Bereits der erste Ballwechsel zwischen Belinda Bencic (WTA 31) und Agnieszka Radwanska (WTA 13) zeigt, dass der Final von Eastbourne eine umkämpfte Angelegenheit wird: Erst nach einer 25-Schläge-Rally bringt die favorisierte Polin ihren ersten Aufschlagspunkt gegen die 18-jährige Schweizerin durch.
Bencic, die aufgrund einer Verletzung von Caroline Wozniacki im Halbfinal nur drei Games absolvieren musste, steigt angriffslustig in die Partie und lässt keinen Zweifel daran, dass sie nach Niederlagen in den Finals von Tianjin (China) und 's-Hertogenbosch (Holland) im dritten Anlauf besonders heiss auf ihren ersten WTA-Titel ist. «Das ist vermutlich mein schönster Tag bisher. Ich bin so glücklich», sagt die frischgebackene Turniersiegerin bei der Siegerehrung. «Ich war heute Morgen sehr nervös, auch noch beim Einspielen. Aber jetzt hat es geklappt!», so die 18-Jährige.
Vor allem in längeren Ballwechseln kann die Schweizerin das Glück in der Startphase regelmässig auf ihre Seite zwingen. Im siebten Game erarbeitet sie sich auch dank eines Hawk-Eye-Millimeter-Entscheids zwei Breakbälle und verwandelt den zweiten davon.
Obwohl Bencic im folgenden Game sofort ein Rebreak hinnehmen muss, powert sie weiter, nimmt der Polin erneut den Aufschlag ab und entscheidet den ersten Satz nach 51 Minuten mit 6:4 für sich.
Nun fährt auch Agnieszka Radwanska die Krallen aus. Kompromisslos donnert sie Bencic zu Beginn des zweiten Satzes die Bälle um die Ohren, macht 12:1 Punkte und geht mit 3:0 in Führung. Die Schweizerin hadert mit sich und der Welt, da hilft auch gutes Zureden von Vater und Coach Ivan Bencic nichts.
Dann fängt sich die Schweizerin doch wieder, gleicht die Partie zum 3:3 aus und zeigt dabei streckenweise ganz grosses Rasentennis.
Die Schweizerin hatte gar die Breakchance zum 4:3, doch drei erste Aufschläge Radwanskas verhinderten dies. Nachdem Bencic selbst einen Breakball zum 3:5 abwehrte, ging das Breakball-Festival auch in den nächsten Games weiter. Erst verpasste die Schweizerin das Break, dann gelang dieses Radwanska mit dem ersten Satzball zum 6:4. Eine Stunde dauerte der Durchgang.
Natürlich musste bei der Schweizerin daraufhin der Frust raus:
Immerhin startete der Entscheidungsdurchgang dann optimal. Dem Break zum 1:0 liess die Schweizerin auch den Servicedurchbruch zum 3:0 folgen:
Die Schweizerin ist jetzt klar die bessere Spielerin: Das dritte Break folgte sogleich und wenig später nutzt Bencic den ersten Matchball zu ihrem ersten Turniersieg! Und das zwei Tage vor Wimbledon!
Dank dem Turniererfolg beim mit 731'000 Dollar dotierten Turnier wird Bencic in der Weltrangliste einen Sprung nach vorne machen - von Platz 31 auf 21. Nie war sie in ihrer noch jungen Karriere bessert positioniert. Dass die Wimbledon-Juniorensiegerin 2013 in den letzten Wochen so hervorragend aufgetreten ist, konnte nicht erwartet werden. Bis zum Beginn der von ihr herbeigesehnten Rasensaison war ihr Jahr enttäuschend verlaufen.
Bencic reiht sich in den exklusiven Kreis Schweizer WTA-Turniersiegerinnen ein, dem auch Martina Hingis (43 Siege), Patty Schnyder (11), Manuel Maleeva Fragnière (7 für die Schweiz und 12 für Bulgarien), Timea Bacsinszky (3), Myriam Casanova , Lilian Drescher, Marie-Gaïané Mikaelian und Emanuela Zardo (je 1) angehören.