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Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann genervt ab Kombination: «Sofort aufhören»

Switzerland's Wendy Holdener falls as she competes in the slalom portion of the women's combined race, at the alpine ski World Championships, in Cortina d'Ampezzo, Italy, Monday, Feb. 1 ...
Wendy Holdener scheidet im Kombi-Slalom aus.Bild: keystone

Swiss-Ski-Präsident Lehmann nervt sich über Kombi: «So muss man sofort damit aufhören»

Michelle Gisin und Loïc Meillard gewinnen in der Kombination beide Bronze. Trotzdem sagt Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann: «Mit solchen Rennen macht man die Disziplin kaputt.» Was ist passiert?
16.02.2021, 07:1916.02.2021, 07:23
Martin Probst / ch media
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Urs Lehmann ist auf dem Weg an die Siegerehrung. Doch trotz zwei Schweizer Medaillen kann er sich gar nicht richtig freuen. «Das war schlechteste Werbung. Wenn ich das hier sehe, muss ich sagen, muss man sofort damit aufhören», sagt der Präsident von Swiss-Ski nach den beiden Kombinationsrennen an der Ski-WM in Cortina.

Die Bronze-Fahrt von Michelle Gisin.Video: YouTube/FIS Alpine

Was ist passiert, dass der Aargauer, der sonst ein starker Befürworter der Disziplin ist, so genervt ist? Er sagt: «Wenn man die Piste so vereist und es so aussieht, als wären wir an einem Skischulrennen, wenn sogar die Slalomspezialisten eine hohe Ausfallquote haben, macht man den Sport kaputt.»

Bei den Frauen schieden 14 von 30 Starterinnen im Kombi-Slalom aus. Bei den Männern 12 von 35. Und bei den Athletinnen und Athleten, die ins Ziel kamen, sahen die Fahrten oft ebenfalls abenteuerlich aus. Selbst die Sieger Mikaela Shiffrin und Marco Schwarz sprachen von sehr schweren Bedingungen. Beide gehören zu den besten Slalomspezialisten im Weltcup.

Urs Lehmann, president of the Swiss-Ski federation poses for photographer at the 2021 FIS Alpine Skiing World Championships in Cortina d'Ampezzo, Italy, Monday, February 8, 2021. (KEYSTONE/Jean-C ...
Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann.Bild: keystone

Lehmann sagt: «Meine Kritik tut mir leid für die Medaillengewinner. Diese sind hervorragend gefahren. Trotzdem kann man es so nicht machen.» Der 51-jährige Schweizer war daran beteiligt, dass die Kombination überhaupt gerettet wurde, als sie vor zwei Jahren einmal mehr zur Debatte stand.

Und er findet es nach wie vor ein gutes Format. «Speziell jetzt mit Super-G und Slalom, da braucht es nicht mehr vier Tage Abfahrtstrainings. Man kann an einem Tag fahren», sagt er und ergänzt: «Man muss nur mal auf Stufe der FIS-Rennen schauen, da hat es teils über 100 Athleten am Start.»

Aus dem Weltcup ist die Disziplin verschwunden

Indirekte Unterstützung erhält Lehmann von Shiffrin. Die US-Amerikanerin bestritt ihre erste WM-Kombi. Sie sagt: «Eine Kombi aus Abfahrt und Slalom wäre ich nicht gefahren, weil es nicht in meinen Zeitplan gepasst hätte.»

Die Bronzefahrt von Loic Meillard.Video: YouTube/FIS Alpine

Sollten die Stars dem Format mit Super-G tatsächlich einen höheren Stellenwert einräumen, könnte das der Disziplin neues Leben einhauchen. Allerdings müsste es dafür überhaupt Rennen im Weltcup geben – in dieser Saison stehen nur die WM-Rennen im Kalender. Das hat allerdings auch mit Corona zu tun, der Weltverband wollte vermeiden, dass sich Techniker*innen und Speedfahrer*innen zu stark mischen.

epa09014731 Gold medalist Mikaela Shiffrin of the US poses during the podium ceremony of the Women's Combined event at the FIS Alpine Skiing World Championships in Cortina d'Ampezzo, Italy,  ...
Kombi-Weltmeisterin Mikaela Shiffrin.Bild: keystone

Michelle Gisin, die Bronze gewann, sagt: «Würde man die Disziplin wieder öfter austragen, würde sie für viele interessanter. Weil es wichtige Punkte für den Gesamt-Weltcup zu gewinnen gäbe.»

Daran glaubt auch Lehmann, wie er in der Vergangenheit immer wieder betonte. Er sagt: «An der Basis zeigt sich ja, dass es funktioniert. Wenn man die Kombination aber mit zwei solchen WM-Rennen kaputtmacht – ja dann...» Könnte die Disziplin verschwinden. (aargauerzeitung.ch)

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Alle Schweizer Ski-Weltmeister der Neuzeit
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Alle Schweizer Ski-Weltmeister der Neuzeit
Skination Schweiz, Weltmeisternation Schweiz! Alle Weltmeister seit 1970, also auch Michela Figini, Pirmin Zurbriggen und die erfolgreichste von allen, Erika Hess (v.l.).
quelle: keystone / str
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«Ihr macht mein Snowboard kaputt!»
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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luek_94
16.02.2021 08:05registriert Februar 2021
Das Problem mit dem Super-G ist halt, dass die Gleiterpassagen fehlen, in denen die Speedspezialisten jeweils Tempo- und Zeitvorteile herausfahren konnten. Zudem ist ein Super-G mit der Länge von 1:20 viel zu kurz im Verhältnis zu 50 Sekunden Slalom. So geht es im Teil 1 einfach darum, wer von den Slalomspezialisten im Slalom selbst die beste Startnummer und besten Siegchancen erhält. Die Spannung ist dann nach 10 Minuten Slalom bereits weg, gestern verkündete SRF das Podest nach bereits 10 von 35 Fahrern...
1x Streif, 1x Gamslernhang - das waren schöne, spannende Kombis.. 1x zurück, bitte!
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Licorne
16.02.2021 08:21registriert Januar 2014
Ich finde die Kombi toll - aber nicht so, wie sie gestern ausgetragen wurde.
Sowohl Speedfahrer als auch Techniker müssen eine Chance auf den Sieg haben. Das funktioniert meiner Meinung nach aber nur mit einer Abfahrt. Wenn beim Slalom nach 7-10 Fahrern klar ist, wer gewinnt, ist das witzlos.

Kombis müssten dort ausgetragen werden, wo sowieso eine Abfahrt (und idealerweise auch gleich ein Slalom) stattfindet. Das würde auch die Aufwände minimieren.. ansonsten können sie die Kombi aus meiner Sicht beerdigen.
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Baba ♀️
16.02.2021 08:52registriert Januar 2014
Nebst dem, dass der Slalom gestern wohl wirklich extrem schwierig war, finde ich die neue Startreihenfolge (1. aus Super G startet zuerst) nicht mehr spannend, so ist das Rennen nach wenigen Läufer:innen eigentlich gelaufen. Die frühere Reihenfolge (15. des Super Gs startet zuerst, dann absteigend weiter), hat wenigstens eine gewisse Spannung gebracht.
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