Er steht schon eine halbe Stunde vor der ersten Fahrt des Bähnlis bereit, um ja sicher Platz zu haben. Denn er und niemand anders ist es, der an diesem Tag die ersten Linien in den frisch verschneiten Hang ziehen darf. Oben angekommen stürmt er deshalb so schnell wie Usain Bolt aus der Gondel, um sich zwei Surfbretter an die Füsse zu schnallen, mit denen das Powdern einem Zustand des Schwebens gleichkommt.
Sie ist primär von Montag bis Donnerstag vormittags auf der Piste, weil sie diese dann ganz für sich allein hat. Der Helm ist optional, schliesslich ist sie schon mit Ski auf die Welt gekommen und weiss, was sie macht.
Noch zwanzig Jahre später erzählt er von diesem legendären Rennen, in dem er das lokale Supertalent geschlagen hat, welcher es später um ein Haar in den Weltcup geschafft hat. Dass unser Möchtegern damals 9 Jahre alt war und der andere erst 5, spielt keine Rolle. Der Local Hero war dann später an einem FIS-Rennen schneller als Beat Feuz. Also ist die Gleichung einfach: Verhinderter Olympiasieger > Local Hero > Beat Feuz.
Überaus beliebt bei allen anderen auf der Piste, blockiert der Schneepflug diese doch im Stemmbogen minutenlang. Nur der Snowboard-Anfänger ist noch populärer.
Skifahren in der schönen Natur? Gut und recht für Bernhard Russi, aber heute geht es nur mit der Speed-App auf den Berg und natürlich mit der GoPro am Helm. Davor, dass sich niemand, wirklich gar niemand, für diese Aufzeichnungen interessiert, hatte ihn in den Bewertungen beim Einkauf niemand gewarnt. Ist dem Digital-Freak aber eh egal. Er hat bereits die Ski bestellt, deren Belagstemperatur er mittels Tasten an der Brille justieren kann. Die beheizbare Brille zeigt ihm mittels GPS auch an, wo es ins Tal geht. In der Regel bergab – aber ganz sicher sein kann man sich da ohne technische Hilfe nie.
Steigt nur naserümpfend in die Gondel, welche die Meute hinauf auf den Gipfel bringt. Während die anderen sich im Getümmel verlieren, schnallt sie die Felle an die Ski und bezwingt den Nachbarberg, wo sie den Tiefschnee für sich hat. Fällt auch mit der Thermoskanne auf, denn ihren Tee nimmt sie selbstverständlich selber mit.
Alternativ: der Deutsche. Oder auch: der Unterländer. Ein schwieriger Fall, denn er schwingt nicht nur eine grosse Klappe, sondern auch miserable Kurven. Die Bergler dulden den Zürcher nur deshalb, weil sie ohne sein Geld nicht überleben würden und weil sie sonst noch selber zu Zürchern werden müssten, weil es nur noch da Jobs gäbe.
Der Berg ist für sie alleine da, der Rest ist Beilage. Entsprechend rast die Pistensau zu Tale, als wäre sie Rambo, und nietet alles um, was ihr in die Quere kommt. Die Piste wurde extra für diese Egoistin, diese ultra aggressive Carverin, so breit gewalzt, also nutzt sie sie auch.
Ihm ist es zu kalt. Die Skischuhe drücken wie verrückt. Die Handschuhe sind innen schon wieder nass. Es hat viel zu viele Leute. Letztes Jahr war die Piste deutlich besser präpariert. Und wie unsäglich teuer das alles geworden ist! Es ist ein wahrlich grosses Vergnügen, wird man auf dem Sessellift in die Konversation mit einem Jammerfüdli verwickelt.
Das pure Gegenteil der Pistensau, er schnallt die Ski ohnehin nicht wegen des Skifahrens an. Im Gegenteil, er schnallt sie bei erster Gelegenheit ab und macht es sich vor einer Hütte bequem, wo er bei Sonnenschein den Tag bei Partysound und Kafi Güx geniesst: «Lieber mache ich hier nichts als beim Anstehen und auf dem Skilift.» Und dann schiebt er den Satz der Sätze hinterher: «Einer muss ja die Wirtschaft ankurbeln, höhöhöhö!»
