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Tennis: Stan Wawrinka erzählt, wie er gegen das Coronavirus kämpfte

Le joueur de tennis suisse Stanislas "Stan" Wawrinka reagit a l'occasion d'un entrainement au Tennis Club Nyon le vendredi 7 aout 2020 a Nyon. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Stan Wawrinka erkrankte über Weihnachten an Covid-19Bild: keystone

Stan Wawrinka kämpfte gegen das Coronavirus und sagt: «Es war echt hart»

Der Tennis-Spieler Stan Wawrinka erkrankte über Weihnachten an Covid-19. Wie er die Krankheit erlebt hat. Und wie er sich nun fühlt.
30.01.2021, 11:57
Simon Häring / ch media
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Anfang Januar sorgt Stan Wawrinka mit einem Bild, das er in den sozialen Medien teilt, für Aufsehen. Der Romand sitzt alleine an einer grossen Tafel, trinkt Kaffee und geniesst ein reichhaltiges Frühstück. Seine Botschaft ist: Abstand halten, dankbar sein, dass man hier sein darf. Doch ein Politiker fühlt sich provoziert. «Während die Menschen aus Victoria, die in Sydney sind, nicht zurück nach Hause dürfen, wird ein solcher Dummkopf von Tennisspieler hereingelassen», schreibt der Parlamentarier Tim Smith.

Bilder sagen mehr als tausend Worte, heisst es. Doch in diesem Fall erzählt es nicht einmal die ganze Wahrheit. Denn nun eröffnete Wawrinka der «Herald Sun», dass er über Weihnachten an Covid-19 erkrankt war.

Mit welchen Symptomen er zu kämpfen hatte, führt Wawrinka nicht aus. Aber die Vorbereitung auf die neue Saison habe stark darunter gelitten. Seit Mitte Januar weilt er in Melbourne und kann das Hotel, in dem er wie alle anderen Athletinnen und Athleten ab Ankunft 14 Tage in Quarantäne verbringt, für jeweils fünf Stunden täglich verlassen, um auf der Anlage der Australian Open zu trainieren und sich zu verpflegen. «Als ich hier ankam, war ich wegen der Erkrankung etwas ausser Form», sagt der 35-Jährige. Zwar fühle er sich jeden Tag besser, «aber es braucht noch etwas Zeit».

Tägliche Coronatests bei Spielern

Wawrinka reiste mit einem von 18 Charterflügen nach Melbourne. Jedes Flugzeug war nur mit maximal 25 Prozent der Kapazität ausgelastet, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Trotzdem wurde das Coronavirus auf drei Fliegern eingeschleppt und alle Reisenden unter harte Quarantäne gestellt. Zu den 72 Betroffenen Spielerinnen und Spielern zählen Belinda Bencic, Viktoria Azarenka, Angelique Kerber und Bianca Andreescu, nicht aber Stan Wawrinka, der mit Trainer Dani Vallverdu und Physiotherapeut Stefan Düll nach Melbourne reiste und seither täglich getestet wird.

Viele Spieler, die ihr Zimmer gar nicht verlassen durften, bemängelten die prekären Platzverhältnisse und dass sie keine Fenster öffnen könnten. Auf Initiative von Novak Djokovic, der wie Rafael Nadal, Dominic Thiem, Ash Barty, Naomi Osaka und Serena Williams in Adelaide residiert, und unter anderem über einen grossen Balkon verfügt, wurden die Betroffenen mit zusätzlichem Trainingsmaterial ausgerüstet. Dass es richtig war, die ganze Besatzung unter Quarantäne zu stellen, bewies der Fall der Spanierin Paula Badosa. Sie wurde sechs Tage nach Ankunft in Melbourne positiv getestet.

Wawrinka: «Ich würde mich nie beklagen»

Die Kritik des liberalen Politikers Tim Smith bezeichnet Wawrinka als überraschend. Er sei seit dem ersten Tag glücklich und dankbar, dass er in Australien sein könne. Stattdessen lobte er die Organisatoren. «Ich würde mich nie über etwas beklagen. Für uns ist es eine tolle Gelegenheit, dass wir ein Grand-Slam-Turnier bestreiten dürfen.» Der Bundesstaat Victoria verzeichnet seit einigen Wochen keine lokalen Ansteckungen mehr. «Wir wollen diesen Erfolg auf gar keinen Fall gefährden und das Virus wieder einschleppen», sagt Wawrinka. Die Menschen hätten genug gelitten.

Die Stadt Melbourne war im letzten Herbst während 112 Tagen in einem harten Lockdown, der eine Ausgangssperre über Nacht ab 20 Uhr bis 05.00 Uhr morgens beinhaltete. Die Bewohner durften ihr Zuhause nur eine Stunde pro Tag verlassen, und zwar nur aus vier Gründen: zum Einkaufen, um sich um andere Personen zu kümmern, um zu arbeiten, oder für Termine beim Arzt. Mit diesen Massnahmen gelang es, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen. Das Land mit 25 Millionen Einwohnern zählt nur etwas mehr als 900 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19.

Letzte Welle begann in Quarantäne-Hotels

Die Skepsis gegenüber dem Tennis-Tross ist nicht unbegründet. Die zweite Welle ab Juli breitete sich von einem so genannten Quarantäne-Hotel auf erste Vororte und später insbesondere in Sozialwohnungen aus. Deshalb wurden die drei Hotels, in denen der Tennistross untergebracht ist, von der Polizei überwacht. Unbestätigten Berichten zu Folge sollen am ersten Tag der Quarantäne zwei Spieler versucht haben, das Hotel zu verlassen. In der Bevölkerung, die weiterhin nicht einmal ihre Verwandten in benachbarten Bundesstaaten besuchen dürfen, kam das das selbstredend nicht gut an.

Stan Wawrinka, der 2014 bei den Australian Open seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann, bestreitet nächste Woche das Murray River Open. Gespielt wird dort sogar vor Publikum. Die Organisatoren sehen vor, die Hälfte der Zuschauerränge zu besetzen. Nach Ablauf der Quarantäne kann Wawrinka sich relativ frei bewegen und sogar Restaurants besuchen. «Wir können es nicht Freiheit nennen, nach dem, was alles passiert ist. Aber ich hoffe, wir können den Sport und das Tennis, das die Australiern so lieben, feien, wie wir das in den letzten Jahren tun konnten.» Trotz Pandemie.

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10 Kommentare
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Upsidupsiwiederda
30.01.2021 13:06registriert März 2020
Na wirklich schlimm kann es ihn nicht getroffen haben, wenn er 20 Tage später bereits nach Australien fliegen konnte und wieder trainiert. Also macht bitte keinen solchen Wirbel von wegen so kämpft er gegen das Virus. Berichte über Menschen welche wirklich monatelang zu kämpfen haben wären da hilfreicher..

Der Parlamentarier Tim Smith sieht das schon richtig.
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