Corinne Suter und Michelle Gisin tragen mit ihren Punkten dazu bei, dass wir im Nationencup ganz vorne stehen. Bild: EPA
Am Wochenende finden die nächsten vier Rennen im Skiweltcup statt. Nach über der Hälfte der Saison liegt die Schweiz dabei in der Nationenwertung so weit vor Österreich wie noch nie. So stehen die Chancen, dass der Vorsprung noch grösser wird.
1989 gewannen die Schweizer Skifahrer letztmals die Nationenwertung. Seither steht Österreich zuoberst. 30 Mal in Serie. D-R-E-I-S-S-I-G. Der Abstand zur Schweiz war in dieser Zeit meist deutlich. Den Tiefpunkt erlebten wir in der Saison 1999/2000 mit unfassbaren 12'000 Punkten Differenz.
Die Entwicklung in der Nationenwertung seit 1992, als das aktuelle Punktesystem eingeführt wurde. Davor erhielten nur die ersten 15 Fahrer Punkte, jetzt sind es deren 30. quell
Doch in dieser Saison könnte die österreichische Phalanx endlich durchbrochen werden. Es wäre ein historischer Erfolg. Vor allem auch für unsere Seele. Denn Ralf Meile schrieb schon im Januar treffend: «Tief in unserem Herzen wollen wir immer nur eines: Die Österreicher im Skifahren schlagen.»
Am Wochenende geht das Kopf-an-Kopf-Rennen in die 50., 51., 52. und 53. Runde. Der bisherige Saisonverlauf war mit Blick auf die Nationenwertung vor allem eines: ultraspannend.
Bis nach dem 11. Rennen lag die Schweiz in Führung. Dann übernahm Österreich bis zum 29. Rennen – dem Slalom von Madonna di Campiglio mit dem Sieg von Daniel Yule – die Spitze. Österreich ging danach nur noch einmal in Führung, gab den Vorsprung aber nach dem Slalom der Männer in Adelboden gleich wieder ab. Seither hat die Schweiz die Nase vorn, aktuell mit 299 Zählern – so vielen wie noch nie in dieser Saison.
Tippe auf die Balken, um den exakten Vorsprung/Rückstand zu sehen. quelle: fis-ski/watson
Schauen wir die grössten Veränderungen in diesem Kopf-an-Kopf-Rennen etwas genauer an. Das sind die Gründe für diese Zu- oder Abnahmen:
quelle: fis-ski/watson
Dass die Schweizer seit Jahren wieder vom Sieg in der Nationenwertung träumen dürfen, liegt vor allem auch daran, dass wir wieder Siegfahrer in unseren Reihen haben. Aktuell weist die Schweiz mit sieben ersten Rängen hinter Italien am zweitmeisten aus.
Hochgerechnet auf die ganze Saison wären dies zwölf Siege. Mehr gab es letztmals 2010 mit 13 ersten Plätzen. In den letzten zehn Saisons hatten die Schweizerinnen und Schweizer selbst am Ende des Winters in sechs Fällen nicht mehr als sieben Siege auszuweisen. Im letzten Jahr waren es gar nur vier.
Wirklich entscheidend für die Nationenwertung sind aber nicht die Siege alleine, sondern ein breit abgestütztes Team, das Topplatzierungen herausfahren kann. Und hier liegt die Schweiz nach 49 Rennen von 85 Rennen mit 29 Podestplätzen ganz vorne.
Hochgerechnet auf die 85 geplanten Rennen würden Swiss-Ski-Athleten bis zum Saisonende 50 Mal auf dem Treppchen stehen. Das gab es zuletzt In der Saison 1990/91 zu der Zeit von Franz Heinzer, Daniel Mahrer, Paul Accola, Heidi Zurbriggen, Vreni Schneider und Co..
Wie erwähnt, am Wochenende geht der Zweikampf in die nächsten vier Runden. Die Chancen, dass die Schweiz ihren Vorsprung erstmals auf über 300 Zähler ausbauen kann, sind intakt.
Kann Daniel Yule die Schweizer zum nächsten Slalom-Triumph fahren? Bild: APA/APA
Bei den Männern steht in Chamonix ein Slalom und ein Parallel-Riesenslalom an. Die männlichen Stangenkünstler sind aktuell unsere besten Punktesammler. Österreichs Team zeigte sich zuletzt zwar verbessert, aber in der Breite sollten Yule, Zenhäusern, Meillard, und Co. besser sein. Der Parallel-Riesenslalom ist offen. Eine Prognose schwierig.
Bei den Frauen begegnen sich die Schweiz und Österreich in Garmisch bei der Abfahrt und dem Super-G mehr oder weniger auf Augenhöhe. Die Schweizerinnen fuhren bisher in der Abfahrt 59 Zähler mehr ein, die Österreicherinnen im Super-G 132 mehr. Sicher ist wohl einzig etwas: Die Nationenwertung dürfte bis zum Schluss eine knappe Angelegenheit bleiben.