gut», sagt der 31-Jährige. Tränen kullern über die Wangen. Für mehrere Minuten zieht er sich in einen Nebenraum zurück. Dann erklärt er sich. «Ich habe seit zwanzig Monaten grosse Schmerzen.» Er habe alles unternommen, nichts habe geholfen. Auch die Operation im Sommer 2017 brachte nicht die erhoffte Linderung.

«Ich bin nicht sicher, ob ich es mit diesen Schmerzen bis Wimbledon schaffe»
Andy Murray

Ein Leben voller Schmerzen

Längst geht es nicht mehr um die Rückkehr an die Weltspitze. Es geht um sehr viel Banaleres. «Dass ich ohne Schmerzen Socken anziehen kann und die Schuhe binden», sagt Murray. «Ein Leben ohne Schmerzen, mit einer guten Lebensqualität.» Er habe im Dezember seinem Team gesagt, dass er so nicht weitermachen könne. Spätestens in Wimbledon wird er seine Karriere beenden, «doch ich bin nicht sicher, ob ich es mit diesen Schmerzen bis dahin schaffen».

In Australien spielt er, aber weit vom Niveau entfernt, das er sich wünscht. Er brauchte einen Schlusspunkt, es musste Wimbledon sein. «Dort, wo alles begann, soll es auch enden.» Auch eine weitere Operation schliesst er nicht aus, sie soll ihm das bringen, was ihm in Zukunft am meisten über den Verlust des Tennis als Lebensinhalt hinweg helfen soll: Schmerzfreiheit und Mobilität für seine Kinder Edie und Sophia Olivia. «Aber es gibt keine Garantie, dass es hilft.»

In Washington gewann Murray praktisch vor leeren Rängen eine Achtelfinal-Partie, es war bereits weit nach 03.00 Uhr in der Nacht. Danach brach er in Tränen aus, so viel bedeutet ihm der Sport. Vielleicht aber auch, weil der Sieg im Schmerz geboren war. Tags darauf zog er sich aus dem Turnier zurück. Es ist das, was von ihm als Athlet in Erinnerung bleiben wird. Totale Hingabe für den Sport, der ihm auch half, das Trauma seiner Kindheit hinter sich zu lassen.

Ein Massaker als Kindheitstrauma

Es war im März 1996, als er in der Grundschule von Dunblane als 8-Jähriger ein Massaker miterlebte, bei dem ein 43-jähriger Mann 16 Erstklässler und eine Lehrerin erschoss. Murray brauchte Jahre, um sich davon zu erholen. Mit 15 verliess er Schottland in Richtung Barcelona. Er wurde Teil der Big Four, stand aber trotzdem immer im Schatten von Roger Federer, Novak Djokovic und Rafael Nadal. Bis er 2016 doch noch die Nummer eins der Welt wurde.

In Erinnerung bleiben aber auch seine beiden Wimbledon-Siege. 2013 gewann er als erster Brite seit Fred Perry 1936 das traditionsreichste der vier Grand-Slam-Turniere. Zwei Jahre darauf wiederholte er seinen Coup. Nun beginnt sein langer Abschied. Einer, bei dem ihm offenbar niemand helfen kann, auch keine Psychologen. «Es hilft nichts. Ich habe grosse Schmerzen und ich kann nicht tun, was ich am meisten liebe.»

Die grössten Erfolge von Andy Murray

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Illuminati
11.01.2019 06:30registriert März 2015
Schade dass eine grossartige Karriere so enden muss... In einer Zeit mit Nadal und Federer und Djokovic doch regelmässig Titel zu gewinnen gebührt grossen Respekt. Aber schlussendlich geht die Gesundheit vor!
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Al Paka
11.01.2019 06:28registriert Juli 2017
Auch wenn ich ihn, als Spieler, unsympatisch fand, so etwas wünscht man niemandem.
Hoffentlich kann er in Zukunft Schmerzfrei leben.
Es gibt genug Beispiele von Sportlern, die nicht auf ihren Körper hörten und so auch nach dem Sport noch mit den Folgen davon leben mussten.
(Das ist jetzt nicht auf ihn bezogen)

Auch wenn ein Karriereende in Wimbledon sicher schön wäre für ihn, wäre es wohl besser jetzt schon aufzuhören.
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Kong
11.01.2019 06:50registriert Juli 2017
So sehr wir uns an Sportlern in Toppositionen erfreuen dürfen wir nicht vergessen, das Höchstbelastungen eben auch entsprechenden Verschleiss nach sich ziehen. Schade um diesen Athleten und hoffentlich findet er Besserung.
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