Er ist ein Unikat. Lange, wenn die besten Skirennfahrer der Welt im Ziel sind, schauen die verbliebenen Fans noch einmal gespannt nach oben. Wird er es schaffen?
Heute schaffte er es nicht. Hubertus von Hohenlohe schied im 1. Lauf des Männer-Riesenslaloms an der Ski-WM aus. Der Prinz war dabei in bester Gesellschaft: Auch die Schweizer Marco Odermatt, Justin Murisier und Gino Caviezel erwischte es auf dem eisigen Hang in Cortina d'Ampezzo.
«Ich habe mich Gottseidank nicht verletzt», konnte von Hohenlohe im Ziel gegenüber dem SRF Entwarnung geben. Es sei eine sehr schwierige Aufgabe gewesen für ihn und die anderen «Exoten» im 100 Teilnehmer starken Starterfeld. «Wir Amateure trainieren nicht auf Eis, es heisst ja auch nicht Schlittschuhskifahren, sondern Skifahren. Die Profis sind sich das gewohnt. Ich trainiere halt auf normalem Schnee.»
In Cortina stand der Prinz einst als Knirps erstmals auf Skis. Nun, als gestandene Ski-Grösse, kehrte er in den Nobelskiort in den Dolomiten zurück. Denn das ist er: eine Legende dieses Sports. Nicht wegen seiner Resultate, sondern wegen seiner Beständigkeit und seiner lockeren Art.
1982 in Schladming tauchte er erstmals bei einer WM auf, startete für Mexiko, wo der Jetsetter auf die Welt kam. Eine Ewigkeit ist das her – und Hubertus von Hohenlohe ist immer noch da. Doch nun, zwei Wochen nach seinem 62. Geburtstag, spricht er vom nahenden Rücktritt. «Ich versuche, mich für die Olympischen Spiele in Peking zu qualifizieren und das war es dann, glaube ich. Von 1982 bis 2022 – ein geiler Zyklus, 40 Jahre!»
Dass er überhaupt so lange immer wieder an Grossanlässen auftauchte, bei sechs Olympischen Spielen und nun 19 Weltmeisterschaften, hat viel mit seiner Leidenschaft für den Schneesport zu tun. Und mit dem Wunsch nach ewiger Jugend, wie er im SRF-Interview zugab. «Es ist ein Versuch zu schauen, ob es einem gelingt, das Alter ein bisschen hinaus zu schieben und ob man ein bisschen länger jung bleiben kann.»
Während er heute nur noch in den technischen Disziplinen an den Start geht, bestritt er früher auch Abfahrten – selbst die schwierigste der Welt in Kitzbühel. «Als ich dann einmal den Film ‹Streif – One Hell of a Ride› gesehen habe, dachte ich, was bin ich für ein Trottel, dass ich da hinunter gefahren bin!»
Mit zunehmendem Alter beginne er nicht nur seinen Körper zu spüren. «Ich bin auch nicht mehr so bereit, Risiken einzugehen. Früher hatte ich nie das Gefühl, dass ich mich verletzen könnte, ich hielt mich für unverwundbar.» Nun beginne er vermehrt über die Folgen eines Sturzes nachzudenken, «und das Gehirn ist dann stärker als die Passion.»
Freude habe er nicht an dieser Entwicklung, gestand der Adlige. «Es ist das Traurige daran, dass wenn du älter wirst, ein paar Sachen nicht mehr funktionieren. Ich glaube, davor fürchtet sich jeder. Ich habe einfach beschlossen, es so lange wie möglich hinauszuschieben.»
Von Hohenlohe, der sich als Fotograf und Designer betätigt, wird es auch ohne Skirennen nicht langweilig werden. «Die Welt einen schöneren Platz machen, das ist wohl meine Aufgabe.» Mit der Freude, die seine Einsätze auf der Piste vielen Menschen bereiten, ist ihm das über all die Jahre bereits ein Stück weit gelungen.
Und so passt das Fazit von Hubertus von Hohenlohe ein Jahr vor dem möglichen Ende seiner schillernden Laufbahn ganz gut: «Meine Ski-Karriere ist mehr ein Gesamtkunstwerk als eine sportliche Leistung.»
Da hat er viele kommen und gehen gesehen.
Ich denke das schafft so schnell keiner mehr.