Bitterer Abend für Novak Djokovic: Die serbische Weltnummer 1 musste im US-Open-Achtelfinal gegen Stan Wawrinka beim Stand von 4:6, 5:7 und 1:2 aufgeben. Der Titelverteidiger hatte soeben ein Break zu null kassiert und gemerkt, dass es so nicht weitergehen konnte. Seine linke Schulter, die ihm schon seit einigen Wochen Probleme bereitet, schmerzte zu sehr.
So schritt Djokovic zum Netz, erklärte sich dem Schiedsrichter und Wawrinka, der sein Gegenüber mit ein paar freundlichen Worten zu trösten versuchte. Wenig Verständnis für das vorschnelle Ende zeigte jedoch das New Yorker Publikum: Es deckte den Serben auf dessen Weg in die Garderobe mit einem gellenden Pfeifkonzert ein.
Djokovic hatte in seinen jungen Jahren den Ruf, Matches etwas vorschnell abzuschreiben. Das Forfait gegen Wawrinka war die 13. Aufgabe während eines Matches auf der ATP-Tour, die sechste an einem Grand-Slam-Turnier.
Novak Djokovic retires for 6th time at a Grand Slam and 13th time overall on @ATP_Tour.
— ATP Media Info (@ATPMediaInfo) September 2, 2019
2019 #USOpen 4R vs. Wawrinka
2017 @Wimbledon QF vs. Berdych
2009 @AustralianOpen QF vs. Roddick
2007 Wimbledon SF vs. Nadal
2006 @RolandGarros QF vs. Nadal
2005 Roland Garros 2R vs. Coria
Gegen Wawrinka war der «Djoker» aber sichtlich handicapiert. Vor allem beim Aufschlag wirkte die Weltnummer 1 klar gehemmt. Christopher Clarey, Tennis-Experte bei der «New York Times», nahm Djokovic deshalb in Schutz: «Djokovics Form kann man in Frage stellen, aber nicht seine Kämpferqualitäten. Die hatte er zuletzt immer wieder unter Beweis gestellt. Er hat nicht einfach aufgegeben, weil er am verlieren war.»
Question Djokovic's form but don't question his toughness at this stage of his career. He has proven his resilience repeatedly: best recent example the 2019 Wimbledon final. He didn't stop tonight simply because he was losing.
— Christopher Clarey (@christophclarey) September 2, 2019
Dieser Meinung war auch ESPN-Kommentator Patrick McEnroe: «Djokovic heute auszupfeifen, war nicht korrekt», sagte der Bruder von John McEnroe stellvertretend für viele, die mit der Reaktion des News Yorker Publikums nicht viel anfangen konnten.
Booing @DjokerNole tonight @usopen was not right
— Patrick McEnroe (@PatrickMcEnroe) September 2, 2019
Djokovic zeigte sich nach dem Match an der Pressekonferenz souverän und machte dem Publikum keinen Vorwurf: «Ja, es war die linke Schulter. Es ist sehr frustrierend und es tut mir leid für die Zuschauer. Offensichtlich kamen sie, um ein komplettes Match zu sehen. Aber es sollte heute nicht sein. Das ist alles. Die Leute wussten nicht, was genau passiert ist, also kann man ihnen keinen Vorwurf machen.»
Pfiffe gab es an diesem Sonntagabend schon früher – und zwar erneut für den Geheimfavoriten Daniil Medwedew. Der russische Cincinnati-Sieger wurde nach seinem 3:6, 6:3, 6:2, 7:6-Sieg gegen den deutschen Überraschungsmann Dominik Köpfer erneut mit Pfiffen und Buhrufen eingedeckt.
Für Medwedew allerdings kein Problem. Beim Platzinterview sagte er: «Ich lag heute 3:6, 0:2 zurück. Ich hatte Schmerzen in den Adduktoren und in der Schulter. Ich dachte, ich werde nicht spielen, weshalb ich so viel Schmerzmittel wie möglich nahm. Aber dass ihr alle so gegen mich wart, gab mir erst die Energie, zu gewinnen. Herzlichen Dank!»
Medwedew zog den Zorn des New Yorker Publikums schon in der 3. Runde gegen Feliciano Lopez auf sich, als er einem Ballboy das Handtuch unsanft aus den Händen riss, sich mit dem Stuhlschiedsrichter anlegte und das pfeifende Publikum mit ausgestrecktem Mittelfinger an seiner Schläfe beleidigte.
Auch im Viertelfinal gegen Djokovic-Bezwinger Wawrinka wird Medwedew das Publikum gegen sich haben. Gut, dass der junge Russe einen Weg gefunden hat, damit umzugehen. (pre)
Ein hervorragender Tennisspieler ist er allemal und hat das nicht verdient.
Shame Shame Shame Publikum.👎🏻