Einen ganz schwierigen Winter hat 2020/21 der Après-Ski-Held, eine Unterart des Höcklers, vor sich. Er hätte es im Herbst besser so gemacht wie die Murmeltiere und wäre erst im Frühling wieder aus der Höhle gekrochen.
Ungefragt gibt er seine Ratschläge allen, die nicht darum gebeten haben. Sei es ein Tipp zur Fahrtechnik oder zur Routenwahl – unser Kenner weiss alles besser. Besonders gut kommt er dabei an, wenn er mit Zürischnurre spricht (siehe 7).
Minus 20 Grad? Stockdicker Nebel? Die schwarze Piste eine einzige Eisbahn? Alles egal: Ihre Kleine soll die nächste Wendy Holdener werden! Die Eltern hetzen ihren Nachwuchs so lange, bis der einfach davonstapft und die Ski wütend verbrennt.
Hätte nicht schon vorher telefonieren können, sondern muss das zwingend in der Gondel erledigen, wenn alle mithören. Doch, doch, die Ski hätten gut Platz gehabt im Porsche Cayenne. Ja, er müsse die neuen Geräte noch ein wenig testen, in zwei Wochen gehe er ja wieder fürs Heli-Skiing nach Alaska. Jeder in der Gondel hofft, dass ihm der Bube, dessen Gesicht seltsam bleich aussieht, auf die 6900 Franken teure Louis-Vuitton-Skijacke kotzt.
Der eigene Schwung ist ihr herzlich egal. Hauptsache, der Skilehrer schwingt sein knackiges Füdli, als wäre er Gigi vo Arosa himself.
Zugekifft leben sie in viel zu grossen Hosen in einer Parallelwelt, die aus Pipes, Jumps und Rails besteht. Von den abschätzigen Sprüchen der anderen Skigebietsbenutzer bekommen die Freestyler, von denen es solche auf einem und solche auf zwei Brettern gibt, nichts mit, weil sie Kopfhörer montiert haben.
Ähnlich dem Kenner (siehe 11) will er mit seinem Wissen auftrumpfen, zeigt deshalb auf dem Sessellift mit seinem Skistock auf jede noch so kleine Erhebung am Horizont und rattert herunter: «Piz Watson, da fuhren sie auch schon im Weltcup, nebendran das Watsonmüürli, dann der Watsispitz und der Watsenstock, da oben ist ein guter Spunten, die Wirtin ist eine Gmögige, die war früher im Hirschen unten die Beizerin, da gab es eine super Rösti, die macht sie jetzt oben auch, aber sie schmeckt nicht mehr so gut wie früher, ich weiss auch nicht wieso, dafür ist die Portion jetzt kleiner und der Preis höher, ha! typisch gell, und dann einer daneben, das ist der Watsonboden, aber das wisst ihr wahrscheinlich ja selber, der ist auf jedem Plakat gross drauf, ich hätte viel lieber den Watsispitz genommen, aber mich haben sie nicht gefragt …» (Langsames Ausfaden der Stimme, nachdem der Sessellift endlich oben angekommen ist.)
Meldete sich begeistert an, als ihr Chef das Mail verschickt hatte. Der fand es eine gute Idee, mit einem gemeinsamen Skitag den Zusammenhalt im Team zu stärken. Es blieb eine einmalige Sache, weil von sechs Leuten eine mit Gipsbein ausfiel und einer mit einer leichten Hirnerschütterung. Auch dass sagenhafte 112 Röteli auf der Schlussrechnung standen, schmeckte dem Chef nicht wirklich.
Die Büroausflüglerin zählt oft zur Gattung der Überforderten. Diese wird auch an Skitagen oder in Schullagern häufig gesichtet. Trotz offensichtlich fehlender Fähigkeiten steht der Überforderte an dem einen Tag im Jahr auf die Ski, verliert schon auf der Anfängerpiste die anderen aus den Augen und ist eine Gefahr für sich und alle anderen am Hang.
Die Wahrheit schmerzt manchmal. Doch es könnte gut sein, dass du einem dieser 17 Typen nicht erst auf der Piste begegnest, sondern schon am Morgen beim Blick in den Spiegel. Welcher Typ bist du? Teile es im Kommentarfeld! Wie im Lotto sind natürlich auch Zahlenkombinationen möglich.